Gränna – irgendwo zwischen Polarforschung und Zuckerbäckerei
Mitunter sucht man bei einer Ortsbeschreibung verzweifelt nach Besonderheiten und geschichtlichen Höhepunkten, welche die Stadt oder das Dorf hervorheben. In Gränner muss man sich da gar nicht bemühen. Dass Gränna ein kleines idyllisches Städtchen in Småland ist, sollte schon genügen. Aber zugleich ist es auch berühmt, also wirklich berühmt, für den Ursprung der schwedischen rotweißen Zuckerstangen und auch für den Polarforscher und Salomon August Andrée, welcher 1897 mit seiner Polarexpedition dramatisch scheiterte. Gränna wurde im Jahr 1652 durch den den schwedischen Reichsdrost Per Brahe als Brahe-Grenna gegründet und ist heute ein kleines Touristemmagnet.
Touristenmagnete haben es ja mittlerweile in sich. Das hat zur Folge, dass sich in den Sommermonaten Kolonnen von Fahrzeugen durch die Hauptstrasse von Gränna zwängen, die nach dem Stadtgründer benannte Brahegatan. Eine Chance auf die wenigen Parkplätze wird man nicht haben. Vor allem nicht mit einem Wohnmobil. Für diese gibt es im Zentrum schlicht und ergreifend keine Parkmöglichkeit.
Gränna bietet aber am Hafen ausreichend bezahlbare Stellplätze auch mit Stromanschluss und Parkplätze. Diese sollte man nutzen und sich dann auf zwei Beinen durch die malerischen Gassen und kleinen Straßen zwischen den herrlichen bunten Holzhäusern ein Stück nach oben zu bewegen. Das steigert das eigene Wohlbefinden und auch jenes der durchaus verkehrsgeplagten Anwohner.
Belohnt wird man mit aneinander gereihten Postkartenmotiven, die ohne Verkehr sich einfach besser im Fotoalbum machen. Entlang der Brahegatan gibt es einige der berühmten Zuckerbäckereien, kleinen Geschäften, empfehlenswerten Cafés und Restaurants. In jeder Zuckerbäckerei werden Kostproben verteilt und natürlich kann man sich mit allen Varianten aus Zucker für die nächsten Jahre einrichten.
Die kleine Schokoladenmanufaktur oder das Polarmuseum sind nur zwei Beispiele für einen viel zu schnell dahin gehenden Zeitvertreib.
Die berühmten Grenna Zuckerstangen aus Gränna
Wenn man irgendwo auf der Welt diese kleinen rotweißen zu einem Schirmgriff geformten Zuckerstangen sieht, dann haben sie womöglich ihren Ursprung hier in Gränna genommen.
Alles begann im Jahr 1859. Amalia Eriksson wurde mit 35 Jahren Witwe und musste nun für sich und ihre Tochter selbst sorgen. Sie bekam durch den Magistrat von Gränna das Privileg, feines Backwerk und Zuckerstangen in einer eigenen Bäckerei herzustellen und sich damit zu versorgen.
Über das Rezept und die Namensgebung „Polkagris“ kann man heute nur spekulieren. Polka soll sich tatsächlich auf den damals sich verbreitenden Tanz handeln und „Gris“ steht ins Deutsche übersetzt für Schwein. So ist „Polkagris“ der lustige Name für ein Tanzschweinchen, also etwas, was gute Laun verbreitet.
Heute gibt es jedes Jahr im Juni tatsächlich einen Tanzwettbewerb in Gränna und es gibt mehr als ein Dutzend Zuckerbäckereien, denen man bei der Herstellung über die Schulter schauen kann. Die Polkagris gehören heute tatsächlich zum Kulturgut Schwedens.
Blick von oben vom Grännaberget auf Gränna
Aber vielleicht sollte man sich den Kauf der berühmten Polkagris als Andenken, Mitbringsel oder Weihnachtsschmuck für den Rückweg aufsparen und einen wirklich atemberaubenden Blick über Gränna werfen.
An der Kirche führt eine Treppe hoch, mit 243 Stufen. Der Ausblick lohnt und auch das kleine Café in historischer Umgebung. Einige alte Gebäude und ein traditioneller Tanzboden zeigen die einst dörfliche Seite von Gränna. Von hier aus blickt man weit über die Stadt bis zur Insel Visingsö, welche man mit der Fähre vom Gränna Hafen aus erreichen kann.
Wer aber noch eine weitere, noch spektakulärere Aussicht genießen möchte, wandert eta 1500 Meter weiter zum Tegnér-Turm. Hier hat man bereits eine Höhe von 351Meter erreicht. Dieser als „Skovtornet“ bezeichnete Aussichtsturm führt dann nochmals weitere 144 Stufen. Die offene Plattform lässt an Aussicht über den Vätternsee keine Wünsche mehr offen.
Ausflüge in die Umgebung
- Eine kleine Zeitreise bietet nach Mühlendorf mit der Mühle „Rasmus Kvarn“. In den Sommermonaten wird hier traditionell Korn zu Mehl gemahlen. Einst versorgte der kleine Fluss Röttleån die unterschiedlichsten Handwerksbetriebe durch seine Wasserkraft.
- Einmal rüber auf die Insel Visingsö, das geht mit der Fähre unten am Hafen. Wer sich ungestört mit Fahrrad oder zu Fuß in der Natur und herrlichen Wäldern bewegen möchte, ist hier richtig.

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