Falun im Schwedenrot – Die Geschichte des Falunrot (Falu Rödfärg)

Überall begegnen uns schwedenrote Holzhäuser und Gartenlauben. Was hat es mit dieser Farbe Schwedenrot, auch Falunrot oder Falu Rödfärg genannt, auf sich? Wir kommen der Geschichte bei einem Besuch im südlichen Mittelschweden, in Dalarna, auf die Spur.

Schweden verbinden wir gerne mit den malerischen roten Holzhäusern. Und so verwundert es kaum, dass sich auch außerhalb von Schweden immer mehr dieser pseudo-typischen Holzhäuser finden. 

Ein Schwedenhaus zu bewohnen ist populär und muss auch im richtigen Schwedenrot oder Falunrot gestrichen sein. Für dieses Schwedenrot gibt es gar noch offizielle Bezeichnungen Falu Rödfärg. Aber was hat es mit dem Schwedenrot, der Falu Röd Fäg auf sich und was macht sie so besonders?

Wer von Schweden träumt, träumt von roten Holzhäusern und verbindet vor allem das südliche Småland im seinen Vorstellungen über das Land. Dabei hat das Schwedenrot oder eben Falunrot (Falu Rödfärg) seinen Ursprung mit nördlicher gelegenen Dalarna. Vielleicht ist Schweden hier sogar am typischsten. Immerhin kommen aus dem Land des Schwedenrot die mittlerweile weltberühmten Dalarna Pferde aus dieser Region und zählen heute zu den nationalen Symbolen.

Kaum jemand weiß, dass ebenso in Dalarna in einer kleinen Fabrik dieses berühmte Schwedenrot hergestellt wird. Und ebenso wird kaum jemand erahnen, woraus denn das Schwedenrot, Falunrot, die Falu Rödfärg, produziert wird. Aber auch der Ursprung dieses Schwedenrot an sich ist schon eine einzigartige Sehenswürdigkeit, die mittlerweile zum Unesco Weltkulturerbe zählt.

Das berühmte Schwedenrot besteht eigentlich aus Schlamm. Und zwar aus dem Schlamm einer Kupfermine, der Stora Kopparbergs gruva in der Bergbaustadt FalunUnd deswegen lohnt es sich, die Geschichte des Bergbaus in Falun näher zu betrachten.

Bereits im 8.Jahrhundert begannen die Menschen, in Falun nach Kupfer zu graben. Überall in Europa benötigte man Kupfer für die Bedachung von Kirchen und Schlössern.  In Stollen grub man sich nach anfänglichem Tagebau immer tiefer in die Erde. Die ersten Stollen entstanden und sie mussten mit Holzstämmen abgestützt werden. Mit Schubkarren wurde das Gestein und die Erdklumpen aus den Stollen geholt und nach oben gebracht. 

Irgendwann, es muss um 1246 gewesen sein, soll einigen Bergarbeitern aufgefallen sein, wie sich so ein Kupferklumpen bei Regen zu Schlamm verwandelte, mit einer ganz eigenen Konsistenz. Da bekanntlich Farbe schon immer aus besonderen Pigmenten gemischt wurde, experimentierten die Arbeiter irgendwann, ob sich nicht hieraus ein Anstrich für ihre Holzständer und Minengebäude herstellen ließ. Dabei fiel auf, dass die mit dieser Schlammfarbe gestrichenen Holzständer wesentlich länger hielten. 

Offiziell verwendeten sie dann für ihr Schwedenrot / Falunrot ihre Mixtur ab dem Jahr 1616  für eine richtige Produktion. Da oftmals die Menschen in verwitterten Holzhäusern lebten, wollten besser betuchte Menschen gerne zeigen, dass sie sich etwas besonderes leisten konnten und ließen ihr Haus in Schwedenrot / Falunrot streichen. Sie wollten damit eine ähnliche Optik ihrer Fassaden erreichen wie die der Ziegelbauten in Mittel- und Nordeuropa.  Gegen Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich das Schwedenrot / Falunrot allerdings in allen gesellschaftlichen Schichten durch. Von nun an strich man die Häuser und Villen der wohlhabenden Menschen in der teureren weißen Farbe.

So kommt es auch vor, dass man auf einer Hofanlage das Gutshaus in weiß vorfindet, die Gebäude der Arbeiter und die Stallungen und Scheunen allerdings in rot.

