Unterwegs mit der Brennweite 135mm – Das Leica APO Telyt 135mm

Bei Leica hat die Brennweite 135mm eine lange Tradition. Ich selbst nutze diese Brennweite, seitdem ich mit einer Leica fotografiere. Tatsächlich war das R2.8/135mm mein erstes Leica-Objektiv überhaupt und ich habe es vom ersten Tag an geschätzt. Heute nutze ich fast ausschließlich M-Objektive und mit gleicher Selbstverständlichkeit ist die Brennweite 135mm mit dabei. In Form es Leica APO Telyt 3.4 / 135mm.

Das Leica APO Telyt M 3.4 / 135mm ist die längste Brennweite des M-System und meines Wissens aktuell die längste Festbrennweite im Leica-Sortiment überhaupt. Es gibt Gerüchte, dass die Produktion des Leica APO Telyt M 3.4 / 135mm aufgrund der seltenen Nachfrage eingestellt werden soll. Aber manchmal dienen Gerüchte ja auch als Weckruf. Wir beschreiben, warum wir die Brennweite 135mm jedenfalls sehr zu schätzen wissen und warum sie uns auch am Messsucher so gar nicht abschreckt.

Man kann bei der Wahl zwischen den gebrauchten Tele Elmar M 4.0 / 135mm oder Elmarit 2.8 / 135mm nichts falsch machen. Sie bieten eine enorme Abbildungsleistung. Da sollte man sich auch von pseudo-wissenschaftlichen Klugscheissereien nicht verschrecken lassen. Eigentlich ist das Elmarit 2.8 / 135mm durch seine Brille für den Messsucher geradezu ideal, da es das Sucherfeld enorm vergrößert. Nachteil ist, es ist für ein M-Objektiv sauschwer. Aber die Preise dieser meist bestens erhaltenen Objektive spiegeln nicht ansatzweise die optische Qualität wieder. 

Wenn man dann noch bedenkt, was für Klötze gleichwertiger Brennweite an die Spiegellosen gehängt werden, ist das Leica M Elmarit 2.8 / 135mm geradezu ein Leichtgewicht. Vor allem, wenn man diese Brennweite selten nutzt, relativiert sich das Gewicht. Wir waren mit der optischen Leistung stets zufrieden und haben damit sogar Aufnahmen für einen Reisekatalog gemacht.

Kaum teurer aber mit einer Anfangsöffnung von 4.0 ist das Tele Elmar 4.0 / 135mm eine unbedingte Alternative zum Elmarit 2.8 / 135mm. Es bietet annähernd die Schärfe des aktuellen Objektives. Die Unterschiede sind nur bei extremen Vergrößerungen erkennbar.

Trotz allem ist Leica ja immer bemüht, die beste optische Leistung aus einem Glas herauszuholen. Gerade bei den M-Objektiven passiert das ohne elektronische Eingriffe. Denn alle diese Objektive sind zwar codiert, ansonsten aber völlig analog. Sei es in der Fokussierung, sei es bei den Einstellungen. Denn Leica produziert nach wie vor auch analoge Kameras. Folglich hat man sich auch der Brennweite 135mm gewidmet und das Leica APO Telyt M 3.4 / 135mm auf dem Markt gebracht. Wesentlich leichter und sehr kompakt setzt es heute optische Massstäbe in dieser Brennweite.

Die Kompaktheit in Verbindung mit dem Bildausdruck war auch für uns die Entscheidung zugunsten des aktuellen Leica APO Telyt M 3.4 / 135mm. Immerhin wiegt das APO Telyt M 3.4 / 135mm gerade einmal 450 Gramm bei einem Filterdurchmesser von lediglich 49mm. Möchte ich eine größere Blendenöffnung und bei entsprechender Kamera noch Autofokus haben, schleppe ich gut und gerne das dreifache an Gewicht und habe einen Filterdurchmesser von 82mm.

Und jetzt die Frage: wie fühle ich mich als Fotografierter, wenn mir ein solches Kanonenrohr ins Gesicht zeigt? Gerade wenn wir ein Festival fotografieren, fallen wir positiv auf, weil wir kaum auffallen. Weil wir nicht mit gigantischen Rohren unterwegs sind. 

