Leica Steel Rim New Summilux M 1.4/35mm – Erfahrung statt Review
Review ist ja ein Rückblick. Nur mal ehrlich- die meisten Review-Pastoren haben gar keinen gelebten Rückblick, um darauf eben rückblickend schauen zu können. Vielleicht sogar kommen Reviews jetzt mit KI. Dabei ist das Leica Steel Rim Summilux M 1.4/35mm so analog, dass es einen mehr berühren anstatt bereichern sollte. Wir haben es jedenfalls lange im Einsatz und wagen heute ein paar Zeilen, diesen Klassiker einmal vorzustellen.
Die Geschichte des Leica Steel Rim M Summilux 1.4/35mm
Im Jahr 1961 kam zum ersten Mal in der Geschichte ein Objektiv mit einer Brennweite von 35mm in Kombination einer Anfangsöffnung der Blende von 1.4 auf den Markt. Produziert von Leitz Camera (Leica). Unglaubliche 35 Jahre lang war dieses Objektiv zwar in immer neuen Ausführungen aber mit ein und der selben Objektivrechnung auf dem Markt.
Seit ein paar Jahren schickt sich Leica an, erfolgreiche Objektive der Vergangenheit ins Diesseits zu transferieren und bringt damit echte Klassiker auf den Markt. Das legendäre Leica Steel Rim Summilux 1.4 / 35mm gehört klar dazu. Dabei ist die alte Objektivrechnung geblieben. Allerdings haben sich Fertigungsmethoden und Materialen deutlich verbessert. So bekommt man einen Original VW T1 mit einer Knautschzone des VW T6.
Das Gefühl in der Anmutung der Bilder und auch des Objektivs ist geblieben. Die Ausführung dagegen entspricht heutigem hochwertigen Qualitätsnieveau. Und so ist in der Epoche der überscharfen Linsen ein wirklich wunderschönes und mit nur knapp 200 Gramm sehr leichtes Leica Steel Rim Summilux M 1.4/35mm seit 2022 neu auf dem Markt.
Das Leica Steel Rim Summilux M 1.4/35mm im Einsatz
Nun ist die Brennweite von 35mm seit jeher die klassische Reportagebrennweite. Schon lange reizt mich der Gedanke, Kirchen mit der Brennweite 35mm zu portraitieren. Ich möchte Details einfangen und genauso das Große Ganze zeigen. Von der Innenarchitektur in Verbindung zum eigentlichen Zweck eines Gotteshauses bietet sich hier das ganze fotografische Spektrum eines Reportageobjektives.
Von malerischer verträumter Melancholie bis hin zu harten Realitäten lassen sich mit dem Summilux 1.4/35mm die unterschiedlichen Facetten einfangen. Dabei gibt es eben jenen Zwischenbereich, welcher mancher Reportage die Härte nimmt. Reflexe im Bild können durchaus die Emotionalität eines Bildes steigern- ihm etwas verträumtes, etwas wärmendes geben.
Das spannende am Leica Steel Rim ist auf jeden Fall das Fotografieren mit der großen Öffnung, also bei Blende 1.4 – 2.0. Denn hier wird die Grundschärfe von einem Lichthof überlagert. Kanten werden damit weich wiedergegeben. Ebenso bekommen Lichtreflexe einen weichen Schein, wo moderne Objektive mit harten Sternen prahlen. Ein Effekt übrigens, den man wohl kaum nachträglich erreichen kann. Allerdings würde ich das Steel Rim Summilux M 1.4/35 nicht mit Offenblende in der abendlichen Bühnenfotografie einsetzen. Durch die Strahler bekommen die Auftretenden unweigerlich einen deutlichen Heiligenschein.
Bildfehler des Steel Rim als kreatives Gestaltungsmittel
Ein weiterer „Bildfehler“ sind die auftretenden Regenbogen. Mal einfach, mal doppelt, mal in Kombination mit einem bunten Halbmond. Wer Fotoalben der 1970er Jahre mag, wird genau diesen Umstand lieben. Wer es nicht mag, kann allein schon durch einen klein wenig veränderten Blickwinkel oder einer kleineren Blende diesen Effekt vermeiden. In der Regel tritt er auf, wenn die Lichtquelle schräg oberhalb oder schräg seitlich einer Motivecke leuchtet.
Selbst in der Reportagefotografie finde ich diesen Umstand wenig störend. Ich vermute mal, die leicht gewölbte Frontlinse tut ihren Teil zu dieser Art der Lichtreflexion.

Bleiben wir heute im frisch sanierten Dom zu Schleswig. Schon sehr lange fotografiere ich alte und auch verfallene Gebäude, historisches Mauerwerk und unterschiedlichste Architektur. Wenn ich zu diesem Metier auf Bildersuche anderer Fotografen gehe, begegnen mir oft Superweitwinkelaufnahmen und nicht selten bis zum Anschlag gezogene Kontraste und eliminierte Schatten.
Das Leica Steel Rim Summilux M 1.4 / 35mm dürfte für diesen Bereich eine Ausnahme sein und bietet mir doch unerwartet einen unglaublichen Einstand.
Ich kann jonglieren mit den konstruktiv bedingten Nebeneffekten und damit einhergehenden weichen Kanten und gleichsam weichen Lichtreflexen. Genauso mit einer Klarheit, wie man sie nicht besser bei heutigen Objektiven findet, wenn man nicht gerade ein APO oder ein ASPH. in der Bezeichnung stehen hat.
