Schleswig – die Domstadt am Ostseefjord Schlei
Schleswig als Residenzstadt des einstigen Schleswig könnte irgendwie etwas angestaubt daher kommen. Noch vor wenigen Jahren hätte man damit sogar richtig gelegen. Es gibt das Schloss Gottorf, den Schleswiger Dom und die Schlei. Doch in den letzten 20 Jahren hat Schleswig Gas gegeben und sich zu einer modernen Kleinstadt mit hoher Lebensqualität gewandelt. Und zwar quer durch alle Generationen. Das Nørden-Festival als einzigartiges Musik-Kultur-Erlebnisfestival in Nordeuropa hat sich seit einigen Jahren etabliert und ist bestes Beispiel dafür.
Schleswig und seine Sehenswürdigkeiten
In unseren Augen hat der Begriff „Sehenswürdigkeiten“ im Kern ausgedient. Vielleicht könnte man ihn mit „Erlebenswürdigkeiten“ austauschen. Damit ist keineswegs der reine Spaßfaktor gemeint. Vielmehr leben, fühlen und gedanklich und emotional bleiben.
Unter Sehenswürdigkeiten wird uns wohl sofort das Schloss Gottorf, den Wikingturm und den Schleswiger Dom einfallen. Aber was hat das mit erleben zu tun? Aber wie wäre es mit einer Verkleidungsparty in einem Schloss? Oder einem Barock-Festival am Schleswiger Holm, dem Nørden-Festival auf den Schleiwiesen? Dem Louisenbad an der Schlei? Der Boots- und Hausbootvermietung? Dem Erdbeercafé am Schleswiger Dom oder den einzigartigen Heiligabendgottesdiensten und unvergesslichen Konzerten im Schleswiger Dom? Einem Ausflug ins kleine Brauhaus, Lustwandeln in einem traumhaften Garten? Einen Ausflug in die Wikinger-siedlung nach Haithabu oder gar das Mittelaltertheater auf der Freilichtbühne?
Schleswig ist eine quirlige Kleinstadt. Und es wird ein paar Artikel brauchen, sie wirklich vorzustellen. Fangen wir mit diesem Artikel an.
In Schleswig stößt man auf Spuren aus einer etwa 1000 jährigen Geschichte. Die beiden höchsten Bauwerke in Schleswig können kaum besser die entwicklung vom frühen Mittelalter bis in die Moderne transportieren.
Augenfällig ist von weitem der Schleswiger Dom, dessen Kirchturm der dritthöchte in Schleswig-Holstein ist. Ebenso augenfällig ist der Wikingturm, eine Art Hassliebe der Architktur der 1970er Jahre mit seinen kleinen Wohnungen und einem traumhaften Ausblick auf die Schlei. Den man auch als Gast in einem kleinen schlichten Café ganz oben genießen kann.
Gleich an der Zufahrt zum Zentrum fällt das riesige weiße Schloss Gottorf auf, Zentrum der Museen in Schleswig-Holstein mit seinem archäologischen Museum und einem traumhaften riesigen Gartenpark. Das Pendant zum Schloss Gottorf ist das Plöner Schloss in Holstein. Es macht schon Freude, allein rund um das Schloss Gottorf und den vielen Nebengebäuden zu spazieren und vielleicht einen Café und Kuchen zu genießen oder an den Ufern des Burgsees sein Picknick auszupacken.
Schloss Gottorf
Das Schloss Gottorf dürfte in der Szene international einen bedeutenden Namen haben, denn es hat eine der interessantesten und vielseitigsten Sammlungen an historischen Schätzen und Grabungen. Bilder historischer Expressionisten finden sich hier genauso wieder wie hunderte Jahre alte Moorleichen aus der nordeuropäischen Eisenzeit oder das berühmte Nydamsboot.
Es ist das mit 1 700 Jahren älteste und immer noch seetüchtige Ruderboot Nordeuropas. Im Jahr 1544 wurde Schleswig die Residenzstadt für die Gottorfer Herzöge und stieg damit zum politischen Zentrum von Schleswig-Holstein Gottorf auf. Dieses imposante Barockschloss entstand auf einer Insel der Schlei auf den alten Fundamenten der bischöflichen Residenz. Neben den untergebrachten Museen bildet der Park ein grünes Band bis zum Barockgarten auf der Anhöhe. Ein kleines Schlosscafé liegt romantisch im Gewölbekeller.
Der Wikingturm
Man gebe einer Bausünde einen historischen Namen und schon ist er berühmt. Das recht „moderne“ Bauwerk aus den 70ern, ein 90 Meter hohes Wohngebäude am Ende der Schlei will so gar nicht ins Bild der Stadt passen, aber es bietet im Dachcafé einen weiten und traumhaften Blick über die Schlei.
Der Schleswiger Dom
Eines der auffälligsten Wahrzeichen der Stadt ist der St. Petri-Dom. Seine Gründung geht auf das Jahr 1134 zurück, als an dieser Stelle eigentlich eine romanische Basilika errichtet werden sollte. Im 13. Jahrhundert erfolgte aber ein grundlegender Umbau zu einer gotischen Hallenkirche. Doch sollte es noch bis Ende des 19. Jahrhunderts dauern, bis die Kirche einen Turm bekam. Im Inneren ist der berühmte Bordesholmer Altar des Meisters der Schnitzkunst, Hans Brüggemann, zu bestaunen. Er ist für seine Schnitzkunst berühmt und schuf diesen Altar im Jahr 1521 ursprünglich eben für Bordesholm.
