Norwegen und sein Plastikmüll – der Wal hatte keine Chance

An vielen Orten, in den Bergen und an den Stränden wird in Norwegen willkürlich Plastik in die Landschaft geworfen. Genauso unbedarft werden den Kunden in den Geschäften Plastiktüten förmlich hinterher geworfen. Gleichzeitig ist die Fischindustrie eine milliardenschwere Erfolgsgeschichte. Wie viel Plastik der Zuchtlachs aus Norwegen enthält, mag man sich nicht vorstellen. Doch es gibt einige wenige Norweger, die sich mit dem Umweltschutz im eigenen Land auseinander setzen.

Ende Januar 2017 schwamm ein seltener und für die Region eigentlich kaum vorkommender  Cuvier-Schnabelwal immer wieder in flaches Gewässer. Er versuchte, an Land zu kommen. Freiwillige Helfer wollten das Tier zurück ins tiefe Wasser bringen, doch der Cuvier-Schnabelwal wollte einfach nicht mehr. Das Leben war für ihn zur Qual geworden. Man konnte dem Tier nur noch etwas Gutes tun, indem man es tötete. Denn in flachem Wasser oder am Strand erstickt ein Wal langsam durch sein schweres Eigengewicht.

Wie verzweifelt war der Cuvier-Schnabelwal, dass er keinen Ausweg mehr sah. Er war abgemagert, hatte kaum noch Fett, sein Darm war völlig entleert. Dieses Meerstier war qualvoll verhungert. Woran nur war der Cuvier-Schnabelwal erkrankt? Warum konnte er nicht mehr fressen?

Norwegische Forscher obduzierten den Cuvier Schnabelwal und was sie dabei entdeckten, verschlug ihnen den Atem. Plastikmüll in großem Ausmaß hat im Magen des Tieres einen Pfropfen gebildet. Alleine 30 Plastiktüten kamen zutage.  So war der Magen schlichtweg verschlossen. Der Cuvier- Schnabelwal muss endlos gelitten haben, er konnte keine Nahrung mehr aufnehmen und den Müll, den er in sich trug, nicht mehr ausscheiden.

Wir waren in den entlegenen und schönsten Regionen in Norwegen unterwegs. In den Geschäften werden dort großzügig ohne Not kostenfrei Plastiktüten verteilt. An der Barentssee haben wir kleine offene Deponien entdeckt, deren Müll der Wind ins Meer trägt. Ebenso Plastikeimer, Plastikkisten, Plastiknetze, Plastikflaschen, Plastikkanister,  die zum einen die traumhaften Landschaften wirklich versauen und andererseits sich im Laufe der Jahre zersetzen und als Mikroteilchen durch die Gewässer schweben. Durch Gewässer, in denen Norwegen seine wirtschaftlich erfolgreiche Fischzucht betreibt.

Doch die Plastikverunreinigung, die sichtbar die Landschaft verschandelt, ehe sie sich in Mikroteilchen zersetzt und über das Wasser letztendlich in unsere Nahrung kommt, ist das Eine. Laut einer Studie durch das norwegische Umweltministerium gelangen alleine durch Norwegen verursachte 4000 Tonnen an Mikroplastik ins Meer. Doch unerwartet stammen 56 Prozent von Autoreifen. Allein verursacht durch den Abrieb.

Nun ist Norwegen dünn besiedelt und hat im Vergleich zu Deutschland etwa 10 Prozent der Fahrzeuge auf ihren Straßen. Wie also muss die Menge alleine in einem Land wie Deutschland sein?

Laut angesehenen Experten wird bis 2050 mehr Plastik im Meer schwimmen als das es Tiere in den Oceanen gibt. Schon jetzt befinden sich mehr als 140.000.000 Tonnen Plastikmüll im Meer, in Worten 140 Millionen Tonnen.

Schon jetzt ist der größte Plastikteppich auf dem Meer größer als beispielsweise die Bundesrepublik Deutschland. Von diesen Plastikteppichen gibt es weltweit bereits fünf.

Unser Titelbild haben wir im nördlichsten Norwegen aufgenommen, wo man gerne den Müll sich selbst überlässt.

Was also kann man tun gegen die weitere Plastik- Verseuchung im Meer die genauso gefährlich ist wie die Klimaerwärmung?

Jeder einzelne kann bei sich anfangen, ohne dass es weh tut, dabei sogar Geld spart.

  • Kleidung ohne Kunststoffanteile tragen
  • Keine Plastiktüten mehr
  • Keine unnötig breiten Reifen auf den Autos
  • Leichtere Autos fahren
  • Keine PET-Flaschen, die zudem ihr Gift auf den Inhalt übertragen
  • Keine Einwegbecher mehr, auch nicht aus Papier, da diese mit Kunststoff überzogen sind
  • Obst und Gemüse lose einkaufen oder in einem Baumwollbeutel transportieren
  • Fisch nicht in Plastikverpackung, sondern in Zeitung eingewickelt an der Fischtheke kaufen
  • Milch und Jogurt in Glasflaschen kaufen
  • Nicht schneller mit dem Auto als 120 km/h unterwegs sein, auf schnelle Beschleunigung verzichten

Das sind lächerlich wenige Punkte, die jeder von uns beherzigen kann, die aber erheblich zur Reduktion der Verschmutzung durch Plastik im Meer beitragen.

Zudem kann jeder dem Ort etwas zurück geben, an dem er gerade ist. In dem er einfach mal Plastik einsammelt und zum nächsten Mülleiner bringt.

All das ist in ureigenem Interesse, denn es ist nachgewiesen, dass wohl bereits jetzt jeder Mensch im Durchschnitt fünf Gramm Plastik durch die Nahrung zu sich nimmt, täglich.

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