Die Nordlichtkathedrale in Alta – Architektur in Norwegen

Um Himmels Willen – jetzt auch noch eine Nordlichtkathedrale in Alta! Ja, wir haben diese größte Kirche in Alta, dieses Kirchenschiff, fest in unserer Reiseplanung. Nun, nach vielen Wochen entlang der norwegischen Küste, sind wir hier in der Provinz Troms-Finmark angekommen und stehen andächtig vor diesem Gebilde. Kirchenschiff, diese Bezeichnung passt schon. Denn spontan erinnert uns das zur extravaganten Architektur in Norwegen zählende Gebäude an ein U-Boot. Aber dessen Konzept ist einfach himmlisch.

Wo siedeln sich schon Hotels rund um eine Kirche an? Hier, an der Nordlichtkathedrale in Alta ist das so. Der Hype um Nordlichter für alle macht es möglich. Und nun kommen sie aus allen Erdteilen hier her, um millionenfach einzigartig das Polarlicht, das Nordlicht zu bewundern oder zu knipsen, das sonst nur Menschen vorbehalten war, die auch bereit waren, dafür einfach mal eine Runde zu frieren.

Ja, ein Nordlicht zu erleben, ist wirklich etwas besonderes, etwas himmlisches. Ich selbst durfte es auf unseren Skiwanderungen bestaunen und fühlen, wie traumhaft schön doch unsere Schöpfung ist. Nun bin ich alles andere als ein Atheist, aber auch nicht lammfromm. Aber genießen und einfach denken, dass es für das alles einen Gott geben muss, dass das alles gar kein Zufall sein kann, das gibt den Sinn, eine Nordlichtkathedrale Alta zu bauen, eine Kirche für diese immer wieder faszinierenden Polarlichter.

Dass mir ganz anders wird, wenn ich daran denke, dass ein Tesla-Chef bis zu 40.000 Satelliten in den Himmel schießen wird und usn schnelles Internet augenscheinlich wichtiger ist, als solch eine analoge Faszination, dann wird mir anders. Wer weiß, wie wenige Jahre wir noch einen halbwegs ungestörten Blick auf das Polarlicht genießen können. Die ersten 600 Satelliten zeigen bereits, was uns erwarten wird. Ich kaufe keinen Tesla.

Oh ja, ich bin leidenschaftlich. Und so leidenschaftlich angetan bin ich dann auch von dieser entrückten, unvergleichlichen Architektur eines Gotteshauses. 

Vielleicht ist die Nordlichtkathedrale auch so etwas wie ein Stinkefinger gegenüber Nazis, die Hitler und seine verdammten teuflischen Ideologien immer noch bewundern und versuchen zu leben. Denn die Nazis haben hier oben so gut wie alles verbrannt und zerstört.

Einmal mehr zeigen die Norweger, dass sie gestärkt aus dieser stinkend braunen Epoche hervor gegangen sind.

Vielleicht ist diese Kirche aber auch ein göttlicher Zeigefinger gegenüber seinem Widersacher, der sagt: „Schau nach oben- das Schöne ist von mir…“

Wie auch immer, diese Architektur in Norwegen, diese eigentlich unfassbare Nordlichtkathedrale Alta, sie berührt mindestens so wie das Nordlicht selbst.

Die Architektur der Nordlichtkathedrale Alta

Die Nordlichtkathedrale Alta besteht komplett aus Beton. Das ist in Norwegen mit seinen Holzkirchen fast ein Novum. Um die Besucher emotional in die Galaxien des Nordlichtes mitzunehmen, hat man die Fassade komplett mit Titanplatten verkleidet.

Altar

Im Inneren ist der Beton zum großen Teil sichtbar. Selbst der Altar ist aus Beton. Zur Gestaltung hat man ihn mit Marmorstuck und goldenen Mosaiken verziert, die sich in den 12 Aposteln am Innenturm wieder finden. Vor der Altarwand ist ganz üblich und doch wieder ganz anders eine Christusfigur- in diesem Fall vor einem blau lasierten Hintergrund. Kann man Himmelfahrt besser architektonisch interpretieren?

Die 4,30 Meter hohe Christus-Figur besteht komplett aus Bronze und wiegt einschließlich Sockel stolze zwei Tonnen. Nach oben hin wird die Christusfigur heller und erstrahlt in einem Goldschimmer. Jesus ist eben das Licht der Welt….

Für den irdischen Bezug sorgen die offene Deckenverkleidung, die Stühle und das Parkett, allesamt ausschließlich aus Eichenholz.

Die Innenwände sind mit aufrechten Holzleisten gestaltet, die durch Leuchtdioden durchaus Bezug auf das Sternenzelt nehmen.

