Christian Lassen´s Museum Jardelund | Entlang der Grenze Deutschland – Dänemark
Jedes noch so kleine Kaff hat heute sein eigenes Museum. So haben wir auch das kleine Dorfmuseum in Jardelund nahe der Grenze Deutschland– Dänemark entdeckt. Aber lohnt sich ein Besuch hierher? Heute sind wir zu Gast im Christian Lassen´s Museum Jardelund.
Um es vorweg zu nehmen: Ja, das lohnt sich unbedingt! Und wir verraten an dieser Stelle auch, warum das Christian Lassen´s Museum in Jardelund so besonders ist.
Eigentlich ist das Christian Lassen´s Museum in Jardelund gar kein richtiges Museum. Vielmehr handelt es sich um einen Hof mit Gastwirtschaft, an dem der letzte Besitzer einfach nicht zurück gekehrt ist. Alles ist hier an seinem Platz. Die Wäsche in den Schränken, die verstaubten Schnapsflaschen im Schuppen und das Spielzeug auf dem kleinen Tisch im Kinderzimmer. Selbst die Seife auf dem kleinen Nachtisch mit der Waschschüssel ist noch originalverpackt.Und die Schallplatte ist bereits aufgelegt und wartet darauf, dass das Grammophon gleich angekurbelt wird.
Fast habe ich Angst, ich werde gleich hinausgeworfen, wenn der Besitzer wieder kommt. Aber nein, die Befürchtung muss ich nicht haben. Heute führt mich Gudrun Lemke durch die Räume des Christian Lassenßs Museum Jardelund und erzählt mir die Geschichte dieses magischen Ortes. An dem wir uns übrigens sofort zuhause fühlen.
Das Gebäudes des Christian Lassen´s Museum in Jardelund stammt aus dem Jahr 1892. Eigentlich wäre es von 1721, hätte nicht ein Feuer im Jahr 1889 alles zerstört. Aber so wurde der Peter Lassen Hof, das heutige Christian Lassen´s Museum in Jardelund wieder aufgebaut. Und so wurde seitdem auch nichts weggeworfen. Weder der Hochzeitsanzug noch das Taufkleid. Noch nicht einmal einer der über eintausend Briefe. Von den zahlreichen Fahrrädern und Landmaschinen ganz zu schweigen.
Der letzte Bewohner des heutigen Christian Lassen´s Museum in Jardelund war tatsächlich der Bauer Christian Lassen. Er wurde am 8. Juli 1908 geboren und verstarb am 4. September 2003. Er lebte bescheiden, aber er wusste auch, was er wollte und ging gradlinig seinen Weg. Ihm war es ziemlich egal, ob anderen seine Meinung gefiel.
Obwohl er auf der anderen Seite wieder sehr zurückhaltend und in gewisser Weise öffentlichkeitsscheu war. Christian Lassen war eben von Herzen ein echter Bauer. Seine Liebe galt dem Hof und seinen Tieren. Gleich dahinter kam seine tiefe Verbundenheit zum Grenzland und vor allem zu seinem Dorf Jardelund.
Der Zweite Weltkrieg war gerade vorüber, setzte Christian Lassen alles daran, bereits 1945 den Südschleswig Verein SSF in Medelby zu gründen. Ihm lag das gute Miteinander zwischen den Dänen und Deutschen in dieser einzigartigen Region schon sehr am Herzen. Einge Jahre lang engagierte sich Christian Lassen dann auch für den SSW im Gemeinderat.
Erleben lässt sich im heutigen Christian Lassen´s Museum über 100 Jahre Familiengeschichte. Seine Mutter Lene Lassen verlor ihren Mann im Ersten Weltkrieg 1917. So stand sie da, mit neun Kindern, dem Hof mit 80 Hektar, 10 Hektar Torfmoor und bis 1943 der kleinen Schankwirtschaft. Eines der Kinder starb im Alter von einem Jahr. Eines der Mädchen starb mit 15 Jahren an der spanischen Grippe. Ein Sohn galt im Krieg 1945 als vermisst. Er hatte den gleichen Namen wie der im Krieg gefallene Vater.
Für die Mutter war das Leben ohne ihren Mann eine Qual. Ihren Kindern wünschte sie ein besseres Leben und so verbot sie ihnen, zu heiraten. Alle hielten sich daran. Streng war sie und diszipliniert. In den Wintermonaten wurde gestrickt und genäht. Die Winter waren eisig und verschneit- da brauchte es warme Kleidung. Einiges liegt im Korb des Handarbeitsraumes gleich vor dem Schlafzimmer.
Die vier Mädchen bekamen eine vollständige Aussteuer. Wäsche, Geschirr, Silber… Doch was brauchten sie, wenn sie keine eigene Familie haben durften. Und so findet sich nahezu die gesamte Aussteuer heute in den Schränken und auf den gedeckten Tischen im Christian Lassen´s Museum in Jardelund.
Nach dem Tod der Mutter übernahm Christian Lassen den Hof. Er war geprägt von harten Regiment seiner Mutter, nur deren Härte hatte er nicht übernommen. Dafür aber die Sparsamkeit udn Wertschätzung von alldem, was mit der Zeit angeschafft wurde. Wegwerfen würde er nichts. Denn alles kann man irgendwann für irgendwas verwenden.
