Tönning auf Eiderstedt (Nordfriesland) – Städte in Schleswig-Holstein

Tönning auf Eiderstedt gilt als eine der schönsten Städte an Eider und Nordseeküste. Im Jahr 1613 entstand in Nordfriesland der Hafen von Tönning und ist bis heute fast unverändert. Viel hat die Stadt seitdem erlebt, doch eines hat sich das kleine Tönning bis heute erhalten: Seinen ganz persönlichen Charme und seine romantische Einzigartigkeit.

Vor dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals machten bereits im 17. Jahrhundert über 2000 Schiffe fest, Jahr für Jahr. Seinem Hafen an der Eider verdankte Tönning auch seinen Aufschwung. Die Seemänner transportierten Vieh und Getreide und sie brachten den Käse nach Schleswig-Holstein. Was geblieben ist, ist der Charme der alten Zeit. Heute besteht die Wirtschaft überwiegend aus dem Tourismus. Doch Tönning hat sich herausgeputzt und so fällt ihm dieser Wirtschaftszweig nicht schwer.

Nur noch wenige Krabbenkutter kommen in den malerischen Hafen und entladen den frischen Fang aus der Nordsee. Tönning ist reich an schönen und historischen Gebäuden. Auffallend im Hafen ist naürlich das Kanalpackhaus, eines von dreien entlang des alten Eiderkanals. In der Adventszeit wird es zu einem riesigen Adventskalender und damit wahrscheinlich zum längsten Adventskalender der Welt. Einen Besuch für die ganze Familie wert ist das Multimar Wattforum. Hier entdecken Groß und Klein das Leben in Watt und Nordsee. Denn der Nationalpark Wattenmeer liegt hier gleich vor der Haustür.

St. Laurentius-Kirche

Die selbständigen Kirchengemeinden in Kating und Kotzenbüll bilden mit der Gemeinde in Tönning eine Einheit. Von den 5 100 Menschen, die in Tönning leben, sind weit über 4 000 Einwohner auch Mitglied ihrer Kirchengemeinde. Prägnant für die Umgebung ragt der 64 Meter hohe Turm weit über die sehr flache Landschaft. St. Laurentius steht zentral in der kleinen Hafenstadt an der Eider auf dem Marktplatz und ist von nah und fern ein echter Blickfang. Die Anfänge dieser Kirche reichen in das Jahr 1180 zurück, die mit ihrer Innengestaltung den Höhepunkt der Kirchen auf Eiderstedt bildet. Der Innenraum erscheint in barockem Stil, das Tonnengewölbe ist komplett bemalt. Drei Grabdenkmäler, die Epitaphe, befinden sich an der Nordwand. Die Kirche an sich ist einen Besuch unbeding wert, insbesondere die Lettnerorgel mit Empore, die Kanzel, Altar und Taufstein sind wahre Schmuckstücke. 

Tönninger Packhaus

Das Packhaus in Tönning ist das westlichste der drei Packhäuser an der Eider. Aus der Zeit, in der die Eider und mit ihr der Eiderkanal die wichtigste Ost-West-Verbindung hier im Norden war, stand Tönning mit seinem Hafen in der Blüte. Holländische Flüchtlinge brachten die Kunst des Käses nach Eiderstedt, der nun zum wichtigsten Frachtgut des Hafens wurde.

Alle drei Packhäuser sind aus dieser Zeit erhalten geblieben, mögen sich die Rendsburger mit ihrem Packhaus ein Beispiel an Kiel und eben auch an Tönning nehmen und es wieder in einem solchen Glanz erstrahlen lassen. Hier in Tönning gehört das Packhaus ganz wesentlich zum Hafen und mittlerweile zum kulturellen Leben der Stadt. Menschen aus dem gesamten In- und Ausland kommen für Veranstaltungen rund um das Packhaus genau hierher.

Ganz besonders wird es zur Weihnachtszeit, wenn es sich als größer Adventskalender in Schleswig-Holstein zeigt. Dann erstraht es in wohltuendem Lichterglanz und lädt an den Wochenenden zu einem urigen und beschaulichen Weihnachtsmarkt ein. Wenn es draußen kalt und stürmisch ist, kommt man in das warm erleuchtete Packhaus, um den heißen Kakao oder Punsch zu genießen und die bunten Stände zu besuchen. Untermalt wird der Weihnachtsmarkt dabei von den vier swingenden Nikoläusen.

Hafen

Er gilt als der schönste an der Westküste, der beschauliche Hafen in Tönning. Heute machen die Krabbenkutter fest, um ihren frischen Fang an Land zu bringen, die berühmten Nordseekrabben und andere Spezialitäten des Wattenmeeres. Zuvor kamen sie durch das Eidersperrwerk, eines der größten Küstenschutzbauwerke Europas, welches dafür sorgt, dass Sturmfluten im Binnenland und somit auch in Tönning keinen Schaden anrichten. Welche Auswirkungen solche Sturmfluten haben können, zeigt ein großer Holzpfahl mit seinen Sturmflutmarken.

Noch immer sind die Gezeiten auch in Tönning zu erleben, wenn bei Ebbe der Hafen trockenfällt und sich bei Flut kontrolliert wieder füllt. Die einzig verbliebene Werft hat ihre Pforten geschlossen, doch bemüht sich ein Verein, den Werftbetrieb in historischer Form wieder aufzunehmen, ähnlich der Flensburger Museumswerft. Wir fahren zu jeder Jahreszeit nach Tönning, passieren dabei die Stölpe, die schon seit jeher die Stadt vor Stumrfluten zu schützen versuchte und genießen die unterschiedlichsten Jahreszeiten in dieser malerischen Umgebung.