Die Altstadt von Schleswig
Hinter dem Dom führen schmale Wege und Gassen zwischen den idyllischen kleinen Häusern zum Rathausmarkt. Im ehemaligen Franziskanerkloster ist heute das Rathaus untergebracht, der Rathausmarkt selbst ist umgeben von kleinen und lieblichen Cafés und Restaurants. Die Hausfassaden sind oft mit Rosen in allen erdenklichen Farben geschmückt. Das historische Bild der Altstadt ist weitgehend erhalten geblieben.
Fischersiedlung Holm
Viele Menschen kommen allein ihretwegen nach Schleswig. Sie parken ihr Auto am Hafen und besuchen sie dann, alleine oder in Gruppen – die malerische Fischersiedlung Holm. Sie entstand im 18. und 19. Jahrhundert auf einer Schleiinsel. Um den zentral gelegenen Friedhof mit seiner kleinen Kapelle gruppieren sich die farbenfrohen kleinen Fischerhäuser fast im Kreis. Auch hier sind die Fassaaden mit Blumen geschmückt, eine kleine Eisdiele an der Ecke bietet Kaffeespezialitäten und eben Eis an. Im kleinen Holmmuseum wird die Geschichte dieses idyllischen Ortes sichtbar. Erst am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Holm (Insel) mit der Stadt über einen festen Damm verbunden.
Kloster und Bibelgarten
Aus dem Mittelalter stammt die Anlage des St. Johannis-Klosters. Sie zählt zu den besterhaltenen Klostern ihrer Zeit. Ein besonderer Müßiggang ist ein Wandeln im Bibelgarten, hier sind Sträucher, Bäume, Blumen und Nutzpflanzen angepflanzt, die auch in der Bibel ihre Erwähnung finden. Das ursprüngliche Benediktinerinnenkloster geht in seiner Entstehung über 800 Jahre zurück. Informationen gibt es unter St. Johannis Kloster.
Wikingersiedlung Haithabu
Haithabu ist kein Zauberspruch einer Hexe, es ist der Ursprung der Stadt Schleswig und eine frühzeitliche Stadt der Wikinger. Der Name „Haithabu“ entstammt dem Dänischen und heißt übersetzt: „Bucht an der Schlei“.
Heute ist es das Wikingermuseum im Land und lockt Menschen von nah und fern. Sieben rekonstruierte Wikingerhäuser, umgeben von einem Befestigungswall, kann man hier entdecken. In diesen Flechtwandhäusern wandelt man auf den Spuren der Holzhandwerker oder Fischer. In besonderen Veranstaltungen bekommt man ein Gefühl für den Umgang mit Pfeil und Bogen oder lernt das Brot zu backen, ganz nach Wikinger Art.
Anhand von Fundstücken, Texten, Modellen und Rekonstruktionen kann man sich in die Zeit der Wikinger gut zurückversetzen. Immerhin befand sich an diesem Ort im 10. Jahrhundert das bedeutendste Handelszentrum der Wikinger in Nordeuropa. Die Wikinger hatten sich hier als Kaufleute und Handwerker niedergelassen. Informationen gibt es unter wikingermuseum haithabu
Danewerk
Danewerk grenzt an den Wallring Haithabus und steht für eine Befestigungsanlage aus dem frühen bis hohen Mittelalter. Vermutlich wurde es zwischen 650 und 1200 nach Chr. errichtet. Es muss sich über eine Länge von knapp 40 Kilometern erstreckt und von der Schlei bis an die Treene herangereicht haben. Die Dänen erbauten diese Anlage, um sich vor den Slawen und Sachsen zu schützen. Etwa 80 Prozent der Anlage sind noch erhalten. Danewerk gilt als das größte archäologische Denkmal in Nordeuropa. Informationen gibt es unter danewerk museum
Die Schleiwiesen
Wir haben ja alle irgendwie die Anlage, mit dem Autobisvor den Altar zu fahren, um einen Gottesdienst zu besuchen. Wenn man nur wüsste, was man verpasst. Das gleiche gilt für den Besuch von Schleswig. Idelaerweise lässt man sein Auto gleich irgendwo am Stadteingang stehen und läuft dann entspannt zu Fuß die Schlei entlang bis zu den Schleiwiesen.
Abgesehen davon, dass auf den Schleiwiesen in Schleswig mittlerweile jedes Jahr and drei Wochenenden im August / September das NØRDEN-Festival ein tatsächlich einzigartiges Musik- und Kulturerlebnis in Nordeuropa bietet, öffnet sich auf dem Gelände der einstigen Landesgartenschau ein langgezogener Park mit riesigen Wiesen, dem Naturfreibad „Louisenbad“, Minigolf, Tribüne, Spielplätzen und kleinen Einkehr-Möglichkeiten.
Die Schleiwiesen verlaufen parallel zur Schlei und bieten durch kleine Strände und Stege immer wieder verwunschene und Lauschige Plätze am Wasser. Mitten durch die Schleiwiesen führt ein schmaler geradliniger Kanal mit mehreren kleinen Brücken. An dessen Ende wartet eine kline überdachte Bühne. Von hier aus führen Stege durch einen kleinen Birkenhain direkt zum Schleswiger Hafen mit seinen Freizeit- und Hausbooten und dem Wohnmobil-Stellpaltz.
Am Hafen angekommen ist man bereits in wenigen Minuten in der traumhaft schönen Altstadt mit ihrem Dom und der alten Fischersiedlung Holm.
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