Traumstraßen in Norwegen | Hardanger und Hardangerfjord

Im südlichen und südwestlichen Teil von Norwegen zeigt sich das Land in seiner vielseitigsten Form. Traumstrände, schroffe Gebirge, Hochebenen und Gletscher sind nur ein paar Beispiele. Heute tauchen wir ein in den vielleicht grünsten Landesteil, bezogen auf die faszinierenden Farben der Natur. Der Hardangerfjord gehört zu den längsten und tiefsten Fjorden in Norwegen, aber auch zu den schönsten Fjorden in Norwegen. An seinen Südhängen der Hardanger befindet sich der Obstgarten des Landes.

Im späten Frühling blühen hier die unzähligen Obstbäume und im Herbst bringen die Früchte ihre Farbe. Unterwegs sorgen die im wahrsten Sinne des Wortes rauschenden Waserfälle die Steinsdalsfossen und Låtefossen bei Odda für spektakuläre Abwechslung. Wer von der atemberaubenden Traumstraße durch das Saudafjell nach Hardanger kommt, wird die unaufgeregte Strecke zu schätzen wissen.

Wer vom Süden kommt, muss sich in Håra entscheiden: für die Fahrt durch die Hardangervidda oder für die Fahrt entlang des Hardangerfjord in Richtung Bergen. Um es kurz zu machen: man sollte sich Zeit nehmen und beides machen. Dieses Mal haben wir uns für die Route Hardanger entschieden, die aber wie die Route Hardangervidda zu den schönsten Landschaftsrouten zählt. Für die Aktiven: Die Landschaftsroute Hardangervidda ist eher für rustikale Wanderer und die Landschaftsroute Hardanger für Radtouristen.

Wir kaufen uns in Håra noch ein wenig Proviant und frühstücken auf der Bank vor dem kleinen Laden, eh wir über die Europastraße E134 nach Norden aufbrechen. Wenig später werden wir nanhe Skare die Hauptstraße 13 nehmen und kurz darauf eine der tausend Sehenswürdigkeiten entdecken.

Einer der schönsten Wasserfälle Norwegens – Der Låtefossen

Es dauert nicht lange, da erreichen wir einen der schönsten und imposantesten Wasserfälle Norwegens, den Låtefossen. Ein alter, niedriger Viadukt lässt hier das Schmelzwasser aus der Hardangervidda unter der Straße passieren. Hier verbindet sich das Wasser mit einem Wildbach, dem wir schon von Beginn an folgen, er verläuft parallel zur Straße.

Ein Parkplatz lässt hier die Menschen im Fünf-Minuten-Takt aus- und einsteigen. Foto machen, weiter fahren, die Liste der Sehenswürdigkeiten abarbeiten. Ich werde dann immer ein wenig traurig. Es wirkt wie eine Trophäen-Jagd, deren Ergebnisse in den tiefen Kellern von Instagram zu den anderen Massen gelagert werden.

Dass es mal ganz anders war, davon zeugen Ruinenreste eines Hotels. Allerdings muss man dazu ein wenig klettern, was ohne Wanderschuhe unentspannt sein könnte. 

Wir verweilen einige Zeit und mit uns zwangsläufig auch der junge Mann in der Souvenier-Bude, der heute trotz Publikum nicht reich wird. Gut für die Umwelt. Der Begriff Souvenier kommt übrigens aus dem französischen und bedeutet: Erinnerung.

Odda, die heimliche Hauptstadt von Hardanger

Nach etwa zwei Stunden geht es für uns weiter in Richtung Odda zum Hardangerfjord. Der neben der Straße verlaufende Wildbach entwickelt sich stellenweise zu einem ruhigen und ausgedehnten kleinen Fluss, an deren Ufer so manche Kuh weidet.

Nach etwa 15 Kilometern vom Låtefossen entfernt  erreichen wir das für norwegische Verhältnis recht große Dorf Odda am Fuße des Hardangerfjord. Genauer gesagt an dessen Seitenarm, dem Sørfjord. Odda versucht den Spagat zwischen Industrie und Tourismus, ist jetzt keine romantisch verzückende kleine Stadt. Und doch fühlen wir uns schnell wohl hier. Wir nutzen den großen Parkplatz nahe des Schiffsanleger und lassen uns ein bisschen treiben. Etwa 6.745 Menschen leben hier. Vom Hotel über Geschäfte, Restaurants bis hin zu Fabriken und Werkstätten gibt es hier alles und so verwundert es kaum, dass Odda die heimliche Hauptstadt der Hardanger ist.

