Macht die Steinmännchen platt – aber mit Gefühl

Wir kennen das: Irgendwo in Frankreich hat mal jemand ein Liebesschloss an ein Brückengeländer gehängt, plötzlich hängt dieser ziemlich massenkreative Kram an  jedem Geländer und beeinträchtigt mitunter deren Statik. Einen vergleichbaren Unsinn treibt unsere Selfi-Karawane überall in der Natur: mit den berühmten Steinmännchen.

Nun sind wir selbst Touristen und da gehört es dazu, am liebsten alle anderen Touristen verbannen zu wollen. Allerdings liefern immer mehr Touristen nachhaltige Gründe, immer mehr Verbote auszusprechen und immer unerwünschtere Resonanz zu bekommen- in diesem Fall von der unsinnigen Züchtung der ach so langweiligen Steinmännchen.

Steinmännchen bauen verboten!

Ich habe es nicht glauben wollen, aber mittlerweile wird am Polarkreis das Errichten von Steinmännchen offiziell verboten, bei Missachtung kann es richtig teuer werden. Das es sich dabei nicht nur um die Begrenzung ausufernder Langweile handelt, sondern im Erhalt von Natur, Orientierung und Kulturlandschaft, würde auffallen, wenn sich unsere Gesellschaft endlich einmal wieder bemühen würde, nachzudenken.

Den größten Gefallen, den Touristen der Landschaft tun können, ist: Nichts zu tun. So, wie es unsere kleinen Kinder im Laden schon lernen: gucken ja, anfassen nein! Fotografen halten sich daran, sie kommen an die verlassensten Orte und  lassen alles, wie es ist. Nur die Selfi-JüngerInnen scheinen dieses Prinzip nicht zu kapieren.

Warum gibt es eigentlich Steinmännchen?

Steinmännchen sind eine alte Form der Wegmarkierung im Gelände. Wer einmal in der Landschaft gewandert ist und sich orientieren musste, wird diese Form von Weghinweisen zu schätzen wissen. Und der wird Steinmännchenbauer am liebsten so platt machen wollen wie die illegalen Steinmännchen selbst, wenn er sich deretwegen im Neben verläuft. Solcher Unsinn kann also in diesem Fall Lebensgefahr für den Wanderer bedeuten.

Dass Steinmännchen in nordeuropäischen Ländern Trolle beschwichtigen sollen, mag sein. Aber es ist statistisch noch kein Übergriff von diesen urigen Wesen auf die Menschheit erfasst worden.  Aber auf jeden Fall reichen den Trollen die offiziellen Steinmännchen von Orten, wo sie auch hingehören.

Nicht selten wurden und werden mit Steinmännchen auch Grenzen markiert.

Warum die Steinmännchen gerne aussterben dürfen

Ein Grund, warum die illegalen Steinmännchen gerne verschwinden dürfen, ist bereits genannt. Die weiteren Gründe sind kurz und schnell genannt.

Zum einen wird die hiesige oft unter besondern Schutz stehende Kulturlandschaft zerstört. Nicht selten sind Touristen so blind für ihre Umgebung, dass sie sich an historischen Steinhäufungen wie Grabanlagen oder gar an Grenzen und Steinmauern vergreifen.

Auch das bloße Aufheben und Versetzen von Steinen gleich welcher Größe kann fatale Folgen haben. Denn oft sind unter den Steinen Tiere zuhause, die wichtig für die Landschaft, wichtig für die Natur sind. Von kleinen Insekten bis zu Salamandern, die schlagartig unnötig gestört werden und ihr Zuhause, ihren Schutz verlieren. Zum anderen decken auch kleine wie größere Steine Wurzeln ab, die durch Wegnehmen auf einmal ihren Halt verlieren und der Sonne schutzlos ausgesetzt sind. Diese Pflanzen werden kurz darauf absterben.

Wie aufwendig es ist, Steinmännchen wieder zu beseitigen und wie man es umsichtig selbst tun kann

Steinmännchen, die aus Spaß, also illegal errichtet werden, müssen mühsam wieder beseitigt werden. Sie einfach umzustoßen, wäre ein weiterer Schaden. Steinmännchen müssen von Hand Stein für Stein abgebaut und vorsichtig in der Natur verteilt werden. Oft müssen Grabfelder wieder rekonstruiert und Steinhäufungen mühsam repariert werden. Steinmauern können instabil werden, benötigen also aufwendige und mühsamer Reparaturen.

Die größte Hilfe ist, Steinmännchenbauer auf ihren Unsinn hinzuweisen und selbst keine Steinmännchen zu bauen.

Und bei diesem inflationären Ausdruck von Dummheit und Unkreativität wäre es doch eher peinlich, sich dem ICH-Club der Selfi-JüngerInnen anzuschließen und damit zu zeigen, wie viele Menschen schon vorher auf die eh schon abgedroschene Idee gekommen sind.

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