Wenn Träume in Erfüllung gehen: Kieft & Klok

Wessen Herz für die alten VW schlägt, der kommt an einem Namen nicht vorbei. Kieft & Klok in Renkum bei Arnheim in den Niederlanden, das sind zwei Kumpels, die sich schon vor dem Jahr 2000 zusammen taten und eine Werkstatt für die historischen Fahrzeuge aus Wolfsburg zu gründen.

Seitdem reisen Kieft und Klok rund um den Globus, um die letzten Schönheiten aus Wolfsburg, Hannover, Stuttgart und Co zu entdecken und uns zugänglich zu machen.

Heute sind wir hier und dürfen in den heiligen Hallen von Kieft & Klok fotografieren.

Inmitten eines Wohngebietes, in einer kleinen Seitenstraße liegt der kleine Oldtimer-Handel von Kieft & Klok. Bescheiden und bodenständig, wie eine klassische Autowerkstatt auf einem Hinterhof. Ein paar alte Autos warten auf ihre Reparatur oder weitere Verwertung, so könnte man meinen. Doch Kenner und Träumer kommen schon jetzt ins Schwärmen.

Wir schieben uns durch das große Hallentor, vorbei an der Hebebühne und kommen in den kleinen Shop mit seinem Tresen, der Kaffeemaschine, den wunderschönen Blechreklamen und diversen Altteilen.

Irgendwie in der Zeit zurück versetzt, als man den Meister noch persönlich kannte und die Autowerkstatt noch aussah wie eine Autowerkstatt. Ein paar Modellautos, eine eigene kleine T-Shirt-Collection. Kieft & Klok hat einfach einen Namen. Ja, aber noch viel mehr. Kieft & Klok hat Seele. Kann man nicht beschreiben. Muß man fühlen.

Der Kaffee ist ausgetrunken und endlich geht es in die Halle. So eine Mischung aus Werkstatt mit kleinen Nischen und Lagerhalle. Nein, kein ausgeleuchteter Schauraum mit geleckten Fließen, Bannern und Videobotschaften. Dicht aneinander stehen die Fahrzeuge. Jedes ein Traum. Und jedes zu kaufen. An den Wänden, auf den hohen Fensterbänken, unter der Decke alte Laternen, Surfbretter, Zweiräder und am Gibel der Stirnseite diese alte Außenwerbung. VW Volkswagen.

Kein Designer, der die Halle gestaltet hat. Sondern Liebe und Leidenschaft. Kein Volkswagen, kein Porsche, braucht hier in Szene gesetzt zu werden. Jedes ist seine eigene Szene. Und die persönliche, die eigene, entsteht vor meinem inneren Auge.

Von vorne bis hinten ziehen sie sich durch, die legendären Bullis. Bis heute nichts an ihrer Faszination verloren. Im Gegenteil. Doch die Auswahl wird kleiner, die Suche nach solchen Exemplaren schwieriger. Genügend widrige Geschäftemacher sind auf dem Bulli-Trip. Wittern das große Geld. Und lassen Träume platzen. Kieft & Klok sucht nur die Perlen aus. Die originalen, gut erhaltenen und gut gepflegten. Mit denen man alt werden kann, ohne graue Haare zu kriegen. 

Bei den Kieft & Klok darf man sich gut aufgehoben fühlen. Aus eigener Erfahrung. Die lieben, was sie tun. Und die lieben, was sie verkaufen. Und Liebe macht wählerisch. Kompetenz kann kaum tiefer sein.

Der eigene Sattler hat sich einen T1 gekauft, hat ihn grau lackiert und im Regen und Schnee stehen lassen. Dann sah der Bulli so aus, wie er aussehen sollte. So, wie kein anderer. Bilder und Geschichte und passendes Rezept gibts im offiziellen VW-Bulli-Kochbuch. Hab ich meiner Frau gezeigt. Hat sie gesagt: Da kaufen wir. Die wissen, was sie tun.

Ja, jeder Bulli ist ein echtes Unikat. Ihn genauso noch einmal irgendwo anzutreffen ist wie Lotto spielen. 

