Alte Brücken über dem Nord-Ostsee-Kanal – Die alte Grünentaler Hochbrücke
In Zeiten, in denen die Technik und der Stahlbau aus heutiger Sicht noch in den Kinderschuhen steckten, gab man sich im Gegensatz zur aktuellen Zeit viel Mühe, sowohl funktionale wie architektonisch aufwendige Brücken zu bauen. Eines der schönsten Beispiele dazu ist eine der alten Brücken über den Nord-Ostsee-Kanal- die alte Grünentaler Hochbrücke.
Im Jahr 1891 wurde mit dem Bau der alten Grünentaler Hochbrücke begonnen, schon ein Jahr später stand diese beeindruckende gußeiserne Bogenbrücke. Zu diesem Zeitpunkt war das Bett des Nord-Ostsee-Kanal noch lange nicht ausgebaggert.
Die alte Grünentaler Brücke war die erste der Brücken über den Nord-Ostsee-Kanal überhaupt.
Der Einschnitt durch den Bau des Nord-Ostsee-Kanal war im Bereich Grünental – Albersdorf tief. Denn in der Tat liegen hier die heutigen Böschungen beidseits des Kanals zwischen 38 und 42 Meter über Normal Null.
Entsprechend musste man Vorsorge treffen, falls ein Abschnitt der Böschungen ins Rutschen geraten würde. Diese Erwägung hatte Einfluss auf die Brückenkonstruktion.
So wählte man einen flachen Bogen, der oberhalb der Böschungen auf Widerlagern ruhte. Auf etwa zwei Dritteln der Bogenhöhe setzte man die Fahrbahn und die Schienen der Eisenbahnverbindung zwischen Neumünster und Heide. Die Widerlager selbst gestaltete man als Tor-Turmbauten, die zugleich die Fahrbahn aufnahmen.
Die beiden sichelförmigen Bögen waren leicht nach innen geneigt und lagen mit ihren Kämpfergelenken auf dem fünf Meter hohen Sockel der jeweiligen Türme auf.
Die fünft größte Bogenbrücke der Welt – die alte Grünentaler Hochbrücke
Die alte Grünentaler Hochbrücke gehörte zu den fünf größten Bogenbrücken der Welt, gemessen an ihrer Spannweite von 156,50 Meter.
Die zwischen den beiden Bögen eingehängte Fahrbahn hatte eine Breite von sechs Metern und wurde zunächst mit Holzbohlen ausgelegt. Fahrzeugverkehr spielte zur Zeit der Erbauung noch eine untergeordnete Rolle, vielmehr war die eingleisige Bahnverbindung zwischen Neumünster und Heide ausschlaggebend für diese Konstruktion. Das Gleis verlief in der Mitte der Fahrbahn, wohl auch aus statischen Gründen.
Kam ein Zug, schlossen sich beidseits der alten Grünentaler Hochbrücke die Schranken und der übrige Verkehr war gesperrt.
Auch Fußgänger und Radfahrer waren von vornherein mit eingeplant. So verlief der Fußweg rechts und links außerhalb der beiden Bögen. Einige Jahre später wurde die Fahrbahn asphaltiert.
Das Bauwerk der alten Grünentaler Hochbrücke war sehr aufwendig und musste in Stand gehalten werden. So suchte man jede Vereinfachung und riss die beiden imposanten Türme im Jahr 1935 ab.
Mit zunehmenden Verkehr änderte sich aber die Standsicherheit, sodass man zwischen 1984 und 1986 parallel eine neue Brücke errichtete und in diesem Zug den Nord-Ostsee-Kanal verbreiterte. War er doch an dieser Stelle mit nur 87 Metern Breite eine der Engstellen des Kanals.
Kurz später wurde die alte Grünentaler Hochbrücke mit Hilfe von zwei Schwimmkränen demontiert und verschrottet. Einzig die Sockel blieben beidseits des Nord-Ostsee-Kanal erhalten und dienen seitdem als wunderbare Aussichtspunkte.
Technische Daten Alte Grünentaler Hochbrücke
- Position: Nord-Ostsee-Kanal-km 31
- Baujahr: 1891 – 1892
- Verbindung: Grünental bei Hanerau-Hadeamarschen auf südlicher mit Albersdorf auf nördlicher Kanalseite
- Konstruktion: schmiedeeiserne Bogenbrücke mit stirnseitigen Tor-Turm-Gebäuden
- Spannweite: 156,50 m
- Gesamtbreite: 18,30 m
- Lichte Höhe: 42,00 m
- Höhe des Bogens (Pfeilhöhe): 25,26 m / 21,46 m
- Konstruktionshöhe des Bogens: bis 4,10 m
- Knotenpunkte auf den Kreisbögen: Radius 135 bzw. 150 m
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