Reisefotografie – Die große Fotoschule von Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi aus dem Rheinwerk-Verlag

Wenn es um Bücher zum Thema Fotoschule geht, blättere ich in der Regel kurz durch und lege solche Literatur schnell wieder weg. Denn viele fühlen sich berufen, aber nur wenige sind auserwählt, ein solches Buch inhaltlich wertvoll auch zu schreiben. Um so schwerer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Aktuell haben wir die Neuerscheinung „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ von Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi auf dem Tisch und erzählen, ob wir diese Literatur empfehlen können. Hier ist unsere Rezension.

Der Rheinwerk-Verlag ist eine verlässliche Größe auf dem Büchermarkt, wenn es um Werke rund um die Fotografie geht. Das vorliegende Werk „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ von Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi ist dessen neueste Veröffentlichung und liegt ganz frisch in den Buchläden.

Wer uns kennt, weiß um unsere kritischen und mitunter wehtuenden Rezensionen. Jeder Verlag, der uns ein Buch zur Verfügung stellt, weiß um dieses Risiko. Und so schreiben wir an dieser Stelle keinen Werbetext, sondern unser ganz persönliches Empfinden.

Was wir vorab sagen können- der Rheinwerk-Verlag sucht sich seine Autoren und Themen aus. Man muss schon überzeugend und praxisbezogen unterwegs sein, um als Autor die Chance zu haben, im Rheinwerk-Verlag veröffentlichen zu dürfen. Dass beispielsweise ein Band der Leica Akademie im Rheinwerk-Verlag erscheint, spricht für sich.

Reisefotografie – die große Fotoschule

Nehmen wir also „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ von Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi in die Hand. Das ist angesichts des Gewichts die erste Herausforderung des immerhin über 400 Seiten starken Werkes. Schon das Titelbild verspricht ein breites Spektrum.

Aufgeschlagen macht sich der inhaltliche Umfang des Buches im acht Seiten starken Inhaltsverzeichnis bemerkbar. Schon jetzt wird klar, dass die Ausgabe „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ von Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi weit über einen normalen Fotoratgeber hinaus geht. 

Im ersten Kapitel wird der Anspruch der Reisefotografie dargestellt, gefolgt von der Auseinandersetzung mit der passenden Fotoausrüstung im zweiten Kapitel. Dabei geht der Inhalt über das eigentliche „welches Brennweite für welche Aufnahmen“ weit hinaus. Zahlreiche Varianten und Zubehöre werden vorgestellt und hinterfragt. Es gibt nach unserem Eindruck kein relevantes Zubehör, was vergessen wurde.

In einem weiteren Kapitel geht es dann um die Grundlagen der Fotografie, eh es wiederum im folgenden Artikel ausgiebig um alle Facetten der Reisevorbereitung geht. Wohlgemerkt, wir haben jetzt noch nicht einmal die Hälfte dieser umfangreichen Fotoschule erreicht.

Eh es um die einzelnen Themen der Fotografie geht, kommen wesentliche Faktoren der Bildgestaltung zur Sprache. Dann endlich geht es zur Sache, dann geht es um die ganz persönlichen Vorlieben von Reisethemen. Sei es das Fotografieren von Menschen, von Tieren oder dem Einfangen von Momenten einer Stadt.

Das war es dann. Könnte man meinen. Nein, die Autoren Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi überlassen uns mit den eingefangenen Aufnahmen nicht uns selbst. Im Schlusskapitel geht es um die gesamte Nachbearbeitung. Technisch wie gestalterisch.

Als kleine Zugabe finden wir wertvolle Tipps zum Filmen- ein stark zunehmendes Segment.

Licht und Schatten der Ausgabe Reisefotografie – Die große Fotoschule

Fangen wir mit dem an, was uns an der „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ nicht gefällt. Da sind wir auch schnell mit durch.

Zu Beginn kommt eine Vorstellung der Autoren und diese ganz regelkonform in Gender- gerechter Sprache. Man muss es mögen oder nicht- wir mögen es nicht. Die Lesbarkeit eines Textes leidet und in unseren Augen wird die Frau zum Anhängsel. Bei uns, so emanzipiert wir sind, wird man diese Form der Sprache jedenfalls nicht finden. Respekt voreinander ist wichtiger als Ideologie.