WSA

In einem der schönsten Gebäude Tönnings ist das Wasserschifffahrtsamt untergebracht. Von hier aus werden die Aufgaben an der Westküste übernommen, wozu auch die Steuerung etlicher Leuchttürme gehört. Gegenüber, am Ufer der Eider, befindet sich der große Tonnenhof des Wasserschifffahrtsamtes. Hier liegen sie, die großen und kleinen, orangenen, roten und grünen Seetonnen, werden gewartet, repariert und ausgetauscht. Mit den Tonnenlegern, speziellen Schiffen, sichern sie die Wasserstraßen, verhindern, dass Schiffe auf Grund laufen oder zusammenstoßen.

Etwa 600 Kilometer Fahrwasser werden von hier aus betreut, Fischer, Sportschiffer und die Berufsschifffahrt müssen sich in den ständig ändernden Wasserstraßen und den Sandbänken gefahrlos orientieren können.

Eider

Die Stadt Tönning würde es ohne die Eider als längsten Fluss in Schleswig-Holstein kaum geben. Die Eider ist Lebensader der Region. Als kleiner Bach in ihrem Quellbereich beginnend ist sie an dieser Stelle ein schiffbarer, breiter Strom und gehört zu den Bundeswasserstraßen. Wir haben der Eider einen eigenen Artikel gewidmet, weil dieser Fluss so vielfältig, so spannend ist. Es sich lohnt, ie Eider von Tönning ausgehend, zu erkunden.

Multimar Wattforum

Wie spannend, mystisch und vielfältig die Nordsee mit ihrem Nationalpark Wattenmeer ist, kann nicht besser veranschaulicht werden als im Mutimar Wattforum in Tönning. Katzenhaie, riesige Wale im Modell und die kleinen anmutigen Seepferdchen sind ein Beispiel für die Bandbreite des Lebens im Watt.

Allein 36 Aquarien mit über 250 Arten geben einen beispiellosen Einblick und sorgen selbst beim in der Nordsee fast ausgestorbenen Seepferdchen regelmäßig für Nachwuchs. Eine sechs Meter hohe Panoramascheibe sorgt für ein unvergessliches Schauspiel im Großbecken, wenn sich hier Katzenhaie, Kabeljau und Seelachs tummeln. An zwei Tagen in der Woche gibt es Futter von einem Taucher, der durch ein Mikrofon mit den Besuchern kommuniziert und alle möglichen Fragen zu den Meeresbewohnern beantwortet.

Mitmachstationen laden vor allem Kinder ein, das Wattenmeer spielerisch zu erleben. Eine echte Alternative für Schulausflüge oder Kindergeburtstage, die man gerne mal im Burger-Restaurant oder der Spielecke eines Möbelhauses ausrichtet. Hier macht das Lernen und Entdecken Spaß und fördert das Verstehen von Zusammenhängen der so sensiblen Natur.

Wie riesig ein Pottwal sein kann, lässt sich nicht in Zahlen erleben. Ein Gefühl dafür bekommt man beim Anblick des 17 Meter langen Skelettes, welches auf einer Seite offen, auf der anderen Seite aus Kunststoff modelliert an der Decke hängt. Solche großen Säuger sind 2016 zu oft in die Nordsee gedriftet und mit einem Haufen Müll im Magen traurig gestorben. Der Anblick eines solchen Tieres sollte uns daran erinnern, achtsam mit Plastik und respektvoll mit dem Lebensraum dieser faszinierenden Tiere umzugehen.

Ein eigenes Gezeitenbecken stellt die Situation der Tiere im Wechsel von Ebbe und Flut dar. Es ist ganz spannend, wie Tiere wie Seesterne, Krebse, Wattwürmer oder Muscheln bei Flut wörtlich aus ihren Häusschen kommen und sich bei Ebbe auf einmal an Land befinden und entsprechend ihr Verhalten ändern.

Das Multimar Wattforum ist ein einzigartiges Schauspiel für Jung und Alt, um die Nordsee und ihren Lebensraum im Anschluss mit ganz anderen Augen zu sehen und zu begreifen.

Es liegt gleich an der Bundesstraße B 5 vor den Toren Tönnings und ist nur wenige Meter vom Hafen in Tönning entfernt.

Traditionen

Tönning zu erleben, bedeutet ein Stück Nordfriesland zu erleben. Ein Besuch dieser wunderschönen kleinen Hafenstadt berührt durch die Geschichte und die Kultur der Menschen, die hier leben und zuvor hier gelebt haben. Wie sehr die Tönninger ihrer eigenen Geschichte verbunden sind, zeigt sich unter anderem im alljährlich stattfindenden Bikebrennen. Mit einem großen Feuer wird der Winter verabschiedet. War es früher ein heidnisches Fest, um die Geister des Winters zu vertreiben, ist es heute ein geselliges Zusammensein, um sich im typischen Nordseewind bei einem Punsch am Feuer zu wärmen. Seit Jahren kommen immer öfter Auswärtige und Touristen zu diesem Spektakel, die eintauchen wollen in ein kleines Stück typisches Nordfriesland, hier in Tönning.

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