Man kann die alten Sitze als Original mit ihrer schönen Patina betrachten. Oder sich bei Kieft & Klok nach eigenen Vorstellungen alles neu aufpolstern und beziehen lassen. Ganz gleich, ob bei den VW-Bussen oder den zahlreichen und zum Teil ziemlich verrückten Käfern oder, oder, oder …

Ein Wagen hat es mir besonders angetan. Als mein Besuch bei Kieft & Klok feststand, war mir klar, dieses Model genauer anzuschauen. Eine wahre Perle, kaum zu bekommen und dabei eines der urigsten Cabriolets: Der VW 181. Auch als Kübelwagen bekannt.

Die Bundeswehr benötigte ein Kurierfahrzeug. Aufgrund der guten Traktionseigenschaften sollte es bei VW auf Basis des Käfer gebaut werden. Hatte VW doch im australischen Werk soeben einen Strand-Buggy entwickelt und bereits im Zweiten Weltkrieg den VW 82 als Kübelwagen geliefert.

Im Jahr 1969 wurde der VW 181 ganz bewusst als Kurierwagen vorgestellt. Er war kaum größer als sein Vorbild Typ 82. Hatte vier Halbtüren und den luftgekühlten Motor aus dem VW Käfer 1500 mit 44PS / 32KW. Das Getriebe stammte nach leichter Modifizierung aus dem gerade abgelösten VW Bus T1.

Das Verdeck war ungefüttert, aber aus wetterfestem Polyvinylchlorid. Die Kunststoffscheiben konnte man bei Bedarf einstecken. Die Frontscheibe nach vorne umklappen.

Ebenso umklappen konnte man die Rücksitze, um zusätzlichen Stauraum zu haben. Der Kofferraum befand sich vorne und hatte neben dem Reserverad eine Standheizung.

Der hier gezeigte Kübelwagen war, wie insgesamt 2148 gebaute Exemplar für die zivile Nutzung produziert.

Traumhaft schön, fast im Neuzustand steht er hier, noch. Mein Bruder schenkte mir in meiner Kindheit genau solches Auto als Spielzeugmodel. Seitdem lässt er mich irgendwie nicht mehr los. Aber der Preis für diese Rarität lässt es dann beim Träumen. Schade eigentlich. 

Übrigens wollte VW die Bezeichnung als Kübelwagen aufgrund der Namensgebung im Zweiten Weltkrieg nicht haben. Doch die Soldaten nannten das Kurierfahrzeug einfach Kübelwagen und so hat sich dieser Name so eingeprägt wie das ein VW Bus ein Bulli ist.

Klassiker haben eben ihre eigene Geschichte. 

Auch Porsche waren mal echte Klassiker. Von Beginn an. Die musste man fahren können. Damals, da waren sie noch nicht groß und breit und kamen ohne prollige Bereifung aus. Genau das macht ihren Scham aus, dem auch heute noch Menschen durch alle Altersgruppen erliegen. So wie hier beim traumhaften Porsche 956 Coupé.

Ein bisschen muss am Boden geschweißt werden. Aber der originale Lack gleicht einem jungen gebrauchten. Immerhin war der 356er der erste Serienporsche überhaupt. Die Serie startete bereits im Jahr 1948 und wurde bis 1965 produziert. Zu den Beweggründen des Baus eines Porsche meinte einst Ferdinand Porsche:

Am Anfang schaute ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen.

Die gleiche Leidenschaft zeigen die Kieft & Klok in ihren ausgesuchten Fahrzeugen und finden damit Käufer mit einem ähnlichen Lebensgefühl. Vielleicht ist man mit dem Leuten hier bei Kieft & Klok auch deswegen gleich auf ähnlicher Wellenlänge.

Dieser Porsche jedenfalls ist geeignet für so jeden Tag. Viel zu schade, der Öffentlichkeit vorenthalten zu werden. So richtig, um dem Einheitsbrei des Automobildesigns Charisma und Schönheit entgegen zu setzen. 

Und sollte man sich eines Tages wieder von seinem so ersehnten Schatz trennen wollen, weiß man ihn bei Kieft & Klok in guten Händen. Da wird mit Autos nicht spekuliert, da wird gehandelt. Mit allem Erforderlichen und mit aller Fairness.

Und das muss auch nicht immer ein Volkswagen oder Porsche oder Karman sein. Auch andere Marken haben ihre Ikonen. Und die sind genauso gut in diesen Händen.

Zum offiziellen Internet-Auftritt gehts hier auf kieftenklok.nl

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