Aber das Schwedenrot wurde, auch durch die Werke des berühmten Malers Carl Larsson so etwas wie zur Nationalfarbe. Während man heute weiße Gebäude vor allem an den Küsten vorfindet, gibt es im Landesinneren kaum ein Haus, was nicht in Schwedenrot / Falunrot gestrichen ist.

So spannend die Geschichte der Farbe schwedenrot oder Falunrot (Falu Rödfärg) auch ist, ein Besuch der ehemaligen Falun Kupfergrube (Stora Kopparbergs gruva) steht dieser berühmten Farbe in nichts nach. Nicht ohne Grund ist das Kupferbergwerk Falun auf der Liste der Unesco Welterbe, von denen es in Schweden übrigens überraschend viele gibt. 

So sollte man sich wenigstens einen Tag Zeit nehmen, dieses imposante Bergwerk mit seiner einigen hundert Meter tiefen Kupfergrube anzuschauen und zu erleben.

Das Kupferbergwerk Falun war einst die Schatzkammer Schwedens und seine Produkte wurden überall in Europa gebraucht.

Ein Ausflug in diese Kupfergrube ist ein spannendes und lehrreiches Erlebnis für die ganze Familie oder Schulklasse.  Die gesamte Infrastruktur ist so erhalten geblieben, als könne morgen der Betrieb weiter gehen.

Natürlich fehlen auch Shops und Kaffee nicht und selbstverständlich kann man hier auch künstlerische Kupferprodukte oder das beschriebene Schwedenrot oder Falunrot, also die berühmte Falu Rödfärg, erwerben. Mitnehmen wird man aber auf jeden Fall einen unvergesslichen Tag.

Es ist immer wieder faszinierend, was eine Hand voll Erde für uns bereit hält. So sind es in diesem Fall Pigmente wie Siliciumdioxid oder Eisenoxid, ebenso weitere Bestandteile wie Vitriole von Eisen und Kupfer. Aber auch Oxide von Aluminium, Blei,  Calcium , Magnesium und Zink.

Durch den Abbau von Kupfer in der im Jahr 1992 still gelegten Kupfermine Falun gibt es dort jede Menge verwittertes, mageres Kupfererz (Rotmulm). In diesem finden sich die benötigten Stoffe  zur Herstellung der Farbpigmente. Vor allem finden diese sich in Form von Hämatit, Magnetit oder Quarz.

All das wird fein zermalen und dann zu Eisenoxidrot gebrannt. Anschließend wird das nun gewonnene Pulver in einer wässrigen Lösung angesetzt.

Dann gibt man weitere Füllstoffe wie Feldspat als gut spaltbare Minerale hinzu. Genauso gut aber auch Kieselgur, welches als Mehl häufig aus Kiselalgen gewonnen wird und gerne zur Schädlingsabwehr eingesetzt wird.

Aber wie wird aus diesem ziemlich wässrigen Coctail jetzt eine streichfähige Farbe? Dieser Vorgang erinnert ein wenig an die Herstellung einer Soße für den Sonntagsbraten.  Denn um das ganze zu verdicken, wird Stärke benötigt und so rührt man vornehmlich Roggenmehl unter. Dazu kommt noch Leinenöl. Nun wird die Farbe gekocht. So spricht man bei Falunrot, Schwedenrot oder Falu rödfärg auch von einer Kochfarbe.

Schlussendlich kommen auch noch Biozide in das Falunrot oder Schwedenrot (Falu rödfärg). 

In Dänemark ist das Original Schwedenrot, das Falunrot wohl aufgrund seiner geringen Bestandteile an Aluminium und Blei nicht zugelassen. Aber es gibt Biofarben, die ohne solche Nebenprodukte auskommen.

Allerdings sind diese in der ehemaligen Falun Kupfergrube (Stora Kopparbergs gruva) einfach vorhanden.

Übrigens gibt es neben dem bekannten dunkleren Schwedenrot noch ein helleres Schwedenrot, die vor allem bis ins 18. Jahrhundert sehr gängig war.

Die Besonderheit des Schwedenrot oder Falunrot oder wie auch immer ist, dass sie vorzüglich auf sägerauen Holzoberflächen aufgetragen werden kann.

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