Auf solchen Festivals kommen mit Hintergrund die Diskussionen auf, inwieweit man genau aus diesem Grund (professionell) Fotografierende noch vor die Bühne lässt.  Ähnliche Beispiele gibt es zuhauf. Kinderportraits, Fotografieren auf Bahnhöfen, in Flughäfen- die Dimensionen der aktuellen (Tele-) Objektive sind einfach nicht mehr Menschenfreundlich. Das aber ist ein wesentlicher Punkt, warum wir uns für das Leica APO Telyt M 3.4 / 135mm entschieden haben.

Nun ist es ja ganz hipp, dass im Zeitalter hoher Lichtempfindlichkeiten und Bildstabilisatoren die Anfangsöffnungen auf jeden Fall unter 2.0 liegen müssen. Bokeh ist alles. Vor lauter Bokeh sieht man die eigentlichen Argumente dagegen nur noch verschwommen. Denn ganz klar erzeugt auch das Leica APO Telyt 3.4 / 135mm ein schönes Bokeh und hat bei einem Abstand von 1.50 Meter eine Schärfe-Ebene von weniger als drei Zentimeter. 

Selbst bei vier Meter Abstand sind es lediglich 10 Zentimeter. Klar kann ich mit einem Autofokusboliden der anderen Hersteller ganz dicht heran an ein Objekt. Dann aber muss ich wieder soweit abblenden, um eine wahrnehmbare Schärfe zu bekommen, dass ich gleich auf eine hohe Öffnung verzichten könnte.

Nun ist die Brennweite von 135mm nicht die gängige Wahl. Bei uns aber schließt sie unser kleines Portfolio an Objektiven nach oben hin ab. Denn der Effekt des Leica APO Telyt 3.4 / 135mm ist einfach ein anderer als bei einer Brennweite von 28mm. Die Perspektive wird komprimiert.

Zudem kann ich tatsächlich bei weit entfernten Objekten immer noch akzeptable Aussichtsvergrößerungen machen. Die sind dann auch immer noch für den Druck geeignet.

Auf unseren Reisen kommt die Brennweite von 135mm tatsächlich nur bei entfernten Objekten zum Einsatz. Das ist dann im Verhältnis selten. Aber es würde schon fehlen. Mitunter überkommt es mich und ich ziehe allein mit dem Leica APO Telyt M 3.4 / 135mm los. Ganz gleich ob Architektur, Landschaft oder Mobilität. Alleine mit der Brennweite 135mm könnte man schon Geschichten erzählen. 

Nun gibt es gerade bei Nutzern der Leica M das Problem mit dem kleinen Sucherfeld. Ich selbst kenne die 135mm bisher nur an der analogen Leica M und konnte damit ohne Probleme scharf stellen. Bei den Leica M mit Live View kann man sich den Schärfebereich anzeigen lassen. So wird auch dort der Schrecken genommen. Für die spiegellosen Kameras mit elektronischem Sucher fallen diese Probleme ganz weg. Im Zubehör von Leica gibt es allerdings auch den elektronischen Aufstecksucher und eine analoge Suchervergrößerung von 1.4 für die M-Kameras. 

Das Leica APO Telyt 3.4 / 135mm ist für uns der logische Abschluss unserer kleinen Objektivreihe für unsere Reisereportagen. Ganz gleich ob Kinderportrait, Architektur, Landschaft, Landwirtschaft oder Walbeobachtung- ohne diese Brennweite würde uns in unserem Bildausdruck etwas fehlen. Entsprechend schade, wenn das (noch) vorhandene Angebot aus dem Leica Sortiment nicht genutzt wird.

Kleine Leica Historie in der Brennweite 135mm für den Messsucher

  • 1933 – 1960: Hektor 4.5 / 135mm
  • 1960 – 1965: Elmar 4.0 / 135mm Art.-Nr. 11850
  • 1963 – 1998: Elmarit 2.8 / 135mm Art.-Nr. 11829 (zunächst Serie VII Filter, ab 1977 mit 55mm Filtergewinde)
  • 1965 – 1980: Tele Elmar 4.0 / 135mm Art.-Nr. 11851
  • 1980 – 1998: Tele Elmar 4.0 / 135mm Art.-Nr. 11861
  • 1998 – aktuell: APO Telyt 3.4 / 135mm (ab Ende 2012 mit 6 Bit Codierung)
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Flensburger Förde, Flensburg, Leica SL APO f2 75mm asph

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