Ryfors Bruk – Auf der Suche nach der verschwundenen Fabrik

Auf der Fahrt nach Mullsjö zeigt ein kleines Schild nach Ryfors. Der schwedischen Sprache einigermaßen mächtig weiß ich, das „fors“ für einen Wasserfall steht. Neugierig biegen wir ab und fahren bis zum nächst möglichen Wanderer-Parkplatz. Schilder weisen auf ein großes Industrieareal hin. Auf eines, welches es gar nicht mehr gibt. Einst gab es hier sogar eine Eisenbahnverbindung. Und auf deren Trasse werden wir in den Ryfors eintauchen und auf Spurensuche gehen.

Auf verschlungenen Pfaden auf der Suche nach der Ryfors Bruk

Verschiedene Wege führen uns schnell in die Tiefen des Ryfors. Schnell haben wir die Zivilisation vergessen und befinden uns mitten in einem der urigen schwedischen Wälder. Schmale Pfade führen auf uns ab, eine kleine Hängebrücke führt über den Bach eh wir die Trasse der frühen Eisenbahnverbindung zur Ryfors Bruk erreichen. Was heute wie ein Sonntagsspaziergang wirkt, war in Zeiten der industriellen Revolution im Grund genommen eine große Eisenhütte mit einem wassergeriebenen Hammerwerk für Schmiedearbeiten.

Am Anfang war der Ryfors

Aus der Zeit, in der es noch keine elektrischen Antriebe oder Diesel- bzw. Benzinaggregate gab, war Wasser die wichtigste Antriebskraft. So wurde die Wasserkraft in der Regel für die Kornmühlen oder den Antrieb von großen Webstühlen oder Sägewerken eingesetzt. Und so bot sich auch der Fluss mit seinem teilweise starken Gefälle ein, an dieser Stelle Mühlen zu errichten.

Im Jahr 1827 kaufte der Industrielle Magnus Sager die Wassermühlen und baute eine Industrie auf. Sager hatte sich in der noch jungen industriellen Blühte bereits einen Namen gemacht. Und so baute er die Mühlen zu wichtigen Bausteinen der Textil- und Zündholzproduktion um. Die neue Jönköpings tändsticksfabriks AB entstand.

Dann kam die Eisenbahn nach Ryfors

Im Jahr 1864 wurde das benachbarte Mullsjö an das Schienennetz der Södra Stambanan angeschlossen und das bedeutete einen enormen Schub für die regionale Wirtschaft. Musste bisher alles mühsam mit Pferd und Wagen transportiert werden, baute man nun ein Gleis zu den Mühlen und konnte gerade den mit der Forstwirtschaft verbundenen Industriezweig stark ausbauen.

Ryfors- die frühe Verbindung von Arbeit und Erholung

Famile Sager wusste aber nicht nur den ökonomischen Wert von Ryfors zu schätzen. Sie liebten diese Umgebung und gestalteten sie zu ihrem persönlichen Urlaubsparadies. Das alte Herrenhaus wurde modernisiert und es entstand die englische Villa als üppiges Gästehaus.

Rund um die Gebäude entstand ein großzügiger englischer Park, angelegt vom englischen Gartenarchitekten Edward Millner. Er hatte in ganz Europa schon einige berühmte Parks entworfen. Unter anderem den englische Chrystal Palace Garden. Allerdings nahm der Ryfors Park die Elemente der umliegenden Natur auf und wirkte so alles andere als künstlich. Der Park umfasste eine Größe von 375 Hektar, soviel wie die gesamte Ackerfläche der Gemeinde.

Ein Sechs-Loch-Golfplatz wurde 1888 eingeweiht und war der erste in Schweden. Vor etwa zehn Jahren wurde ein Tennisplatz gebaut, auch dieser war einer der frühesten seiner Art. Weiterhin wurde eine Kegelbahn gebaut, die vermutlich ebenfalls in den 1880er Jahren gebaut wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird Ryfors als einer der „größten und kunstvollsten Privatparks Schwedens“ beschrieben.

Heute ist Ryfors ein traumhaftes Auflugsziel mit einer Wanderung oder einem Waldspaziergang, der kaum vielfältiger sein kann.

Nach und nach werden die gebliebenen Werkstattgebäude wieder hergerichtet und zu einem umfassenden Freilichtmuseum der besonderen Art umgebaut.

Ryfors liegt westlich von Mullsjö. Am Kreisverkehr, wo Rv26/47, Lv 185 in Richtung Bottnaryd kreuzt biegen Sie 1 km nach Norden ab und folgen Sie den Schildern.

Koordinaten: N 6418710 / E 430445
(SWEREF 99 TM) // N
57 ° 54 ’17 .134 ” , E 13 ° 49 ‚34.893” (WGS84)

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