Europastraße E69 Olderfjord – Nordkap: Die nördlichste Straße der Welt*

Einmal im Leben ans Nordkap fahren… Dieser Wunsch ist heute so leicht erfüllbar wie nie zuvor. Jedes Jahr zieht das Nordkap etwa 200.000 Menschen an und sie nehmen so ziemlich jedes Verkehrsmittel, dass zur Verfügung steht. Neben der Reise mit den Hurtigruten ist sicherlich die Anfahrt über die Straße die stilvollste. Ganz gleich, ob mit dem Fahrrad oder Motorrad, Traktor, Bulli, Wohnmobil oder Reisebus, die letzten 129 Kilometer führen auf der nördlichsten Straße der Welt* zwischen Olderfjord und dem Nordkap über die Europastraße E69 und damit über eine der schönsten und aufregendsten Verkehrswege.

(*mit Anbindung an das internationale Straßennetz)

Gäbe es die Europastraße E69 nur in ihrer ursprünglichen Form, kaum ein Mensch würde sie beachten. Denn bis ins Jahr 1977 konnte man das Nordkap auf der Insel Magerøya lediglich mit dem Postschiff erreichen, eine Straßenverbindung gab es schlicht nicht. Die schmale Straße führte lediglich bis auf die Halbinsel Repvåg, einer Fischersiedlung. Denn ab dort wird das zerfranste Schiefergebirge steil und unüberwindbar. Stürme und Schneeverwehungen haben das Gebiet in der langen Winterzeit fest im Griff. Man schaue sich nur die scharfkantig geformten Schieferfelsen an. Das ist der beste Weg, die Naturgewalten entlang der heutigen Europastraße E69 zu verstehen.

Die Straßenanbindung an das Nordkap

Und doch nahm der Verkehr auf die Insel Magerøya und zum Nordkap kontinuierlich zu, dass man sich letztendlich, sicherlich auch aus strategischer Sicht, für eine Straßenverbindung zur Insel entschloss. Zusammen mit der Freigabe der Europastraße E69 ging auch die Fähre ab Kåfjord in Betrieb, die nun komfortabel den Straßenverkehr nach Magerøya und zum Nordkap bringen konnte.

Die Bezeichnung der Europastraße E69

Zunächst trug die Straßenverbindung von Oldesfjord bis nach Kåfjord die Bezeichnung Nummer 95. Zu dieser Zeit bezeichnete man die Strecke zwischen Ålesund und Dombås als Europastraße E69. Doch mit der Neuordnung im Jahr 1992 des Straßensystems bekam die alte Europastraße E69 nun die Bezeichnung Europastraße 136. So war der Weg frei, die Nummer E69 zu vergeben und so wurde die Verbindung zwischen Olderfjord am Porsangerfjord und dem Nordkap zur Europastraße E 69.

Die Europastraße E69 und der Stau in Kåfjord

Das Nordkap zog schon immer Menschen an. Und je komfortabler die Straßen wurden, um so mehr kamen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Vor allem zu Midsommer zieht es Kolonnen von Wohnmobilen und Fahrzeugen über die Europastraße E69 hin zum Nordkap. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Fähre in Kåfjord schnell überlastet war und sich der Verkehr vor dem Fährhafen kilometerlang staute.

Die Regierung stellte sich diesem Problem, natürlich auch mit Hinblick auf mögliche Zuwächse des Tourismus auf Magerøya und dem Transport von Fisch auf das Festland und beschloss das umfangreiche FATIMA-Projekt (Fastlandsforbindelsen til Magerøya) über die Europastraße E69. Übersetzt steht die Abkürzung für Festlandverbindung nach Magerøya.

Das Projekt beinhaltete den durchgehenden Ausbau der Europastraße E69 bis nach Honningsvåg und sollte eine Fährverbindung überflüssig machen. Das war ein sehr ehrgeiziges Projekt und beinhaltete den Straßenbau auf einer Länge von 28,6 Kilometern. Dazu gehörten der Bau von drei Tunnel und einer Brücke. Vom Festland aus gesehen war der Bau des 6.9 Kilometer langen Nordkap-Tunnel sicherlich die größte Herausforderung. Denn dieser führt die Europastraße E69 unter der Barentssee zur Insel Magerøya  mit einer Tiefe von 212 Meter unter dem Meeresspiegel. Dadurch hat die Europastraße E69 ein Gefälle bzw. eine Steigung von neun (!) Prozent. Das ist nichts für schwache Motoren oder schwache Bremsen.

Auf der Insel gehörte der Bau der 520 Meter langen Veidnes-Brücke, dem 195 Meter langen Sarnest Tunnel und dem 4.4 Kilometer langen Honningsvåg-Tunnel zur Anbindung des Nordkap an die Europastraße E69. Damit entstanden die zwei längsten Tunnel in der Finnmark. Sowohl der Nordkap-Tunnel wie auch der Honningsvåg-Tunnel sind an beiden Öffnungen mit Wintertoren versehen, die sich automatisch öffnen. Damit wird Frost- und Eisbildung im Inneren der Tunnel verhindert.

Am 15. Juni 1999 wurde dieser Abschnitt der Europastraße E69 dem Verkehr frei gegeben. Für den Nordkap-Tunnel hieß das zunächst, eine hohe Maut zu bezahlen. Wir haben die Ehre, auf unserer vorletzten Tour zu den letzten Maut-Zahlern gehören zu dürfen, da die Erhebung der Maut auf der Europastraße für den Nordkap-Tunnel  am 29. Juni 2012 um 17.00 Uhr endete. Übrigens ist der Nordkap-Tunnel  auf der Europastraße E69 der zweitlängste Unterwasser-Tunnel der Welt.

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