Durch das vorangestellte sehr übersichtliche Inhaltsverzeichnis kann ich mir mein Thema aussuchen. Da kommt man natürlich an der Kamera- und Objektivwahl nicht vorbei. Alles rund um die Ausrüstung wird verständlich und ausgiebig beleuchtet. Wir haben es bedauert, dass aber mit Marken und Produktnamen gearbeitet wird. Zum einen verliert „Reisefotografie- die große Fotoschule“ dadurch an Zeitlosigkeit, zum anderen wird unseren Erachtens ohne Not unterbewusster Einfluss auf die Kaufentscheidungen genommen. Der Inhalt verliert so unnötig an Objektivität.

Bei der Beschreibung von Kamerasystemen fehlt ein in der Reisefotografie durchaus wichtiges System: die Messsucherkamera. Sie ist aus diesen Genre eigentlich nicht wegzudenken. Ebenso, wenn auch als Nische und doch unterschätzt: die Sofortbildfotografie. Sie nimmt tatsächlich Raum ein auf den Urlaubsreisen und wird oft gestalterisch unterschätzt.

Kommen wir zu den positiven Argumenten zum eventuellen Kauf der „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ von Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi. Und diese überwiegen. Dabei beschränken sich die beschriebenen Themen längst nicht auf das Thema Reisen. Denn Bildgestaltung, Belichtung oder Kamerafunktionen sind unabhängig von den Reisezielen und Motiven.

Wer sich mit dem Thema Fotografie ernsthaft beschäftigt, dem stehen alle Türen offen. entsprechend werden alle Aspekte vom privaten bis zum professionellen Einsatz beleuchtet. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass der Ratgeber „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ mit den vollausgestatteten Profis Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi als Autoren unterwegs ist. Andere professionelle Reisefotografen sind mit deutlich weniger Equipment unterwegs und nicht weniger erfolgreich. Aber bei einer solchen Fotoschule ist es natürlich hilfreich, wenn weitgehend alle Möglichkeiten beschrieben werden.

Angenehm ist auch der soziale Aspekt, wenn es um Rücksicht, um Umgang mit fremden Kulturen und unterschiedlicher Gesetzgebung geht. Hier sollte man die Zwischentöne des Buches für einen respektvollen Umgang innerhalb des Fotografierenden beherzigen. Auch an Dinge, an die man eher ungerne denkt, wie Umgang mit Extremsituationen, in denen vielleicht sogar eine Patientenverfügung erforderlich wird, ist gedacht.

Natürlich ist das Thema Fotografie nicht komplett in die „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ von Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi hinein zu packen. Bedenkt man, dass eine Ausbildung oder ein Studium zum Fotografen mehr als drei intensive Jahre bedeutet. Diese Fotoschule ist aber ein wichtiger Baustein, die Grundlagen der Reisefotografie zu erlernen und das eigene Fotografieren zu hinterfragen. 

Wenn man es dann schafft, im nächsten Fotoalbum Bilder einzukleben, die man immer wieder gerne anschaut, hat sich der Band „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ von Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi bereits bezahlt gemacht. Komplimente außenstehender Betrachter sind dann garantiert.

An wen richtet sich die „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ von Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi ?

Die Neuausgabe der „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ von Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi ist für Menschen zu empfehlen, die sich auf eine große Reise vorbereiten und fotografisch auf Nummer Sicher gehen möchten. Sie werden zusätzlich viele Anregungen finden, die auch ganz allgemein für das Unterwegs Sein wichtig sind ohne dass man unbedingt daran denkt.

„Reisefotografie – Die große Fotoschule“ sollte auch ein Standardwerk sein für Menschen, die sich anfänglich ernsthafter mit dem Fotografieren auseinander setzen und sich bewusst über das Knips-Niveau hinaus entwickeln möchten. Denn Reisen fängt oft vor der Haustüre an.

„Reisefotografie – Die große Fotoschule“ könnte auch für Fotografierende spannend werden, die bewusst wahrnehmen, dass man ihre Fotoalben und Fotobücher höflich und schnell durchblättert.

Man wird die „Reisefotografie – Die große Fotoschule“ von Stefanie Bernhard und Stefan Tschumi viele Jahre im Bücherregal stehen haben und sich immer wieder zu bestimmten Themen vornehmen. 

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411 Seiten, 2021,
gebunden, in Farbe
Rheinwerk Fotografie 
ISBN 978-3-8362-7513-2

Preis € 39,90

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