Was uns sogleich auffällt sind die Farben des Sørfjord bzw. des Hardangerfjord. Das Wasser färbt sich Smaragd- grün, so intensiv, dass der Verdacht aufkommen könnte, hier würde nachgeholfen. Aber wie beschreibt es Stefanie von indernaehebleiben.de:..jeder Kilometer birgt ein Wunder…

Eine schmale Straße führt aus Odda wieder heraus und wir empfinden, diese Landschaftsroute Hardanger zu den schönsten Straßen in Norwegen zu zählen, ist mehr als gerechtfertigt. Der Verkehr hält sich in Grenzen und so können wir immer wieder mal auch an engen Stellen anhalten und die Hardanger bewundern. Sie ist so ganz anders als das schroffe Gebirge des Saudafjell der letzten Tage. Aber es sind eben auch die Berge, die hier unten das Leben bereichern. Das zeigt schon kurz darauf eine kleine Industrieanlage, die heute ihre Tore als Museum öffnet. Denn wir erreichen das Wasserkraft- und Industriemuseum Tyssedal.

Wasserkraft- und Industrie-Museum Tyssedal

Ich liebe alte Industriearchitektur und bin immer wieder fasziniert, wie viel Mühe sich Architekten und Industrielle mit der Gestaltung ihrer Fabriken gemacht haben. Nicht vergleichbar mit der heutigen Industriearchitektur, bei der es nur noch auf Preis und Geschwindigkeit ankommt.

Aber das Wasserkraft- und Industrie-Museum Tyssedal im Hardanger ist so ein Beispiel, wie schön Funktion sein kann. Schon von weitem fällt der riesige Gebäudekomplex an den Ufern der Sørfjord /Hardangerfjord auf. Steil führt die kleine Zufahrt herunter.

Gut sichtbar sind die steilen Fallrohre aus der Hardangervidda, in denen das Gebirgswasser hinunterstürzend die Turbinen antrieb. Faszinierend, solche robuste und alte manuelle Technik aus den Anfängen des vorigen Jahrhunderts erleben zu dürfen. Bis 1996 war das Wasserkraftwerk Tyssil in Betrieb. Nicht ohne Grund liegt es auf der europäischen Route für Industriekultur. Sein Wasser bezog das Wasserkraftwerk Tyssil aus einem Stausee in den Bergen der Hardangervidda, dem Ringedalsvatn.

Trolltunga und die genervten Retter aus der Hardanger

Nicht weit von hier befindet sich auch der Einstieg in eine aufregende Wamderung, hoch zum populären Trolltunga, der Trollzunge. Nun wundere ich mich schon, dass jeder zum nächsten Bäcker mit dem Auto fährt aber so konditioniert dem Zwang der Selbstdarstellung auf Instagram und Co folgen muss.

Die etwa 22 Kilometer lange Route hat es nämlich in sich und: sie muss auch wieder zurück gelaufen werden. Nun gehöre ich zu denen, die auch mal einige Wochen zu Fuß oder auf Ski im norwegischen Gebirge unterwegs waren. Und so sind mir zur Landschaft passende Wanderschuhe, Winterbekleidung, Proviant und Schlafutensilien ein Begriff. Auch kann ich die durchaus tödliche Glätte eines feuchten Steines abschätzen, vor allem, wenn er ins Nichts führt.

Aber viele Touristen augenscheinlich nicht. Und so kommt es immer wieder zu aufwendigen Rettungseinsätzen mit der Folge, dass immer weniger ehrenamtliche Bergretter von ihren Arbeitgebern freigestellt werden.

Um es kurz zu sagen: So schön und spektakulär die Bilder sein mögen, die Strecke ist etwas für Wanderprofis. Nichts für Spaziergänger. Wir haben unsere kleinen Kinder dabei und uns deswegen gegen diese Tour entschieden.

