Stensjö By bei Oskarshamn – Phönix aus der Asche

Stensjö By ist ein ein altes Dorf zwischen Figeholm und Oskarshamn. So alt, dass es verkam und in Vergessenheit geriet. Aber so schön, so ursprünglich, so romantisch, so typisch schwedisch, dass der Schwedische König es in seine Stiftung aufnahm und heraus putzte. Für uns ist Stensjö By einer der schönsten Orte Schwedens.

Freunde machten uns auf dieses kleine und unscheinbare Stensjö By, das Steindorf am See,  aufmerksam, sie brachten uns eine Broschüre mit, doch geriet sie in Vergessenheit. Dann, in Schweden, hielten wir die gleiche Broschüre von Stensjö By nochmals in den Händen und erinnerten uns. 

Bei nächster Gelegenheit starteten wir den Motor unseres Bullis, fuhren von Figeholm in Richtung Oskarshamn und bogen nach dem Richtungspfeil rechts ab. Nur wenige 100 Meter später wurden wir ganz langsam, also innerlich langsam. Wir schwiegen und tauchten ein in ein Stück Schwedische Welt, wie sie vor 100 Jahren nicht nur hier in Stensjö By gewesen sein muss. Und das Schöne ist, heute sind wir wieder hier und diese kleine Welt, sie ist immer noch hier. Was wir an diesem Ort empfinden? Ein Stück Zuhause.

In der Blüte von Stensjö By lebten bis zu 176 Menschen in diesem Ort, sie ernährten sich vorwiegend von der Landwirtschaft. Doch zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam die Industrialisierung. Die Menschen zog es in die Städte, viele Schweden wanderten in die USA aus. Landarbeiter wurden in dem bisherigen Stil nicht mehr benötigt. Småland wurde ein armes Land. Immer weniger Einwohner sahen in Stensjö ihre Zukunft. Doch im Gegensatz zu anderen Dörfern in ähnlicher Situation verfiel das kleine Dorf nicht vollständig.

Stensjö By – Geschichte eines Bauerndorfes

Heute ist es wieder wie früher: auf Stensjö By werden die Äcker bestellt, die Kühe und Pferde finden ihr natürliches Futter. Die Häuser erstrahlen in klassischem Rot wie zu ihren besten Zeiten. Auf den Schotterwegen, eingegrenzt von den typisch schwedischen Zäunen, fährt auch heute noch kein Auto. Hier wird ökologisch und traditionel Landwirtschaft betrieben. Dabei lebt einer der angestellten Bauern mit seiner Familie in diesem Ort.

Ursprünglich lebte eine einzige Familie in Stensjö By , sieben Generationen lang, bis 1960. Einst gab es eine Hufe, also einen Hof, in Stensjö By. Doch durch Generationswechsel an die Kinder entstanden drei Hufe, deren Besitzer Geschwister waren. So ist Stensjö ein echtes Familiendorf. Der aus der Familie heraus im Jahr 1891 geborende Erik nahm den Nachnamen Stensjö an, Erik Stensjö setzte sich genauso selbstverständlich für den Erhalt des Dorfes ein.

In den Jahren 1945 und 1951 wurden die letzten beiden Höfe aufgegeben, nachdem der Bruder Erik Stensjös den letzten Hof aufgab, begann für Erik der Kampf um den Erhalt. Er schaffte es, die Königliche Akademie der Literatur, der Geschichte und der Altertümer zu überzeugen, Stensjö By im Jahr 1963 zu übernehmen und zu erhalten.

So ist Stensjö heute weitmehr als ein Museum oder ein Kulturdenkmal. Denn hier findet Leben statt, selbst die Tiere sind vom Aussterben bedrohte alte Nutztierrassen.

Stensjö By hat ökologische Zukunft

In Stensjö By stehen heute etwa 30 Gebäude, überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammend. Das Dof blieb von Flurbereinigungen verschont, so sind die Häuser wahllos angeordnet. Das kommt einmal mehr dem ursprünglichen Charme von Stensjö By zugute. Um 1870 gab es auf dem Gelände sechs Höfe, die bis auf einen erhalten sind. Die rote Farbe an den Gebäuden hielt erst im 19. Jahrhundert Einzug. Und verschönerten damit die verwitterten grauen Fassaden. In diesem Zuge wurden die zugigen Wohnhäuser in Blockbauweise zuvor verbrettert und dann gestrichen. Bei den Lagergebäuden verzichtete man darauf. In den Küchen hielten die gußeisernen Herde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts Einzug. Die Landbevölkerung lebte zu dieser Zeit weitgehend autark, selten konnte sie sich darüber hinaus etwas leisten.

Stensjö By zu besuchen, das ist eine echte Zeitreise, aber es ist auch ein Moment des Glücks und der Bescheidenheit. Wenn sich der Nebel über das Dorf legt, man nur noch das Trampeln der Tiere auf dem felsigen und kargen Grund hört, die Häuser in einen zarten Duft entschweben, dann fühlt man, wie wenig es braucht, im Inneren glücklich zu sein.

In dieser Umgebung ein Picknick mit Freunden zu machen, ein Spaziergang mit der Familie, eines der Gebäude von innen zu besichtigen, das sind nur wenige Beispiele, innerlich einzukehren und der betriebsamen Welt entronnen zu sein. Zumindest für einen Augenblick – einen unvergesslichen Augenblick.

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