Wintertanz – von Marit Beate Kasin
Gerade sind wir zurück aus Norwegen, genauer gesagt, aus der Finnmark. Da erreicht uns ein Stapel Bücher als Neuerscheinungen, um deren Eindruck ich gebeten werde. Das ist in der Regel ganz schön mutig, da ich meist offen sage, was ich denke, was ich damit verbunden fühle.
Wir waren 90 Tage in Skandinavien, mal wieder. Wir sind oft in Norwegen und Schweden. Seit bald 30 Jahren. Zu allen Jahreszeiten. Eine Jahreszeit, in der wir Norwegen besonders intensiv entdecken, ist der Winter. Und der Winter ist lang. Schon Anfang Oktober fallen in Norwegen die ersten Schneeflocken und im Juni die letzten oben in der Finnmark. Also ganz oben in Norwegen, wo quasi die Fähre zum Nordpol ablegen würde, wenn es sie denn gäbe. Genau hier, wo jedes Jahr das härteste Hundeschlittenrennen Europas statt findet, der Finnmark-Lauf, waren wir gerade. So passt es, dass Dumont Reise uns die Neuerscheinung „Wintertanz – Mein Rudel, ich und das härteste Rennen unseres Lebens“ von Marit Beate Kasin zur Verfügung stellt.
In Norwegen gibt es erstaunlich wenige übergewichtige Menschen. Also wirklich ganz wenige. Weil Norweger*innen immer draußen sind. Der einzige Unterschied während der Jahreszeiten ist die Kleidung. Und: die Fortbewegung. Also auch im Winter ist jeder draußen. Ob hell oder dunkel. Und so wird auch gemunkelt, dass den Norweger*innen die Ski angewachsen sind. Zumindest im Winter. Denn die Norweger*innen lieben Schnee und sie lieben Bewegung. Ach ja, und sie lieben Hunde. Das sind ihre Haus- und Hofhunde, sozusagen.
Möchte man den Menschen in Norwegen also wirklich begegnen, also so in ihrer Seele, dann trifft man sie im Winter. Da fahren sie Ski. Und Schlitten. So wie Marit Beate Kasin.
Marit Beate Kasin und das Warten auf den Schnee
Die Journalistin Marit Beate Kasin lebt in Zentral Norwegen. Im Wintersportort Valdres. Auf einem Hof in den Bergen. Zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Susana. Und zusammen mit ihren vielen Hunden. Sie bilden eine einzigartige Hof- und Lebensgemeinschaft.
Mit Ende 20 beginnt Marit Beate Kasin Schlittenhunde zu züchten. Denn ihr großer Traum gilt schon lange dem Hundeschlitten-Sport. Und so ehrgeizig sie ist, so hat sie bereits dreimal erfolgreich am 1000 Kilometer-Lauf in der Finnmark teilgenommen. Wir durften dieses Gebiet in der Subarktis im Sommer kennen lernen und waren einige Wochen entlang der Wettkampfroute unterwegs. Im Winter aber geht es hier zur Sache. Stürme und Schnee, Temperaturen konstant weit unter dem Gefrierpunkt, ewig lange Dunkelheit, dafür aber eine wie für Hundeschlitten geschaffene Landschaft mit traumhaften Hoch- und Tiefebenen.
Und so startet hier jedes Jahr in der zweiten Märzwoche der Finnmark-Lauf, von Alta an der Westküste bis ins Pasvikdal an der russischen Grenze. Darauf will und muss man vorbereitet sein. Bestes Training für Hund und Mensch, eine absolut verlässliche Ausrüstung und ein ebenso eingespieltes Team sind überlebenswichtig. Absolutes Vertrauen und tiefe Zuneigung zueinander sind aber die Grundvorraussetzungen.
Marit Beate Kasin: Mein Rudel, ich und das härteste Rennen unseres Lebens
In ihrem Buch „Wintertanz“ nimmt uns Marit Beate Kasin mit in die Welt, in ihre Welt, des Finnmarklauf, des harten und anspruchsvollen Trainings. Und so ist der Titel ihres aktuellen Buches „Wintertanz – Mein Rudel, ich und das härteste Rennen unseres Lebens“ von Marit Beate Kasin keine Dramatisierung, sondern eine ziemlich sachliche Umschreibung ihrer aktuellen Lebensphase.
Wohl gemerkt, Lebensphase, nicht nur Rennphase. Denn ihren Alltag schneidet Marit Beate Kasin mit ihrer Lebensgefährtin Susana und ihren Hunden komplett auf das eine Rennen zu, den jährlich statt findenden Finnmark-Lauf.
Das Buch „Wintertanz“ von Marit Beate Kasin liest sich wie ein spannender Roman, aber er ist keine Fiktion, er ist Tatsache, Realität. Die erzählte Geschichte ist ihre ganz persönliche Geschichte. Sie handelt von Leidenschaft, von schonungsloser Leidenschaft. Dafür gibt Marit Beate Kasin alles: ihr Geld, ihre Gesundheit und ihre Zeit. Was sie dafür bekommt? „Unsere Währung ist das Glück im Alltag, und das ist viel mehr wert als alles Geld“.
