DNT Kjølihytta im Sylan – Eintauchen in die Geschichte der Kjøli Mine
Endlich ist es soweit. Die erste Fjelltour mit unserem kleinen Sohn. Vor vielen Jahren war ich hier, mit Langlaufski und Rucksack. Da war die Kjølihytta so wie auch heute die erste Station auf einer Tour durch das norwegisch-schwedische Sylan-Gebirge. Über eine ab Reitan mautpflichtige Schotterstraße erreichen wir den kleinen ausgewiesenen Parkplatz mit Hinweisschild zur Kjølihytta. Die Wanderschuhe werden angezogen, die Regenjacke herausgeholt und der Rucksack aufgesetzt. Nun können wir die etwa acht Kilometer zum großen Teil bergauf gehen und freuen uns auf diese bescheidene Selbstbediener-Hütte des DNT. Unweigerlich begegnen uns Spuren des alten Bergwerks, welches hier bis 1941 in Betrieb war.
Obwohl schon Ende Juni ist, begegnet uns schon wenige Meter nach dem Aufstieg das erste Schneefeld. Bald werden die letzten Krüppelbirken aus dem Blickfeld verschwinden. Die Baumgrenze ist in greifbarer Nähe.
Der einsetzende Regen betont die Mystik dieser Umgebung. Auf der DNT-Seite wird die Kjølihytta mit blauem Himmel und weißen Wolken gezeigt. Dieser Ort im Kjølifjell ist zu allen Zeiten faszinierend.
Lange begleitet uns eine Wegspur. Ist die Kuppe erst einmal geschafft, endet die Spur vor einem großen Schneefeld, über welches der markierte Pfad zur Kjøli Hytta führt. In der Ferne entdecken wir die Umrisse einer schwarzen Hütte. Vergeblich gehofft, werden wir nach Querung des breiten Seeablaufs feststellen, dass die erste Hütte nicht die des DNT ist. Malerisch liegt sie an dem kleinen See. Um den Sohnemann gut über das Wasser zu bringen, heißt es, Hose, Schuhe und Socken aus. Zu tief ist das Wasser, wenn man ein Kind auf dem Arm trägt. Aber soll der Kerl doch gleich merken, was es heißt, im Fjell zu wandern. Am Ende der mehrtägigen Tour wird er für das nächste Jahr eine zweiwöchige Wanderung mit mir wünschen.
Nun geht es weiter über eine recht unnatürlich aussehende Steinhalde mit angewehtem Schneefeld, über moorige Wiesen und zahllosen breiten und temperamentvollen Wasserläufen. Die Schneeschmelze und der Regen sorgen für guten Füllstand. Schnell wird der Junior lernen, dass man an hellen Graskuppen besseren Halt findet und an dunklen tiefer liegenden Bodenbewuchs unangenehm einsinken kann. Nein, ich lasse ihn nicht ins offene Messer laufen. Ich zeige es ihm. Und er nimmt es auf, wie ich auf dieser Tour oft sehen werde.
Nun aber haben wir die Kjølihytta am Horizont entdeckt. Der Regen schwemmt immer mehr Schmelzwasser in die Bäche. Der Boden weicht sich zunehmend auf. Immer wieder muss man sich konzentrieren, um nicht einzusinken. Die Wintermarkierungen, die auch bei hohem Schnee herausgucken sollen, zeigen uns die ungefähre Laufrichtung. So behalten wir den Weg zur Kjølihytta im Blick und können etwas höher auf den Berg gehen, um die schmalsten Stellen der Bäche zu finden.
Doch spätestens am See gibt es kein Aufweichen mehr und wir tasten uns gefühlvoll durch das Labyrint aus Rinnsälen, Bächen und aufgeweichen Böden und freuen uns über jeden Stein und jede Grassode.
Doch dann haben wir die Kjølihytta erreicht. Hinter dem Rentierzaun brechen die Wolken auf und zeigen im Tal einen breiten Regenbogen. Mit ihm wird auch später eine Wolkenwand kommen, die tiefer liegt als der Berg. Sie hüllt uns in dichten Nebel ein. Vielleicht sind es genau diese Erlebnisse, die eine solche Bergtour zur Kjølihytta ausmachen..
Nun aber ab in die Hütte. Der kleine Mann ist schon ganz aufgeregt. Nie zuvor war er in einer solchen wie der Kjølihytta. Schnell die Schuhe aus, zuvor noch den Zinkeimer mit Wasser aus dem See gefüllt und das Brennholz aus dem Schuppen geholt.
