Rodenäs im Amt Südtondern – Gemeinden in Schleswig-Holstein
Die Gemeinde Rodenäs ist eine der Gemeinden in Schleswig-Holstein und eine der Gemeinden im Kreis Nordfriesland. Hier befindet sich der westlichste der Grenzübergänge nach Dänemark, der Grenzübergang Norddeich – Siltoft. Dieser ist zugleich auch der nördlichste Punkt von Deutschland auf dem Festland.
Wo liegt denn eigentlich Rodenäs?
Rodenäs ist die nordwestlichste Gemeinde in Deutschland auf dem Festland und liegt im nordwestlichen Nordfriesland. Von der Kreisstadt Husum liegt Rodenäs 58 Kilometer entfernt, zur Verwaltung im Amt Südtondern nach Niebüll sind es 18 Kilomete. Flensburg an der Ostsee ist nach 58 Kilometer erreicht.
Ins benachbarte Hoyer (Højer) in Dänemark fahren wir 11 Kilometer. Auf die Insel Röm (Rømø) fährt man von Rodenäß aus 52 Kilometer. Für einen Bummel im dänischen malerischen Tondern (Tønder) rechnen wir 15 Kilometer.
Der nächste Bahnhof befindet sich im benachbarten Klaxbüll.
Gemeindedaten Rodenäs
Postleitzahl: 25924
Ortsteile der Gemeinde: Kixbüll, Markhäuser, Neudorf, Norddeich, Ophusum, Rickelsbüller Koog
Vorwahl: 04668, 04664
KFZ-Kennzeichen: NF
Gemeindebüro: Rodenäs
Amt: Südtondern
Kreis: Nordfriesland
Einwohner ca: 405
Bevölkerungsdichte Einwohner / km²: 20
Fläche: 19,84 km²
Höhe: 2 m über NN
Gemeindeschlüssel: 01 0 54 110
Was macht denn Rodenäs aus?
Rodenäs hat sich einen Namen gemacht. Zum einen als das Duz-Dorf, denn hier duzen sich alle, die benachbarten Dänen sowieso. Mit dieser unverkrampften Fröhlichkeit und Offenheit ging Rodenäs durch die Medien und damit einhergehend konnte jeder erfahren, dass Rodenäs auch zugleich die nordwestlichste Gemeinde auf deutschem Festland ist. Die Schlagbäume nach Dänemark stehen immer offen.
Wo gibt es schon eine Straße teilweise auf deutschen Boden mit dänischen Verkehrsschildern? Sie führt mitten durch das gemeinschaftliche Naturschutzgebiet. Rickelsbüller Koog heißt er auf deutscher, Margrethe Kog auf dänischer Seite.
Fährt man auf den Nordseedeich zu, fallen rechts der Straße dänische Verkehrsschilder auf. Also fährt man auf dänischem Boden. Kommt man aber wieder zurück ins Landesinnere, fährt man teilweise über deutschen Boden. Die Grenze verläuft hier mitten auf der Straße und genau hier sind auch die Grenzsteine in die Straße eingelassen.
Am Ende wartet der Deich, auch eines der gemeinsamen Projekte von Deutschen und Dänen und ein zweisprachiger Gedenkstein erinnert an diese Gemeinschaft beim Deichbau.
Dabei können die Rodenäser viel mehr als deutsch und dänisch, was gar das Interesse von Sprachwissenschaftlern weckte. Die Universität Kopenhagen fand bei einer Untersuchung im Jahr 1970 heraus, dass 28 % der Einwohner hochdeutsch, plattdeutsch, friesisch, standarddänisch und südjütisch sprachen und somit fünfsprachig waren. Aber immer mehr setzt sich das Hochdeutsch durch, auch, wenn es Bestrebungen gibt, Dialekte und Verschiedensprachigkeit zu fördern.
Die Kirche zu Rodenäs
Die evangelisch-lutherische St.-Dionysius-Kirche ist zugleich die nördlichste Kirche auf dem deutschen Festland. Sie entstand aus den Resten der im Jahr untergegangenen Rickelsbüller Kirche.
Der Grenzübergang Norddeich – Siltoft
Der Grenzübergang Norddeich-Siltoft verbindet Deutschland mit Dänemark an seinem westlichsten Grenzposten vor der Einfahrt in den Rickelsbüller Koog und der Verbindung zwischen dem dänischen und dem deutschen Deich. Doch weiß man hier kaum, ob man sich gerade auf deutscher oder dänischer Seite befindet und, wie ich feststellen durfte- die dänische Grenzpolizei weiß es mitunter auch nicht so genau.
Die Straße nach Dänemark ist schmal, sie führt über einen Damm bis nach Højer (Hoyer). Gerade einmal reicht der Weg für einen großen Traktor, in dem Fall müsste ein weiteres Fahrzeug schon rückwärts fahren.
Eine ausgediente Schranke erinnert an die Betriebszeiten des kleinen Postens, das ebenso kleine Grenzhäuschen scheint im Dornröschenschlaf. Weit geht der Blick über das nördlich gelegene dänische Naturschutzgebiet Margarethenkoog und den Rickelsbüller Koog auf deutscher Seite.