Unsere Währung ist das Glück im Alltag, und das ist viel mehr wert als alles Geld
Dabei besteht das Glück aus Selbstaufgabe, aus Sensibilität und aus ständiger Forderung gegenüber ihrem menschlichen und tierischen Umfeld. Glück ist nicht, dass alles wie geplant läuft. Vielmehr beschreibt Marit Beate Kasin ihr Glück in der Gestaltung des Weges zu ihrem Ziel. Und dieser Weg führt kontinuierlich an die eigenen Grenzen.
Wenn Du ein Problem hast, dann schau in den Spiegel. Dann siehst Du das Problem. Aber auch seine Lösung.
Marit Beate Kasin zitiert aus einer SMS, die ihr vor einem Start gesendet wurde. Denn die kontinuierlichen Grenzen, an die sie und ihre Hunde physisch und psychisch gebracht werden, sind in der Regel überwindbar. Schon oft wähnte sich Marit Beate Kasin an Scheidewegen, ein Rennen abzubrechen oder zu gewinnen und immer wieder beschreibt sie ihre Wege in der individuellen Lösung. Dabei hat Vertrauen für sie oberste Priorität. Gegenseitiges Vertrauen zu ihren Hunden, vom Welpen-Alter an. Und zu ihrem Team, mit dem sie sich blind verstehen muss, auch wenn sie im Wettkampfalltag oft vor Müdigkeit nicht mehr aufnahmefähig ist. Letztlich aber auch Vertrauen zu sich selbst, auch die ungeplanten Situationen zu beherrschen, mit Klarheit, Ausdauer und Fürsorge.
Wintertanz vom Marit Beate Kasin: eine Reise in die Seele Norwegens
Ich könnte jetzt viel über Marit Beate Kasin und ihre Schlittenhunde schreiben, aber das tut sie selbst. Und zwar auf fesselnde, auf berührende und mitunter auch auf schmunzelnde Art und Weise. Ich darf sie kennen lernen, wie sie ist. Anspruchsvoll und anspruchslos zugleich, stark und sensibel, fordernd und sanft. Emotional und innerlich ruhend. Ist sie damit gegensätzlich? Nein, sie weiß, dass das Eine nicht ohne das Andere geht.
Mit ihrem Buch „Wintertanz “ nimmt Marit Beate Kasin uns mit auf eine Hundeschlitten-Tour, die wohl das anspruchsvollste Hundeschlitten-Rennen in Europa ist. Damit entführt sie uns auf ganz persönliche Art in ein Stück Norwegen, dass uns als normale Norwegen-Fans und Hundeschlitten-Liebhaber eigentlich verborgen bleibt. Wir entdecken in ihrem Buch die Menschen eines Landes, in dem der Winter eine dominante Rolle spielt und Dunkelheit, Polarlichter, Schneestürme und Eiseskälte zum Alltag der Menschen gehören. Und genau in dieser Umgebung kommen die Menschen wie Marit Beate Kasin raus, um miteinander ihr Glück zu finden. Ein Glück, für das sie alles geben.
Wintertanz von Marit Beate Kasin: Für welche Leser*innen?
- Wintertanz, von Marit Beate Kasin ist vom ersten Satz an durchgehend lesenswertes Buch. Für alle, die sich mit der Literatur Norwegens beschäftigen und dabei der Seele Norwegens abseits klassischer Bildbände begegnen wollen.
- Wintertanz wird genauso den Romanleser begeistern wie Freunde der Sachliteratur. Hundeliebhaberinnen werden mitfühlen und genauso kritisch hinterfragen. Und das ist ein weiterer Aspekt des Buches: Denn Marit Beate Kasin schreibt ungeschminkt von der Freude der Tiere und der damit verbundenen Grundvorraussetzung zur Teilnahme an solch einem Rennen, aber auch der Blessuren bei Tier und Mensch.
- Wintertanz ist auch kurzweilige Unterhaltungsliteratur. Ein Buch aus dem Leben gegriffen, mit seinen vielseitigen Facetten.
- Wintertanz eignet sich hervorragend als Geschenk an Menschen, die gerne (mal) in Norwegen Urlaub machen oder einen Hund haben, mit dem sie gerne draußen sind.
Das Buch „Wintertanz“ von Marit Beate Kasin mag man gar nicht mehr aus der Hand legen, wenn man es begonnen hat zu lesen. Aber um es in die Hände zu bekommen, empfehlen wir den Weg in die örtliche Buchhandlung. „Wintertanz“ von Marit Beate Kasin ist bei Dumont Reisen erschienen.
Wintertanz – Mein Rudel, ich und das härteste Rennen unseres Lebens von Marit Beate Kasin
232 Seiten
Format 13,5x 21 cm
Preis: € 14,95 (D) / 16,50 (A) / 21,90 (CH)
zum Verlagsshop: dumontreise
Website von Marit Beate Kasin: www.vinterdans.com.

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