Welche Kamera passt zu mir?
Seit ich denken kann, nehme ich mir so ziemlich jede Knipskiste in die Hand und halte sie mir vor´s Auge. Angefangen hat alles mit „Papa, ich will auch mal“. Dann gab er mir vorsichtig sein Heiligtum, eine Adox mit 1.4/50mm Schneider-Objektiv.
Die hatte er immer dabei und dann hing er sie mir vorsichtig um. Die Entfernung musste ich schätzen und am Objektiv einstellen, dann die Blende, die ich solange verstellen musste, bis der Zeiger des Selen-Belichtungsmessers sich mittig einpendelte. Dann folgte der Klick. Nach einem Bild war aber auch gut, der Film hatte ja nur 24 oder 36 Bilder und die sollten den Ausflug über reichen.
Zur Konfirmation schenkte meine Schwester mir ihre Agfa Isomat Rapid, sie wurde mir leider im folgenden Schulausflug gestohlen. Freude hat sie gemacht, wenn auch nur kurz.
Zu Weihnachten bekam ich eine Agfa Pocket, so eine Ritsch-Ratsch-Kamera, mit den Filmkassetten. Grobkörnig waren die Bilder, so richtig verstanden fühlte ich mich von meinen Eltern nicht, als sie mir dieses Spielzeug schenkten, aber Papa hatte ja immer noch seine Adox. Und wenn wir gemeinsam unterwegs waren, sagte ich auch als Jugendlicher noch: „Papa, darf ich mal?“
Mit 18 Jahren verdiente ich mein eigenes Geld und traf Roland, der nebenbei für die Rhein-Zeitung schrieb. Und fotografierte. Er verkaufte mir seine Minolta X 700 Spiegelreflex, manuell scharf zu stellen. Mit einem 28mm-, einem 35-70mm- und einem 70-210mm-Objektiv und einer richtigen Fototasche. So, jetzt konnte ich auf Tour gehen, Bilder machen und vor allem eines beginnen: Erfahrungen sammeln. Mit schlechten Bildern. Nein, das lag nicht an der Kamera.
Trotzdem verkaufte ich sie nach meinem Zivildienst. Beruflich hatte es mich nach Minden verschlagen, mit dem ersten Geld und dem Verkauf der Minolta war die Zeit reif für eine Autofokus-Kamera mit allen erdenklichen Motivprogrammen und Objektiven. Eine Canon EOS 650 mit Motor.
Von 19mm bis 300 mm war alles dabei, meine Fototasche hatte ich mittlerweile gegen einen Fotorucksack getauscht und ich war immer noch der Meinung, dass ein 400er Film besser sei als ein 100er Film, weil er ja mehr kostet. Aber wer sollte mir das erklären? Auf jeden Fall wurden die Bilder besser, schafften es in Zeitungen und in einen Versandhauskatalog.
War ich in den nächsten Jahren beruflich in ganz Europa unterwegs, flog ich mit einer Delegation nach Russland, genauer gesagt nach Pskov. Ich machte wenig Bilder und dann stand an einem Abend Mascha, vielleicht 10 Jahre alt, verträumt in zu langer Jeans und einer Lederjacke am Ufer eines Sees im Abendlicht.
Mit dem 300er machte ich genau zwei Bilder. Ich näherte mich so vorsichtig, dass sie es nicht merkte. Beim zweiten Bild hatte ich vor allem eines: mein Bild von Russland. Obwohl noch einige Tage Zeit, legte ich ab jetzt die Kamera zur Seite. Ich hatte nichts mehr zu verpassen. Ich hatte es, mein Bild. Als ich es im Labor abholte, wurde ich nicht enttäuscht.
Es folgte ein gravierender Wechsel, ich kam nach Schleswig-Holstein. Erst die Leica Minilux, dann kam die Leica R 8 auf den Markt und so teuer sie war, sie sollte es werden. 135mm und 50mm Brennweite ohne Autofokus, keine Motivprogramme.
Den erst jetzt von mir entdeckten Schwarz-Weiss-Diafilm Agfa Scala und mein erstes Schwarz-Weiss-Labor veränderten mein Fotografieren. Zeit und Blende wurden mir schlagartig verständlich und Begriffe wie Schärfenebene und Schärfentiefe sollten von nun an bewusste Gestaltungsmerkmale werden.
Parallel übte ich mich im Mittelformat, mit der Rollei 6008 integral und der Rolleiflex 2.8 GX. Die ein oder andere Ausstellung folgte, Bilder für einen Reisekatalog und ein Ereignis, bei dem ich mir die Frage stellte:„Warum fotografiere ich eigentlich“? Ich fand keine Antwort und verkaufte alles.
Einige Jahre gab es nichts, was mich inspirierte außer immer noch die voran gegangene Frage. Es sollte dauern, bis ich wieder über eine Rolleiflex 2.8 FX zur Leica kam. Klein und dabei sollte sie sein und gut. So entschied ich mich für die Leica M 7. Mittlerweile war ja alles digital, aber ich blieb beim Film. Bis heute. Und heute, auch, wenn ich die Masse digital fotografiere, Bilder im Herzen entstehen immer noch analog. Nicht, weil es so viel kostet, lasse ich es, sondern weil es mir persönlich wert ist, mache ich es.
Welche Kamera passt zu mir? Foren, Tests und Magazine wollen uns weiss machen, sie wüssten es. Und wenn man deren Zeilen Glauben schenkt, ohne selbst herausgefunden zu haben, welches denn die richtige ist, hat man eines versäumt: sich zu entwickeln. Wie soll sich da ein Bild entwickeln?
Welche Kamera passt zu mir? Die, mit der ich Bilder mache, die mich selbst berühren. Bilder, die ich gar nicht mehr weg legen möchte. Die, die ich immer wieder hervorhole, um sie anzuschauen. Bilder, nicht für die Masse, sondern für die Galerie meines Herzens.

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Der letzte Satz bringt es auf den Punkt: Bilder für die Galerie meines Herzens! Die Kamera ist nur ein Werkzeug. Sie muß sich dem Zweck ihres Auftrags unterordnen. Wenn sie mir im Weg ist und mich behindert bei der Aufzeichnung meiner Emotionen, Eindrücke, Erlebnisse – dann läuft was falsch.
Und gerade da versagt die meiste moderne Technik : überfrachtet mit Funktionen, die kein Mensch braucht, lenkt sie ab oder stellt sich gegen uns. Kaum ein Hersteller bietet etwas an, was dem Prinzip des Vereinfachens folgt.
Schön, das es noch websites wie “weites land” gibt, die solche Denkanstöße abseits des mainstream bieten und zeigen, das es sich lohnt, die eigene Herangehensweise von Zeit zu überprüfen & der eigenen Kreativität auf diese Weise einen neuen Impuls schenken.
Mit freundlichen Grüßen aus Ostthüringen
Andreas