Durch die Reflektion des Lichtes in den insgesamt 800 Meter zählenden Eichenholz-Leisten wird das Licht gedämpft und erwärmt, zugleich dämpft das Holz den kalten Schall des Beton. Ein Gefühl von Wärme und Behaglichkeit macht sich breit.

Das Taufbecken

Auch zum Taufbecken hat man sich besondere Gedanken gemacht. Es ist so detailverliebt, wie ich wohl noch nie ein Taufbecken gesehen habe. Der Tauftisch besteht aus Mamorstuck mit 32 verschiedenen Blautönen. Darin eingelassen ist ein klares Glasbecken.

In der Mitte des Taufbeckens befindet sich der Stern von Bethlehem, er symbolisiert Gott. Dazu gibt es einen Fisch, der Bezug auf Jesus nimmt. Für den Heiligen Geist weisen entlang des Taufbeckens Taubenfedern- alles aus Gold.

Turm und Glocke

Natürlich muss ich zugeben, auch noch nie einen solchen Kirchturm wie den der Nordlichtkathedrale Alta gesehen zu haben. Der Kirchturm ist fast mitten in der Kirche und er zieht sich durch den Innenraum. An seinen sichtbaren Betonwänden sind Reliefs der 12 Apostel angebracht.  Im Innenturm zeigt eine Installation eine 7.50 Meter hohe Jakobsleiter, die von hellen Strahlern erleuchtet wird.

Die Orgel

Ein paar Monate nach der Einweihung der Nordlichtkathedrale Alta bekam diese auch eine ganz besondere Orgel. Der Energieversorger ALTA KRAFLAG schenkte dieses Instrument mit 1800 Pfeifen und 29 Registern, gebaut beim schwedischen Orgelbauer Grönlund.

Die Kirchenglocke

Auch, wenn der Turm der Nordlichtkathedrale Alta eher vermuten lässt, dass sich in ihm eine riesige Hupe oder Pfeife versteckt, das die Nordlichtkathedrale Alta tatsächlich zwei Kirchenglocken. Diese wurden eigens von Olsen Nauen Klokkestøperi AS in Tønsberg in Südnorwegen gegossen.

Die Inschriften verbinden die Menschen der Gemeinde mit Gott. Auf der einen Glocke der Nordlichtkathedrale Alta befindet sich der Liedtitel aus einem nordnorwegischen Weihnachtsliederbuch: „Gottes Segen über Berg und Tal, lass es wachsen, wo wir bauen und leben“. Auf der anderen Glocke hat die Gemeinde sichtbar ihre Vision festgeschrieben. Hier steht: „Nahe an Gott – Nahe am Menschen. Wir wollen: Gebend – Fürsorgend – Hoffnungsbringend sein.“. Mit guten Beispiel ging dafür die Sparebank i Nord-Norge voran, diese hat die Glocken gespendet.

Die Entstehung der Nordlichtkathedrale Alta

Alles begann irgendwie, dass an Alta Sylvester 1999 Stadtrechte verliehen wurden. Denn ageblich hat man hier in Alta die besten Chancen, Polarlichter zu sehen. Und so konnte sich von nun an Alta als die Stadt der Polarlichter bezeichnen.

Die Gunst der Stunde nutzten Bürgermeisterin Eva Nielsen und Gemeindepfarrer Olav Øygard, einen Grundstein für eine zukünftige Nordlichtkathedrale Alta zu legen.

Aber irgendwie sollte das noch ein wenig dauern, sodass sich in dieser Zeit sogar der potentielle Bauplatz verschob. Also folge am 18. Augist 2012 eine erneute Grundsteinlegung.

Pastor war der Gleiche, nur dieses Mal mit der Tochter Monica Nielsen, der Tochter der mittlerweile ehemaligen Bürgermeisterin. Dazu kam ein weiterer Grundstein, gelegt vom Bischof Per Oskar Kjølaas und der neuen Bürgermeisterin Laila Davidsen. Beide Grundsteine finden sich später im vorderen Kirchenfundament. Den Grundsteinen hat man eine samische Bibel, aktuelle Zeitungen und Münzen von 1999 und 2012 und das Kirchengesangbuch beigefügt.

Gebaut wurde zwischen 2011 und 2013,  Am 10. Februar kamen dann zur feierlichen Einweihung Kronprinzessin Mette Marit und der zuständige Bischof Per Kjølaas noch viele weitere Repräsentanten aus dem öffentlichen Leben.

  • Architekten: Kolbjørn Jenssen (Entwurf und Planung), Schmidt, Hammer und Lassen Architects, Århus (in Arbeitsgemeinschaft)
  • Innenausstattung: Peter Brandes aus Dänemark

Der Name Nordlichtkathedrale Alta Kirche schwirrte bereits zur ersten Grundsteinlegung, wurde allerdings erst von der Diözese Nord-Hålogaland am 11. April 2012 auch so beschlossen

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