Nordkinn (Nordkyn) – Stürmischer Ruhepol an der Barentssee

So vielseitig Norwegen mit seiner Landschaft, seiner Architektur und seinen Menschen ist, so einzigartig ist im nördlichsten Norwegen die atemberaubende Halbinsel Nordkinn (Nordkyn). Wir haben uns mit unserem Bulli auf die Reise in das arktische Paradies gemacht und können unsere Faszination dieser mystisch-meditativen Entdeckung kaum in Worte fassen.

Zugegeben, es gehört schon eine Portion Individualismus dazu, in den Nordosten Norwegens zu fahren. Nordkap heißt das Ziel, zu dem jedes Jahr abertausende Menschen pilgern und dann schnell den langen Heimweg wieder antreten.

Die wenigsten werden ihre Tour in östliche Richtung fortsetzen, für unsere Wohlfühlgesellschaft spricht auch einiges dagegen. Wer diesen teil Norwegens dennoch entdecken will, kommt um diese liebliche Mondlandschaft kaum herum.

Es gibt keine Bäume, keine tausend Meter hohen Berge, keine Blütenpracht. Die Winter dauern manchmal mehr als 220 Tage und im Sommer kann von jetzt auf gleich dichter Neben aufziehen oder Schneefall einsetzen. Temperaturen steigen an den wärmsten Tagen kaum über 10 Grad Celsius. Der Wind kann kräftig wehen, die Wirtschaftskraft ist gering und der Tisch lange nicht so reichlich gedeckt, wie man es aus den meisten Landesteilen in Norwegen kennt. Tankstellen liegen mitunter über 100 Kilometer auseinander und die Wege sind oftmals lediglich mit Schotter bedeckt. Menschen wohnen kaum in dieser unwirtlichen Gegend und die russische Grenze sorgt bei einigen für entsprechendes Unbehagen.

Gründe oder Wege zur Halbinsel Nordkinn (Nordkyn)

Alles also Gründe, diese Region zu meiden, die in der Regel nur kurz oder gar nicht in entsprechenden Bildbänden oder Reiseführern angerissen wird. Gründe aber für uns, sich endlich diesem ganz besonderen Fleckchen Erde zu widmen und ihn kennen zu lernen. Wenn wir zurück sind, werden wir erzählen, dass die Ostfinnmark mit der Halbinsel der spannendste und eindrücklichste Teil unserer mehrmonatigen Reise war. Und schon träumen wir davon, vielleicht im Winter an diesen Ort wieder zu kehren und von seiner anderen Seite zu erleben.

Nordkinn (Nordkyn) – das ist Norden

Wer glaubt, der nördlichste Punkt Europas wäre das Nordkap, war noch nicht auf der Halbinsel Nordkinn, auf norwegisch übrigens Nordkyn. Denn hier befindet sich tatsächlich der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes, das Nordkap liegt ja nun einmal auf einer Insel.

Zugegeben, zum Kinnarodden kommt man lange nicht so komfortabel mit Bus oder Auto, her darf gewandert werden. Gut konditionierte Wanderer werden jeweils einen Tag für die Hin- und Rücktour benötigen, denn die letzten 25 Kilometer können nur zu Fuß zurück gelegt werden. Belohnt wird man bei entsprechender Witterung mit einem grandiosen und ungestörten Ausblick, ohne knipsende Massen, frei von Trubel und Geschäft.

Auf Nordkinn befindet sich auch der nördlichste Leuchtturm der Welt. Der Leuchtturm Slettnes fyr ist etwas komfortabler anzusteuern. Besitzern teurer SUV sei aber gesagt, ihr Gott auf Rädern wird bei einer möglichen Tour schmutzig und die Wege sind einfach nicht für 160km/h ausgelegt, bei weitem nicht.

Nordkinn (Nordkyn) – Heimat der Pragmatiker

Auf Nordkinn (Nordkyn), da leben Menschen, die mit Status eher weniger anfangen können. Sie brauchen Fisch zum Leben, der der Reichtum an Fisch in der Barentssee ist ihre Lebensgrundlage. Das war schon immer so. Genauso wie der Handel mit Russland, dessen Tradition bereits im 15. Jahrhundert begründet ist. Ein Auto zu haben ist hier kaum ein Statussymbol, mit so etwas kann man hier eher weniger anfangen. Schneemobile und Boote sind erstes Verkehrsmittel.

Und doch haben die Menschen in dieser fordernden rauen Natur auch ihren, Spaß, ihre Lebensfreude. So entdecken wir unerwartete kulturelle Vielfalt, sei es in der Gastronomie, in Konzerten oder netten Bars und Cafés.

Nur erzählen, wie schön sie es hier haben, dass muss man ihnen nicht. Denn viele Menschen überwintern auch hier und das ist mehr Kampf als Romantik, auch, wenn immer wieder das berühmte Nordlicht so klar und unbefangen am Himmel tanzt wie kaum woanders.

Nordkinn (Nordkyn) – von Tragödien und Geschichten

Die Menschen auf Nordkinn(Nordkyn) haben eine sehr wechselhafte und oft dramatische und traurige Geschichte. Nicht zuletzt hat während des zweiten Weltkrieges die deutsche Wehrmacht  in der gesamten Finnmark brutal gewütet und so gut wie jedes Haus angezündet und dem Erdboden gleich gemacht. Vergessen ist das nicht, um so sensibler nähern wir uns diesen Orten. Immer noch findet man Überreste aus der Besatzungszeit, aber auch Plätze, an denen es seit der Besatzung nichts mehr gibt.

Nordkinn (Nordkyn) – lange Winter – milde Winter

So hart das Leben hier ist, so angenehm machen es sich die Menschen. Sie lieben ihr Zuhause trotz der langen und oft stürmischen Winter. Denn durch die Golfströme sind die Winter hier recht milde- es wird kaum kälter als acht Grad Celsius unter Null. Und im Sommer, da bleibt es rund um die Uhr hier hell. Wie auch sonst in Norwegen zieht es dann jeden hinaus. Hinaus in die schönste Mondlandschaft, die man sich je vorstellen kann.

Willkommen auf Nordkinn – Velkommen til Nordkyn

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