Eine zivile Grenzstreife hält an diesem Posten. Wer also könnte besser über den hiesigen Grenzverlauf Bescheid wissen als diese dänischen Polizeibeamten? Sie öffnen das Fenster ihres Kombis, aus dem Heck kommt Hundegebell herüber. Meine Frage nach der staatlichen Zugehörigkeit der Straßen können sie mir nur stotternd und eher fragend beantworten.
In der Tat stelle ich später fest, dass zwar beidseitig der Straße zum Rickelsbüller Koog dänische Verkehrszeichen stehen, die Grenze aber mitunter zickzack über die Straße läuft. Bei genauem Hinschauen entdecke ich Grenzsteine in der Straße, dann mal wieder rechts oder links der Straße. Der Parkplatz am Ende ist dann wieder komplett auf deutscher Seite. Hier markiert ein Gedenkstein an den gemeinsamen Deichbau die Grenze und schon im Bereich der Nordsee der erste bzw. letzte Grenzstein der dänisch-deutschen Landgrenze überhaupt. Den dänischen Deich darf man nicht betreten, Stacheldraht verleiht diesem Verbot den entsprechenden Nachdruck. Praktischerweise beginnt hier ein dänisches Vogelschutzgebiet.
Geschichten am Schlagbaum
Für die Grenzbeamten, die hier ihren Dienst verrichten mussten, kam der Einsatzort einer Strafversetzung gleich. Für viele Menschen ist der westlichste Grenzbereich zugleich die langweiligste Einöde überhaupt. Zudem geht der Wind unablässig, er unterscheidet sich im Laufe der Jahreszeiten lediglich durch Temperatur und Heftigkeit.
Dieser Grenzposten Norddeich-Siltoft durfte nur mit besonderer Erlaubnis genutzt werden, eine solche Erlaubnis hatte Bauer Broder P. Sein Hof liegt auf dänischer Seite, doch die Straße davor gehört zu Deutschland. Um von seiner Hofeinfahrt auf die eigenen Felder zu kommen, musste er also erst von seinem Grundstück aus nach Deutschland auf die Straße, anschließend durch den Schlagbaum nach Dänemark, um auf seine Felder zu gelangen.
Wollte er aber beispielsweise ins nahe Rodenäs auf deutscher Seite, so musste er erst durch den dänischen Schlagbaum, dann über einen langen Umweg zum nächsten östlich gelegenen Grenzübergang wieder über die Grenze, um zu seinem Ziel zu gelangen. Immerhin hatte Bauer Broder P. das Privileg, einen Schlüssel für den Schlagbaum benutzen zu dürfen. Doch ärgerte er sich über den Aufwand und ließ oft genug die Schranke einfach geöffnet. Um zu verstehen, muss man sich den tatsächlichen Grenzverlauf an dieser Stelle anschauen.
Die Flucht über Dreisprung
Kaum bekannt aber fast international bedeutend ist der Hof „Dreisprung“ und er liegt so dicht an der dänischen Grenze, wie es nicht mehr dichter geht. In den 1930er Jahren lebte hier der Kommunist Carsten Atzen. Aber sein Grundstück hatte eine länderübergreifende Bedeutung, die sich herum gesprochen hatte. Denn das Haus war auf deutschem, ein Teil des Gartens auf dänischem Boden.
Mit der Machtübernahme Hitlers im Jahr 1933 änderte sich schlagartig alles. Andersdenkende wurden verfolgt und gejagd. Doch die Regimegegner wussten einen Ausweg… das Haus von Carsten Atzen.
Sie kamen durch die Eingangstüre hinein, doch nie wieder heraus. Denn ihr Weg führte durch die rückseitige Tür direkt in den dänischen Garten. So konnten sie sich über die Felder und Entwässerungsgräben in Sicherheit bringen.
Leider wussten nicht nur die von Hitler bedrohten um diesen Ausweg. Mitte der 1930er Jahre hatte diese Fluchthilfe ein jähes Ende. Die Polizei stand vor der Tür und holte Carsten Atzen zur Vorderseite heraus und brachte ihn geradewegs ins Gefängnis. Zu drei Jahren Zuchthaus verurteilte man ihn für sein couragiertes Verhalten.
Als der Krieg vorbei war, waren die Engländer die Ordnungsmacht. Und nur mit Passierschein ließen sie wen auch immer über die Grenze nach Dänemark. Nun ergab sich eine Konferenz in Kopenhagen, zu der auch ein Freund meiner Eltern reisen wollte. Er war sehr aktiv in der bekennenden Kirche in Essen, worüber er auch meine Mutter kennen lernte. Später wurde der Pazifist und Bürgerrechtler Gustav Heinemann Bundespräsident. Es kam, dass er eben zu jener Konferenz nach Kopenhagen wollte, aber keinen Passierschein hatte. Aber auch er kannte den Weg über den Hof „Dreisprung“ und nutzte ihn erfolgreich.
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