Portraits on Location von Vitali Brikmann, Rheinwerk Verlag

Im Sortiment eines der besten Foto-Fachverlage findet sich Portraits on Location von Vitali Brikmann. Nun findet man auf unseren Seiten in der Regel selten Menschenfotografie. Und doch widmen wir uns regelmäßig der Portrait- oder Veranstaltungsfotografie. Und zwar ebenso an jedem erdenklichen Ort. Da sind wir neugierig, mit einem jungen frischen Werk zum Thema neue Inspirationen zu finden. Wie schlägt sich dieses Fotohandbuch und für wen können wir es empfehlen?

Wie kann ich unkompliziert an nahezu jedem legalen Ort ein gutes Foto von einem Menschen machen? Diese Frage stellt sich Vitali Brikmann in seinem Fotohandbuch „Portraits on Location“, Rheinwerk Verlag. Und liefert zugleich zu unterschiedlichen Themen ebenso unterschiedliche Ansätze. Der Grundtenor besteht in der Bescheidenheit von Ort und Ausrüstung. Wie aber wirkt „Portraits on Location“ auf mich?

Ich selbst bin hin und her gerissen vor dem Hintergrund, selbst kein Portrait-Fotograf zu sein. Was nicht heißen soll, dass ich nicht portraitiere. Und da sind wir an einem Punkt, den ich mit der zurückliegenden Gesetzgebung von Anfang an bedauert habe: Es darf sich heute jeder „Fotograf“ nennen. Auch ohne Ausbildung. Der Begriff des Fotografen ist nicht mehr geschützt. So leben wir in einer Zeit, in der wir immer weniger differenzieren können, welchen Hintergrund der Mensch hat, der Bilder von anderen und anderem macht und uns verkaufen will. Wir senken damit unbemerkt den Anspruch an die Ergebnisse. Nein, nicht falsch verstehen- es gibt wahre fotografische Künstler ganz ohne Ausbildung. Deren Bilder haben richtig Pfiff. Genau diesen Pfiff, diesen WOW-Effekt, vermisse ich aber in diesem Buch. Die Bilder erzählen einfach keine Geschichte. Und entwickeln keine Spannung.

Man merkt diesem Buch die Smartphone-Generation an. Mit durchaus verspielten und um die Ecke gedachten Ansätzen. Aber irgendwie sehen die gezeigten Aufnahmen bis auf wenige Ausnahmen gleich aus. Ich suche vergeblich das Innere, den Ausdruck, der abgebildeten Menschen.

Dabei erinnere ich mich an ein Bild aus einer alten Lufthansa-Kampagne. Es war in schwarz-weiß. Eine dunkelhaarige Frau lief am Strand im dunklen Badeanzug, die schrie vor Freude. Man fühlte, man spürte förmlich die Emotionen, diese Körperspannung des Models. Wie oft habe ich mir dieses Bild angeschaut. Zuletzt vor über 20 Jahren. Es ist im Kopf geblieben. Genau diese Emotion vermisse ich in den gezeigten Portraits. Sie wirken eher zweidimensional, treten aus dem Bild nicht heraus. Und damit nicht aus der unzähligen Masse ähnlicher Bilder, die gerade in dieser Sekunde wieder entstehen und eine Sekunde später wieder vergessen sind.

Für wen ist Portraits on Location empfehlenswert?

Sowohl inhaltlich bildlich wie auch im eigenen Ergebnis sollte man keine Kunstwerke erwarten. „Portraits on Location“ ist aus unserer Sicht ein gutes technisches Einstiegswerk in die Alltagsfotografie von Menschen. Wer sich also in seiner Freizeit mit der Portraitfotografie auseinander setzt und nach neuen Ideen und Ansätzen sucht, für den werden die Anregungen hilfreich sein. Das Buch macht Mut, ohne großen Aufwand einfach mit Kamera, Objektiv und Model los zu legen.
 

221 Seiten, 2021
gebunden, broschiert, in Farbe
Rheinwerk Fotografie,
ISBN ISBN 978-3-8362-7669-6

Preis € 29,90

Blick ins Buch: hier.

Weitere Informationen und Bestellmöglichkeit gibt es hier

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