Viel Arbeit, wenig Vergnügen, da wurden auch die vielen geschenkten Flaschen Likör oder Schnaps irgendwo gesammelt, aber nicht getrunken. Die letzte Kiste mit den leeren Bierflaschen, die hat er nicht mehr geschafft zurück zu geben. Aber sie hat auch ihre Produzenten überlebt und steht heute irgendwo im Schuppen bei den verschlossenen Flaschen.
Überhaupt ist die Scheune und der ehemalige Kuhstall ein Erlebnis für sich. Ich liebe solche Umgebungen. Man könnte mich stundenlang hier einschließen und ich würde nicht aufhören zu entdecken. Das Joch für das Vieh oder die Ersatzräder für die Transportkarren auf den Fensterbänken, die zahlreichen landwirtschaftliche Geräte, die Pflüge und Werkzeuge…. Das traumhafte Licht, welches durch die Fenster scheint und die Atmosphäre untermalt… Immer noch muss hier sortiert werden, so umfangreich sind die Gegenstände. An ihrer Stelle überwinterte früher das Vieh.
Bis zwei Jahre vor seinem Tod führte Christian Lassen seinen Hof. Er kümmerte sich rührend um die Kühe, die gerade geborenen Kälber und die Pferde. Aber sein Haus, das heizte er mühsam mit Torf. Eine Heizung gab es nicht. Die große Küchenhexe mit Kaffeeröster (für Getreidekaffee), den Bügeleisen oder dem Waffeleisen wärmte die Küche. Der Kamin in der guten Stube sorgte eben nur dort für die Wärme. Erst als Peter Lassen in hohem Alter eine schwere Krankheit im Krankenhaus gut überstanden hat, ließ er sich zum Einbau einer Heizung hinreißen.
Dabei war die Familie Lassen die arm. Was man an den zahlreichen Gegenständen auch aus seiner Kindheit im Christian Lassen´s Museum entdeckt, ist alles bis hin zum Spielzeug sorgsam und wertig ausgewählt und hatte bereits zu seiner Zeit einen recht hohen Wert. Aber man muss sich nur das Sammelsurium an Fahrrädern anschauen, dann bekommt man ein Gefühl für die Sparsamkeit von Christian Lassen und seinen Geschwistern. Denn funktionierte ein Fahrrad nicht mehr, diente es immer noch als Ersatzteilspender. Was Christian Lassen unserer heutigen Wegwerfgesellschaft wohl zu sagen hätte…
Christian Lassen war durch und durch Selbstversorger. Mitunter fuhr er in den Citti-Markt nach Flensburg und probierte sich so durch. Aber was man selbst produzieren konnte, musste man nicht kaufen. Im kleinen Melkraum machte er selbst seine Butter selber. Die alte Petroleum-Laterne steht noch auf dem Fenstersims. Und die Milchkannen, sie hängen noch ausgespült an der Wand.
Wo gearbeitet wird, da wird auch gefeiert, da wird gegessen und getrunken. Aber das Gesellige, das überließ Christian Lassen den Gästen in der Erinnerung an die alt Schankwirtschaft. Zu dieser gehörte auch die Tanzdiele, sonst als Durchfahrt für Pferd und Wagen gedacht. Heute erinnern einige alte Radios an jene Zeit, sogar ein altes Bang & Olufsen. Auf der Tribüne der Musiker, die zum Tanz aufspielten, wartet die Geige, wieder zu erklingen.
Heute können Besucher des Christian Lassen´s Museum im Jardelund hier den frischen Kaffee und die ebenso frisch gebackenen Waffeln probieren oder ihr eigenes Picknick auspacken. Und vielleicht dabei in ein virtuelles Zwiegespräch mit Christian Lassen treten, dessen Geist in all diesen Räumen lebendig ist.
Christian Lassen überlebte seine Familie und wollte, dass der mehr als 250 Jahre alte Hof für die Nachwelt erhalten blieb. Er übergab sein Erbe einer Stiftung mit der Maßgabe, daraus ein Museum zu machen.
Ein Jahr nach seinem Tod wurde das Christan Lassen´s Minde Museum in Jardelund eröffnet. Nichts wurde renoviert, entfernt oder verändert. Das Christian Lassen´s Museum in Jardelund zeigt heute noch den Originalzustand, den Christian nach seinem letzten Besuch so hinterlassen hat.
Das Christian Lassen´s Minde Museum befindet sich im Kupfermülenweg 4 in 24994 Jardelund. Es hat jeden Freitag zwischen 14.00 und 17.00 Uhr geöffnet, für Gruppen nach Vereinbarung.
In den Sommermonaten gibt es darüber hinaus schöne Veranstaltungen, insbesondere für Familien und Kinder. Unsere beiden kleinen Kinder sind mit mir ganz beseelt nach Hause gefahren und fragten, wann wir wieder hier her fahren.
Telefon des Christian Lassen´s Museum Jardelund: 04605 / 989 (Gudrun Lemke priv.)
p.s.
Gerne freut sich das ehrenamtlich geführte Museum über jüngere und jung gebliebene Menschen, sich hier ebenso ehrenamtlich zu engagieren. Vielleicht wäre das eine tolle Familienaufgabe.
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