Skåbu – Bygdin und zurück. Auf der norwegischen Traumstraße Jotunheimvegen durch das Hochgebirge

Warum der Jotunheimvegen Jontunheimvegen heißt, konnte mir noch niemand erklären. Denn er führt mitten durch den Langsua Nationalpark. Seit 1950 besteht der Jotunheimvegen als zwischen Skåbu und Bygdin als Versorgungsweg, um die Bauernhöfe mit ihrem Milchvieh zu versorgen. Jotunheimen selbst liegt nördlich des Langsua Nationalpark. Wir sind diese mautpflichtige Strecke gefahren und haben dabei Menschen zu Fuß und auf dem Rad getroffen.

Die Geschichte des Jotunheimvegen

Bis ins Jahr 1950 gab es zwischen den Orten Bygdin und Skåbu gerade einmal ein zwei Kilometer langes Straßenstück entlang des Flusses.

Ein kleines Motorboot namens „Svalken“ versorgte etwa 40 Bauernhöfe in der Nähe von Vinstre und transportierte deren Milch ab. Dafür standen 18 Anlegestellen zur Verfügung. Doch der Ausbau von Wasserkraft und die damit einhergehende Regulierung des Gewässers verursachte, dass nict mehr alle Anlegestellen angefahren werden konnten. Eine feste Verbindung sollte her. Doch auf dem bis zu 1200 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Gebiet wechselen sich Moore und sanfte Felslandschaften ab.

Aufwendig wurden die Feuchtgebiete mit Birkenbündeln stabilisiert, eh die Planierraupen Schottermaterial aus der nahen Umgebung darüber schoben. Eine Straße mit leichter Tragfähigkeit entstand. Man hoffte insgeheim, dass Touristen diese neue Schotterstraße für sich entdeckten und über eine Maut die Unterhaltung dieser etwa 45 Kilometer langen Strecke finanzieren würden. Denn mit jeder Schneeschmelze im Frühjahr entstanden große Schäden  an dieser Verkehrsverbindung.

Doch das Geld reichte bei weitem nicht aus. Betroffene Gemeinden engagierten sich finanziell und zugleich wurde die Maut drastisch angehoben. Der Schotterweg wurde deutlich stabilisiert und in einen wesentlich besseren Zustand versetzt.

Heute passieren in den Hauptmonaten Mai bis August etwa 10.000 Fahrzeuge den Jotunheimvegen. Etwa ein Viertel davon werden von ausländischen Touristen gesteuert. In einem der Fahrzeuge sitzen wir. Und planen, beim nächsten Mal hier zu Fuß oder mit dem Rad auf Tour zu gehen. Denn die Landschaft ist zu begeisternd, als dass man sie durch die Scheiben einer Blechkarosse an sich vorbei ziehen lassen sollte.

In Skåbu beginnt der Jotunheimvegen und ich erinnere mich, hier vor vielen Jahren gewandert zu sein. Damals zog es mich zu Fuß von der Küstenstadt Kristiansand mit Karte und Kompass in den Norden. Heute werden die Bilder dieser Tour wieder wach.

Wir halten für eine Pause an einem typsichen breiten Bergbach. Die Menschen aus Skåbu nutzen diese Stelle an der Brücke gerne als Bademöglichkeit. Heute machen wir es ihnen gleich, eh wir auf der nun beginnenden Schotterstraße den Jotunheimvegen nach Bygdin nehmen. Durch weitläufige Kiefernwälder geht es an der Mautstation vorbei bergauf. Immer nur bergauf. In dieser Region ist die Baumgrenze auffallend hoch und je nach Lage bei 900 bis 1200 Meter über dem Meeresspiegel beginnend die höchste Baumgrenze Europas. Und auch der höhste Punkt des Jotunheimvegen liegt bei 1230 Metern, der niedrigste bei 700 Metern.

Aber dann öffnet sich die Landschaft. Weite Hochebenen mit kleinen Teichen und größeren Seen. Entlang des Jotunheimvegen weiden freilaufende Kühe. Vereinzelt stehende Kiefern und Birken überziehen die hochliegenden Ebenen und wechseln sich mit Mooren und Feuchtwiesen ab. Umgben ist die Landschaft des Langsua Nationalpark von bis zu 1685 Meter hohen sanft geformten Bergen und Geröllhängen, deren Gipfel fast mühelos erreichbar scheinen.

Durchgzogen wird der Langsua Nationalpark hier fast parallel zum Jotunheimvegen vom Vinstre, dem einstigen Fluss. Etwa in der Mitte des Jotunheimvegen ist der Vinstre aufgestaut und bildet eine Art See mit unzähligen flachen Buchten und Landzungen. Manche dieser Buchten weit genug entfernt der Staumauer werden als Bademöglichkeit genutzt. Immer wieder kreuzen Wanderwege des DNT, dem norwegischen Wander- und Alpenvereins, den Jotunheimvegen. Dessen Hütten laden Wanderer zum Übernachten ein.

Unsere Tour endet in Bygdin am Riksvegen 51. Hier werden wir unsere Tour fortsetzen in einem Gebiet Norwegens, welches in einschlägigen Reiseführern kläglich vernachlässigt wird und doch oder deswegen die Lust auf mehr geweckt hat. Für uns ist die Entdeckung des Jotunheimvegen eine nachklingende Überraschung und vielleicht sogar der Ansporn, Frau und Tochter im nächsten Jahr zum Wandern zu animieren.

Zu erreichen ist der Jotunheimvegen (Jotunheimveien) über die E6 ab Vinstra nach Skåbu oder über die RV 51 auf Höhe von Bygdin. Zwischen September und April ist der Jotunheimvegen nicht passierbar. 

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