Gottes vergessene Dörfer: Äskhults By

Von der Hauptstraße ab, ein paar Kilometer die kleine Landstraße entlang, vorbei an Wiesen und Felder, dann abbiegen und die schmale Straße hinauf in den Wald- irgendwo dahinter befindet es sich, das alte und schon fast vergessene Bauerndorf Äskults By. 

Wir haben uns von unserer Verwandtschaft in Kungsbacka verabschiedet, unsere Weiterfahrt ist noch ganz offen.Wir beschließen, eine langsame Rückfahrt anzutreten und vielleicht noch fünf Tage in der Kommune Kungsbacka zu bleiben. Mehr oder weniger durch Zufall stoßen wir auf das ehemalige Bauerndorf Äskhults By, in dem heute kein Mensch mehr wohnt und doch so viel Leben ist.

Etwa 20 Kilometer liegt es südöstlich von Kungsbacka, irgendwann zeigt ein Hinweis für Sehenswürdigkeiten die Richtung nach Äskhults By. Auf der Anhöhe gleich hinter einer Waldbühne gibt es einen stark abfallenden Parkplatz, ungeeignet also zum Wildcampen. Die letzen 200 Meter muss man schon zu Fuß zurück legen, will man das ehemalige Dorf, Äskhults By, erreichen.

Lange hat es gedauert, bis wir auf Äskhults By gestoßen sind, gerne wären wir schon früher genau hier her gereist. Dabei liegt es lange, sehr lange zurück, dass Menschen Äskhults By für sich entdeckten udn ihm zunächst den Namen Eskholtt gaben.

Vermutlich ließen sich die ersten Siedler bereits in der Bronzezeit hier nieder, also vor etwa 2.700 Jahren. Einige archäologische Funde bestätigen darüber hinaus auch eine Besiedelung in der Eisen- und Wikingerzeit.

Das ist für uns nicht weiter schlimm, aber uns interessiert eher die jüngere Geschichte, zu der wir irgendwie noch eine Verbindung haben. Immerhin, der urpsrüngliche Name leitet sich wohl aus einem reichen Eschenbestand der Umgebung ab. Den Namen Äskhult soll es aber bereits ab mindestens 1592 gegeben haben.

In Äskhults By entstanden jedenfalls vier Höfe, deren Besitzer in einem gerichtlichen Dokument in Kungsbacka im 17. Jahrhundert eingetragen wurden.

Man baute in der Mitte des kleinen Dorfes einen lehmigen Platz und da herum ordneten die Besitzer ihre Höfe Bengts, Derras, Jönsas und Göttas. Insgesamt entstanden 11 Gebäude, deren Gärten bis heute von den typisch småländischen Zäunen und Steinmauern eingefasst sind.
Kreuzförmig führten schmale Wege durch Äskhults By, die sich am Dorfplatz schnitten. In jeden Viertel dieses Straßenkreuzes lag ein Hof mit seinem entsprechenden Land.
Zu jeden Hof gehörten fünf bis sechs Morgen Land, angebaut wurde Faserflachs, Schwarzhafer, Korn und Frühlingsroggen. Als Tierfutter nutzte man gerne das Laub der Eschenwälder.

Der Anbau des Flachs war der größte Gewinnbringer in Äskhults By, denn die Bauern sponnen ihn selbst und ihre Frauen webten daraus  mit eigenen Webstühlen Textilien und kleine Teppiche. Diese Produkte wurden dann auf den Märkten der Umgebung verkauft.

Dann wurde es still in Äskhults By

Das kleine Dorfleben brachte einen Reichstagsabgeordneten und manchen Schöffen am Gericht Kungsbacka hervor, entsprechend angesehen war Äskhults By. Doch irgendwann gab es keine Nachfahren mehr, die diese beschwerliche Arbeit fortführen wollten. Längst hatte die industrielle Revolution auch die Landwirtschaft verändert, ebenso die Herstellung von Textilien.Ebenso sind alleine 15 junge Menschen aus Älskhults By nach Amerika ausgewandert.  Äskhults By drohte, ein Geisterdorf zu werden und vor sich hin zu rotten.

Doch es gab einen, der liebte Äskhults By und er tat alles, um es zu erhalten. Immer wieder rannte Nils Brogren aus dem benachbarten Släp Türen ein und suchte Unterstützung, um den Verfall zu verhindern. Er hatte sich intensiv mit der Historie von Äskhults By beschäftigt und hatte großen Anteil daran, dass im Jahr 1945 die Höfe Jönsas Gård und Götta von der Diözese Göteborg gekauft wurden, im Jahr 1958 konnte sie auch den Hof Bengts Gård und 1962 Derras Gård übernehmen. Im weiteren Verlauf des Artikels stellen wir Nils Bogren vor.

Auferstehung in Äskhults By

Bereits 1963 wird die Stiftung Äskhults Gamla By gegründet, welche die komplette Anlage von der Diözese pachtet, ab 1996 aber komplett in den eigenen Besitz übernimmt. Um die Pflege und Erhaltung und um das Programm kümmern sich die Provinz Halland und die Gemeinde Kungsbacka.

Regelmäßig werden Fünf-Jahres-Pläne erarbeitet, jährlich alle Gebäude auf Schäden überprüft und auf traditionelle Art und Weise in Stand gesetzt.

Besuch wie bei Freunden – in Äskhults By

Heute sind wir hier, sehen schon vom Parkplatz die Silhouette des oben liegenden Dorfes Äskhults By und lassen uns empfangen von den vielen farbenprächtigen Wildblumen, die sich über die Feldsteinmauern beugen. Die Kühe geben ihr Stell Dich ein und grasen im Schatten der Bäume.

Dann sind wir im Dorfkern von Äskhults By, sehen das üppige Wohnhaus des Bengt Pehrsson, einst Schöffe und Reichstagsabgeordneter. Etwa um die Wende 18. Jahrhundert/19. Jahrhundert lebte er hier, heute genießen wir seine Räumlichkeiten als Café und kleinem Shop. Hier bezahlen wir den Eintritt für dieses offene Museumsdorf Äskhults By, um uns dann bei einem Kaffee und kleinen Kuchen in die gute Stube zu setzen und die Einrichtung auf uns wirken zu lassen.

Mehr über Äslhults By

Die komplette Geschichte des alten schwedischen Bauerndorfes erzählen wir hier.

Wer das Museumsdorf Äskhults By besuchen und dessen Programm erleben möchte, kommt hier auf die offizielle Website von Äskhults By.

Alle Aufnahmen in diesem Artikel entstanden mit Leica SL und Leica SL APO 2.0 / 75mm asph. Aufnahmzeitpunkt ist Mitte September.

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