Die Geschichte der Seenotrettung

Heute gehören auf Nord- und Ostsee die Seenotrettungskreuzer der DGzRS zur Selbstverständlichkeit. In fast jedem Hafen befinden sich diese Rettungsschiffe der modernsten Klasse. Doch wie hat das alles mal begonnen? Wir erzählen die Geschichte der Seenotretter.

Arm war das Land zwischen den Meeren vor über 150 Jahren. Stürme und Fluten rissen oft Menschen und Tiere in den Tod. Auch Schiffe fielen diesen Wetterkapriolen zum Opfer. Antreibende Schiffe und Handelswaren waren so ein dankbarer Nebenerwerb. Strandpiraten setzten falsche Leuchtfeuer, sodass Schiffe strandeten und ausgeraubt werden konnten.

Doch Menschen lieber in Not zu helfen anstatt deren Not schamlos auszunutzen, das schrieben sich Adolph Bermpohl und Carl Kuhlma auf die Fahne und gründeten 1860 das erste Seenotrettungswerk. Ein Jahr später gründete Georg Breusing den ersten regionalen Verein zur Rettung Schiffbrüchiger.

Am 29. Mai 1865 war es dann soweit, in Kiel wurde die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gegründet. Sitz der Gesellschaft wurde Bremen. Zur Erstausstattung der Rettungsstationen gehörten einfache Raketenapparate, Hosenbojen und Ruderboote. Ab 1911 wurde mit der Motorisierung der Boote begonnen.

In den Zeiten des zweiten Weltkrieges wurden die Rettungskreuzer mit einem großen roten Kreuz markiert und wurden so international wie national als unabhängige Rettungsorganisation für Freund und Feind anerkannt. 1957 zog eine neue Schiffskonstruktion mit der „Theodor Heuss“ Einzug. Sie war der erste Rettungskreuzer mit einem Tochterboot. Im Jahr 1967 kam es zu einem schweren Unglück. Trotz Orkan lief der Rettungskreuzer „Adolph Bermphohl“ in Helgoländer Gewässer aus und rettete mit seiner vierköpfigen Besatzung drei niederländische Fischer. Doch in dem schweren Sturm verunglückte das Schiff und alle Menschen an Bord verloren ihr Leben.

Zwar sind die Schiffe der DGzRS so konstruiert, dass sie sich im Fall eines Kenterns wieder aufrichten, doch gerade in der Nordsee gibt es eine tückische Gefahr – die Grundsee. Dort, wo hohe Wellen entstehen, gibt es Wellentäler, die bis auf den Meeresgrund gehen. Kentert nun ein Schiff im schweren Sturm in solch einem Wellental, schlägt es auf und wird zerstört. Die Seenotretter gehen immer wieder dieses hohe Risiko ein, aber manchmal kommen sie auch nicht mehr zurück. Bis 1988, also innerhalb von 128 Jahren, haben die Männer der DGzRS bereits über 50.000 Menschen aus Seenot gerettet oder aus gefährlichen Situationen befreit. Das sind pro Jahr etwa 400 Menschen. Zudem wurde über 80.000 Menschen Hilfe gebracht.

Wenn solche Einsätze stattfinden, dann sind sie immer mit sehr hohem Aufwand und Einsatz verbunden. Mitunter sind auch an einem Einsatz mehrere Schiffe beteiligt, beispielsweise bei Lösch- oder Sucheinsätzen. Im Jahr 1990 ging die Wiedervereinigung auch an der DGzRS nicht vorbei, sie übernahm zunächst 11 Stationen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, heute befinden sich in dem Küstenstreifen insgesamt 17 Stationen.

Der Anfang des Jahres 1995 berührt mich ganz persönlich, ich war einige Tage auf der Insel und der Sturm peitschte die Wellen hoch gegen die Deiche. In diesem Sturm fuhr ich dann von der Insel zurück aufs Festland. In der gleichen Nacht wurde der Seenotrettungskreuzer „Alfred Krupp“ auf der Rückkehr eines Einsatzes von der berüchtigten Grundsee erfasst. Zwei der vier Rettungsmänner blieben auf See.

War früher Norddeich Radio eine feste Institution der Seefahrer, wurde diese Einrichtung im Jahr 1999 geschlossen. Fortan übernahm die DGzRS die 24-Stunden-Hörwache für den Not- und Dringlichkeitsverkehr auf UKW-Seefunk.

Am 29. Mai 2015 wurde die DGzRS 150 Jahre alt. Heute sind rund 60 Rettungseinheiten im Einsatz. Sie gehören zu den modernsten und stärksten Rettungsflotten der Welt. 40 Rettungskreuzer und 20 Rettungsboote sorgen mit über 800 ehrenamtlichen Helfern für die Notfallversorgung auf See. Dabei steht nur eines im Mittelpunkt: der Mensch. Kontinuierlich wird die gesamte Einheit auf den Stand der Zeit gebracht. Gemeinsame Einsätze mit anderen Rettungsflotten der benachbarten Staaten gehören im Notfall zum Alltag. Die Arbeit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger wird überwiegend ehrenamtlich geleistet ohne staatliche Unterstützung.

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