Klimadeiche in Schleswig-Holstein – Klimawandel und Zukunftsplanung
Wäre Schleswig-Holstein nicht so traumhaft schön- ich würde mir alle Klimaleugner nach Dithmarschen und Nordfriesland wünschen. Auf dass sie ein Haus hinter dem Deich haben, die nächsten 100 Jahre leben und für den Küstenschutz zuständig wären. Schleswig-Holstein würde sich viele Millionen Euro sparen, die in die neuen Klimadeiche investiert werden.
Aber Schleswig-Holstein ist schön und so sollten am liebsten alle weg bleiben, die den Klimawandel leugnen oder ignorieren. Einschließlich der Spritschleudern auf Sylt. So, der Emotionen sind genug. Wir wollen erklären, worum es beim Bau der sogenannten Klimadeiche geht.
Sieht man sich die wissenschaftlichen Auswertungen an, liegen etwa 25 Prozent von Schleswig-Holstein in überflutungsgefährdeten Gebieten. Betroffen sind davon etwa 350.000 Menschen. Bereits seit 2014 werden die Küstendeiche Stück für Stück angepasst. In der Hoffnung, dass der Meeresspiegel in den nächsten 100 Jahren nicht um mehr als zwei Meter ansteigt.
Jedes Jahr werden hohe zweistellige Millionenbeträge in den Küstenschutz investiert. Ein hoher Anteil davon in die Verstärkung der Deiche. Eine gewaltige Herausforderung. Immerhin verfügt Schleswig-Holstein über annähernd 2.000 Kilometer Küstenlinie. Einschließlich der Halligen und Inseln, die wie Wellenbrecher wirken. Davon liegen etwa 362 Kilometer Landesdeiche an der Nordsee und 71 Kilometer an der Ostsee.
Schleswig-Holstein hat für die anstehenden Herausforderungen ein neues Deichkonzept entworfen und verstärkt die Deiche in jeweils zwei Bauabschnitten. In der ersten Phase soll einem Anstieg des Meeresspiegels von einem Meter widerstanden werden.
Mit den klassischen Deichbau, der vor immer steigenden Sturmfluten erfolgreich geschützt hat, ist der Bau eines Klimadeiches nicht mehr zu vergleichen. Schon die Kosten liegen zwischen 20 und 40 Prozent höher als bei der klassischen Deichverstärkung. Denn bei einem Anstieg des Meeresspiegels wird ein ungleich höherer Druck auf den Fuß des Deiches ausgeübt. Das kann man vergleichen, wenn man einen Luftballon zur Hälfte mit Wasser füllt. Der Luftballon wird im unteren Bereich weiter auseinander gehen. Füllt man ihn dann ganz, geht er im unteren Bereich noch weiter auseinander. Unten ist die Belastung am größten. Wenn der Luftballon dem Druck nicht mehr stand hält, dann platzt er eben an den unteren Seiten.
Also reicht es nicht, den Klimadeich einfach zu erhöhen. Der Klimadeich muss an seiner Sohle verstärkt werden und wird in Zukunft immer breiter. Wir reden jetzt noch nicht von den regelmäßigen Sturmfluten. Auch diese sollen stärker werden.
So gilt es, die Wellen schon im Vorfeld abzubremsen, eh sie den Deich überhaupt erreichen. Wenn die Wellen dann den Deich erreichen, sollen sie schnell müde werden. Kennen wir von uns: Wenn wir bergauf laufen, lassen die Kräfte nach. Man wird langsamer. Je länger der Anstieg dauert, desto anstrengender ist das. So haben die Klimadeiche einen leichten und langen Anstieg bis zur Deichkrone. Und auf dem Weg dahin noch ein paar Stolperfallen, ein paar Bremsen.
Das alles ist natürlich sehr aufwendig zu bauen. Zunächst wird aus Kleiboden ein provisorischer Deich (Klajedeich) vor dem Klimadeich errichtet, um ein Fundament im Wattboden aufbauen zu können. Dieser wird nach Fertigstellung des Klimadeiches auch wieder entfernt.
Bis es soweit ist, kommen aber schier endlose Arbeitsschritte. Bestandteile des alten Deiches werden abgetragen und zu neuem Baumaterial verarbeitet. Solche Arbeiten gehen natürlich nur außerhalb der Sturmflutsaison. Und dann wird Sand angefahren und nochmals Sand und nochmals Sand. Heutige Deiche bekommen Sensoren, um Bodenbewegungen zu registrieren. Ganz klassisch werden immer noch Holzpfähle verwendet, um die Deckschichten zu tragen.
Spezielle Schottermischungen, eigens hergestelltes Flies und darauf nochmals wellenbrechendes Gestein und das alles noch frostsicher mit ebenso speziellem Umklammerungsmaterial…. Und zum Schluss der Rasen, der dicht und kurz sein muss.
Manche Gebäude müssen dafür weichen. Wo einst ein Hotel am Fuße des Deiches in Husum stand, wird die Fläche vom Klimadeich gefüllt. Schienenverbindungen der Halligbahnen, Schiffsanleger, Pumpstationen, Überfahrten, Straßen entlang oder über den Deich, Fluttore, müssen neu gebaut werden.
Seit 2023 sind alle Klimadeiche in Schleswig-Holstein an Nordsee und Ostsee fertig gestellt. Schafe übernehmen die Pflege des Klimadeiches. Wirklich fertig sind die Arbeiten aber noch lange nicht. Sie werden nie fertig.Und so vertraue ich lieber den neuen Klimadeichen als den Klimaleugnern.
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