Vignetierung beim Leica Steel Rim New
Zugegeben- eine Laboranalyse über die bildlichen Qualitäten mute ich mir nicht zu. Dazu fehlt mir einfach die Lust. Wie beim Essen gibt es bei mir: schmeckt oder schmeckt nicht. Das ganze Zwischengedönse ist mir oft zu künstlich und lenkt schlussendlich vom eigentlichen Zweck ab. Beim Essen geht es um gute Ernährung- beim Fotografieren um ein gutes Foto.
Und da stört mich beim letzteren die Vignette am wenigsten. Je nach Lichtsituation fällt die Vignette des Leica Steel Rim noch nicht einmal auf. Ein anderes Mal umso mehr.
Es scheint mir so, als wenn die Belichtung in der Mitte des Objektivs am intensivsten ist und zu den Rändern und Ecken abnimmt. Genau diesen Effekt versuche ich in der Ausarbeitung noch ein wenig zu verstärken. Denn dieser Umstand hilft, die Konzentration auf die Tiefe des Bildes zu lenken.
Möchte ich ein möglichst klares Bild haben, hilft bereits gleichmäßiges Licht und reichliche Belichtung, ohne dass die Lichter ausfressen. So ist mir aufgefallen, dass es Bilder mit Vignette bei Blende 2.4 gibt und ohne auch schon bei Blende 1.4. Die Vignette an sich trägt aber auf jeden Fall zu einem emotionaleren Gesamteindruck der Aufnahme bei. Nicht ohne Grund kann sie digital in allen gängigen Programmen zugefügt werden.
Nahbereich des Leica Steel Rim New
Das Leica Steel Rim New hat die Naheinstellgrenze des Originals von einem Meter Mindestabstand einbehalten. Zugegeben hätte mich auch eine geringere Naheinstellgrenze mehr beglückt. allerding ist ein Reportageobjektiv auch zum Geschichten erzählen konzipiert und nicht für langweiligen inflationären Food Porn.
Und so ist es vielleicht manchmal ein wenig mühsam, einen kleinteiligen Vordergrund zu schaffen. Aber mit etwas Training gelingt es, eine Bildaussage zu kreieren, die den Hiintergrund unscharf und doch erkennbar mit einzubezieht. Ein sehr positiver Nebeneffekt ist, dass die abgebildeten Objekte in ihren natürlichen Proportionen erhalten bleiben. Das Gesamtbild bleibt so viel realer.
Fazit zum Leica Steel Rim New
Das Leica Steel Rim New Summilux M 1.4 / 35mm hat eine Objektivrechnung aus den anfänglichen 1960er Jahren. Aber ist es noch zeitgemäß?
Ich denke, an dieses Objekitv muss man sich gewöhnen, wenn man mit ihm fotografieren will. Nicht wenige werden es schnell wieder verkaufen. Der Grund liegt weniger an den Qualiäten dieses einzigartigen Objektivs. Vielmehr an der mangelnden Bereitschaft, sich wirklich auf das Steel Rim New einzulassen. Möchte man aber analog wirkende Aufnahmen in die digitale Zeit bringen, so ist das Leica Steel Rim Summilux M 1.4/35mm die perfekte Wahl. Möchte ich dagegen die Klarheit moderner Objektive haben, brauche ich nur die Parameter wie Blende und Lichteinfall während der Aufnahme minimal zu ändern.
Es zeigt, wie modern und ihrer Zeit vorraus die früheren Leica Objektive bereits waren. Vielleicht ist es nicht die erste Wahl um aus mehreren Aufnahmen ein Panorama zusammen zu stellen oder bei offener Blende unter Kunstlicht Bühnenauftritte zu fotografieren. Für alles andere aber gibt es wenig Grund, auf diesen kleinen Wolf im Schafspelz zu verzichten.
Welche Leica M 35mm Objektive gibt es?
Die Brennweite 35mm hat bei Leica wahre Tradition. Das Steel Rim ist eine der vielen Sonderserien.Wir zeigen hier, welche Leica M Objektive es mit der Brennweite 35mm bisher gibt. Gerade bei dieser Brennweite geht der Durchblick schnell verloren.
Leica Summilux M 1.4 / 35mm
- Leica 35mm Summilux-M Version I “Steel Rim” (1961)
- Leica 35mm Summilux-M ASPHERICAL f/1.4 AA
(Double Asperhical) (1990) - Leica 35mm Summilux-M ASPH f/1.4 (1994)
- Leica 35mm Summilux-M f/1.4 (non-ASPH) (1994)
- Leica 35mm Summilux-M ASPH f/1.4 FLE (2010)
- Leica 35mm Summilux-M ASPH f/1.4 FLE “Close Focus”(2022)
- Leica 35mm Summilux-M Version II “Pre ASPH”
- Leica 35mm Summilux-M “Steel Rim” Heritage (2022)
Leica Summicron M 2.0 / 35mm:
- Leica 35mm Summicron-M f/2.0 Version I (1958)
- Leica 35mm Summicron-M f/2.0 Version II (1969)
- Leica 35mm Summicron-M f/2.0 Version III (1971)
- Leica 35mm Summicron-M f/2.0 Version IV (1979) “King of Bokeh”
- Leica 35mm Summicron-M ASPH f/2.0 Version V (1996)
- Leica 35mm Summicron-M ASPH f/2.0 VI (2016)
- Leica 35mm APO-Summicron-M ASPH f/2.0 Version VII (2021)

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