Aber welches der vielen Betten werden wir für heute Nacht beziehen? Ob noch andere Gäste kommen? Wir entscheiden uns für ein Zimmer, in dem zur Not noch zwei weitere Menschen schlafen können. Aber niemand wird heute mehr die Tür aufmachen.
Zügig ist der Kamin angemacht. Dann der Eintrag ins Hüttenbuch- der ist Pflicht. Die Schuhe stehen zum Trocken mit respektvollem Abstand daneben. Die Socken meines Sohnes an der Leine unter der Decke. Ein Kessel Wasser auf den Ofen, bald gibt es heißen Kakao. Bis dahin ein paar Schokoriegel und eine Portion Haferflocken. Der Proviantraum der Kjølihytta ist gut gefüllt, die Preise entsprechen einer gleichwertigen Mahlzeit in einem Restaurant. Aufwendig, den Proviant hier her zu bringen und den Müll wieder mitzunehmen. Danke, danke, danke für die Arbeit oft vieler Freiwilliger.
Vor dem zu Bett gehen noch aufs Plumpsklo mit Herzchenfenster in die Natur. Und dann in die Betten. Mit Blick auf Schnee und See. Es ist Juli. Auf 1050 Meter in den Bergen. Am kommenden Morgen gibt es Frühstück. Ich lese die Chronik über das Bergbaugebiet. Seit 1943 war das Verwaltungsgebäude als Wanderhütte gepachtet. Doch wurde der Zustand so schlecht, dass der DNT 1970 unweit der ursprünglichen Unterkunft eine neue, diese Kjølihytta errichtete.
Am Morgen wird zusammen gepackt. Wasser aufgesetzt, Wanderfrühstück gemacht. Der Weg überlegt. Gleich werden noch Wanderer aus einer anderen Hütte zum Kaffee und Müsli vorbeikommen- wir haben uns spontan verabredet. Gemeinschaft in den Hütten, das ist vielleicht das, was das Hüttenfieber ausmacht. Wer es bekommt, ist unheilbar infiziert. Ich habe es bekommen. Und könnte bei diesem Gedanken gleich wieder los.
Immerhin, der Regen hat über Nacht aufgehört, später soll die Sonne heraus kommen. Ich liebe diese Hütte, Ganz gleich, bei welchem Wetter. Ganz gleich, zu welcher Jahreszeit. Sie war meine erste Gebirgshütte vor Ewigkeiten. Sie wird mich wiedersehen.
Aber dann ist geputzt und abgeschlossen. Zuvor die Proviantabrechnung in den Briefkasten geworfen. Das Wetter ist klar und so laufen wir abseits des Weges um den See herum. Ein Schritt nach dem anderen. Hier gab es Bergbau.
Auf einmal ein kleines kaum lesbares Schild, weit davor ein Loch. Nicht groß, aber tief. Bloß nicht an den Rand geraten. Auf dem Schild wird vor Stolleneinbrüchen gewarnt. Also nie bei schlechter Sicht und nie ohne entsprechende Erfahrung die ausgewiesenen Pfade verlassen.
Die Abraumhalde, die Reste des Grundrisses des alten Verwaltungsgebäudes. Eine ewig lange Seilbahn hat hier in aktiven Zeiten das Material transportiert. Doch jetzt bald haben wir wieder den ersten See erreicht. Heute schaffen wir es halbwegs trocken. Von hier aus geht es den Berg wieder hinunter. Der letzte Schnee, die ersten Birken und die ersten Wanderer auf dem Weg zur Kjølihytta.
Schön war das und ich möchte unbedingt wieder hier her, bei Sturm, bei Regen, bei Sonnenschein und bei Schnee. Bis bald an diesem Ort, der zugleich mein persönlicher Start überhaupt für das mehrtägige Unterwegs sein im Gebirge bedeutete.
Links und Co
Wir haben auf der gesamten Wanderung im Sylan einzig mit Brennweite 28mm fotografiert. Dazu haben wir das manuell zu fokussierende Leica Elmarit M 2.8/28mm ASPH. eingesetzt.
In der Hütte gibt es nur bei Sonnenlicht schwachen Solarstrom, der maximal dazu reicht, sein Telefon aufzuladen.

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