Hardanger ist Obstanbaugebiet

Die Hardanger ist schon seit dem 14. Jahrhundert Obstanbaugebiet. Die zum Teil schmalen Hänge hinunter zu Hardangerfjord sind mit Obstbäumen besetzt, so weit das Auge reicht. Und so bietet gerade die Zeit Mai / Juni ein wahres Blütenmeer vom Obststräuchern und kleinen Bäumen. Immer wieder entdecken wir kleine Übernachtungsmöglichkeiten und kleine Obstcafés. Im Herbst wird hier geerntet. Und das wird von zahlreichen Veranstaltungen in der Hardanger fröhlich begleitet.

In Kinsarvik erreichen wir den Hauptarm des Hardangerfjord. Von hier aus führt eine Fähre über den Sørfjord nach Utne und, wenn gewünscht, weiter auf die andere Seite der Hardanger nach Kvanndal.

Wir entscheiden und, die Hardangerbrua auf die andere Seite des Hardangerfjord zu nehmen. Geradewegs könnten wir alternativ von der Hardanger in die Hardangervidda fahren, immerhin dem größten Hochplateau in Europa. Vor Jahren bin ich dort gewesen und es fällt mir schon schwer, diesen Teil auf das nächste Jahr zu verschieben.

Also wechseln wir die Seiten der Hardanger und nehmen die Hardangerbrua. Sie ersetzt seit 2014 auf einer Länge von 1380 Metern die Fähre zwischen Brimnes und Ulvik auf der Nordseite. Die Hardangerbrua mutiert mit ihrer Höhe von 202 Metern sicherlich zu einem der Wahrzeichen der Hardanger.

Im Anschluss führt der Weg in einen modernen Tunnel, der alleine schon sehenswert ist. Denn wann hat man schon einen hell erleuchteten Kreisverkehr unter Tage? Der Spaß hat natürlich seinen stolzen Preis, aber in Norwegen werden eben die Nutzer zu einem Teil zur Kasse gebeten.

Hardanger Rastplatz Steinstørberget

Nun fahren wir entspannt an der Nordseite der Hardanger, dicht entlang am Hardangerfjord. Bald entdecken wir einen der schönsten Rastplätze in Norwegen. Und Norwegen gibt sich in der Gestaltung von Rastplätzen sichtlich Mühe. Gleich im mehreren Stufen am Wasser der Hardanger gelegen lädt Steinstøberget zum Verweilen ein. Hier werden wir unser Abendessen genießen. Wir könnten hier sogar angeln oder grillen. Die Hardanger lässt am Rastplatz Steinstøberget keine Wünsche offen. Und wo kann man schon in solch traumhafter Umgebung wie der Hardanger sein Abendbrot genießen? Vor uns liegt der Gletscher Folgefonna und in ganzer Breite der Hardangerfjord.

Wasserfälle in der Hardanger | Steindalsfossen

Weiter führt die schmale Straße immer entlang des Hardangerfjord, die Schönheit der Hardanger kann man kaum mit anderen Regionen in Norwegen vergleichen. Und wollte man alle Wasserfälle in Norwegen besuchen, das Leben würde nicht reichen. Einer der schönsten Wasserfälle in Norwegen wird uns aber in Kürze begegnen. 

Der Steinsdalsfossen in der Hardanger wirkt auf uns wie eine künstliche Parkanlage, so unwirklich. Das besondere an ihm. Wir können hinter dem Steinsdalsfossen her laufen. Ein schöner Weg führt geradezu auf eine schräge Ebene, die hinter dem Wasserfall entlang verläuft. Der Steinsdalsfossen ergießt sich sozusagen über uns hinweg ins Tal. Die Wassermengen sind gerade in Zeiten der Schneeschmelze, also im Mai und Juni, ziemlich beachtlich.

Und auch hier setzt sich die malerische Umgebung fort mit kleinen historischen Häusern, einem beschaulichen Café mit Blick auf den Wasserfall und einer alten Steinbogenbrücke. Landleben kann so schön sein und irgendwie möchten wir hier gar nicht wieder weg.

Flydalsjuvet, Geirangerfjord, Geiranger, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph.

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