Schülper Moor + Großes Moor Dätgen
Im Nortorfer Land liegt etwa 10 Kilometer nördlich von Neumünster der kleine Ort Schülp mit seinen etwa 850 Einwohnern. Ganz in der Nähe befindet sich das alte Torfwerk Schülp, welches bis ins Jahr 2007 noch aktiv war. Hier beginnt das Schülper Moor, auch als Großes Moor bei Dätgen bezeichnet.
Das Schülper Moor ist Teil des 450 Hektar umfassenden „Großen Moor“, welches sich bis in die Gemeindegebiete von Dätgen und Loop erstreckt. Zugewucherte Gleise und vereinzelt verwitterte Holzloren erinnern an vergangene Zeiten.
Im hochmodernen Norwegen hat der steuervermeidende Versandriese Amazon kaum eine Chance. Dabei boomt der Büchermarkt, vor allem in der gedruckten Form. Die Liebe zum Buch zeigt sich in Norwegen in einzigartigen Bibliotheken und in einem kleinen Dorf am Sognefjord.
An der Spitze des Fjærlandsfjord genießen wir auf dem Parkplatz unser Frühstück. Camping ist hier aus verständlichen Gründen verboten und so atmen wir die morgendliche Ruhe. Am Abend hat es noch geregnet, doch Nebel und Wolken sind verschwunden und das sonnige Licht taucht den Fjærlandsfjord in satte Farben.
Hier im Tal gibt es für norwegische Verhältnisse größere Felder. Ein Landwirt baut mühsam mit einem Bagger ein weiteres Anbaugebiet. Ja, manchmal werden Felder sogar gesprengt, um Anbauflächen zu gewinnen. Eine schmale Straße führt durch die Gemeinde Fjærland über einen Damm, dessen Seiten mit Steinquadern die Autofahrer vor dem Absturz in den Fjærlandsfjord schützen.
Bereits am Ende des Torfabbaus wurden auf 10 Hektar des heutigen Schülper Moor Flachwasser-Seen angelegt. Deren Dämme müssen immer wieder aufwendig mit Totholz stabilisiert werden, um ein Brechen zu verhindern. Langsam füllen sich die Flächen und Gräben mit Wasser, spürbar holt sich die Natur ihre alten Flächen zurück. Denn das Schülper Moor /Großes Moor gab es bereits Jahrtausende vor dem Torfstich.
Wollgras und Torfmoose sollen im Schülper Moor wieder zurückkehren. Das im Jahr 1998 stillgelegte Torfwerk Schülp und eine kleine Förderanlage sind erhalten und warten auf ihre Reaktivierung zum Informationszentrum. Noch sind die alten Transportwege erkennbar, aber das Betreten ist untersagt.
Im Großen Moor bei Dätgen muss sich ein grausames Verbrechen abgespielt haben.Offensichtlich blieb es lange unentdeckt. Beim Torfstechen haben die Arbeiter den toten Körper eines Mannes gefunden, dessen Kopf fehlte. Dieser wurde erst im folgenden Jahr 1960 entdeckt. Durch das Moor blieb sogar noch die Frisur in Schuss.
Die Täter konnten nicht mehr ermittelt werden, da das Verbrechen 1600-1800 Jahre zurück liegt.
Wer nun unbedingt diesen toten Menschen sehen will, der es durch seinen Fund immerhin zu internationaler Berühmtheit gebracht hat, kann ihn in der Archäologischen Dauerausstellung des Archäologischen Landesmuseums Schloss Gottorf in Schleswig besuchen.
Ein weitaus tragischeres Kapitel ereignete sich im Schülper Moor / Großes Moor Dätgen aber während des Dritten Reiches. Hier gab es eine Außenstelle des Zuchthauses Fuhlsbüttel, welches an Grausamkeit Seinesgleichen suchte. Die Menschen wurden im Moor zu schwerer Zwangsarbeit missbraucht. Mindestens drei aus ihrer Heimat verschleppte Norweger starben vor Entkräftung und Hunger im Schülper Moor / Großes Moor Dätgen.
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