Leica Super Elmar M 3.8/18mm ASPH. – Praxisbericht statt Review, Test oder Beispielbilder
Ich erinnere mich noch gut, als Leica im März des Jahres 2009 das Super Elmar M 3.8/18mm ASPH. in der LFI (03/2009) vorstellte und dazu Bilder aus dem neuen Berliner Regierungsviertel zeigte. Seit zwei Jahren war die erste digitale Leica M mit APS-Sensor als Leica M8 auf dem Markt. Und dieser verlangte nach einer Brennweite unter 28mm. Analog gab es die Leica MP und Leica M7.
Sofort zog mich das Super Elmar M 18mm in seinen Bann. Heute soll es im Superweitwinkel-Bereich mein Portfolio nach unten abrunden. Aber ist ein Objektiv, welches seit einigen Jahren nicht mehr neu erhältlich ist, noch alltagstauglich? In diesem Artikel geht es darum, wie ich das Leica Super Elmar 18mm einsetze, worin seine Stärken liegen und warum ich mit seinen Schwächen gut umgehen kann.
Unperfekt perfekt? Mit dem Leica Super Elmar 18mm Geschichten einfangen
Wer das absolut perfekte Superweitwinkelobjektiv sucht, dem empfehle ich ganz klar das Leica Super Elmar 3.4/21mm ASPH.. Es ist klein, leicht und hat die Schärfe einer roten Chili. Filter aufschrauben ist genauso wenig ein Problem wie eine potentielle Sucherblockade des M-Suchers.
Das Leica Super Elmar 18mm hat dagegen eine nach vorne gewölbte Linse, benötigt einen speziellen Filterhalter und verliert in den Ecken deutlich an Auflösung. Dabei hat es bei einem diagonalen Bildwinkel von 100 Grad lediglich drei Millimeter mehr Brennweite. In wiefern dieser Umstand relevant ist, muss jeder für sich entscheiden.
Unabdingbar ist ein absolut sauberes Ausrichten der Kamera, um Verzerrungen, schiefe Wände, lang gezogene Schafe oder bergauffahrende Schiffe zu vermeiden. Ganz gleich, welche (Super-) Weitwinkel-Brennweite im Einsatz ist.
Gerade in der Superweitwinkelfotografie geht es mehr um guten Vordergrund als um Hintergrund. Alles, was sich im vorderen Bereich des Bildes abspielt, wird den Betrachtenden an das Bild fesseln und ihn dann idealerweise in das Bild hineinziehen.
Schwächen und Stärken des Leica Super Elmar M 3.8/18mm ASPH.
Nun ist das Leica Super Elmar 3.8/18mm ASPH. das wohl teuerste Superweitwinkelobjektiv seiner Brennweite der manuell zu fokussierenden Festbrennweiten für Vollformat. Zudem wie gesagt ist es nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich. Doch geht es um die Qualitäten, spielt das Super Elmar M 18mm vergleichbar nach wie vor in der obersten Liga- trotz kleiner Schwächen.
Diese beziehen sich ausschließlich auf die Randschärfe in den Ecken. Dabei kann man durch Abblenden auf Blende 5.6 – 11 auch diese Qualitäten zunehmend wesentlich steigern. Oder man nutzt für sich diese Schwäche als Vorteil. Denn der Schwerpunkt eines Bildes liegt bekanntermaßen nicht in den Ecken. Im zentralen Bereich kann man eh beruhigt sein- da ist die Abbildungsleistung wie von Leica zu erwarten Pampagalaktisch. Ebenso gilt ja fast pauschal für Leica Optiken eine annähernd legendäre Kontrastleistung, welche den Motiven eine sichtbare Tiefe verleiht.
Verzeichnung ist kaum vorhanden. Wirklich wahrnehmbar ist sie wenn überhaupt im geradlinigen Nahbereich. Sonnensterne, so man viel Wert darauf legt, werden sauber wiedergegeben. Verfärbungen um Lichtquellen sind nicht zu sehen. Flare muss man schon provozieren und bekommt es dann auch in mir angenehmer Weise.
Filter beim Leica Super Elmar M 3.8/18mm ASPH
Bei Superweitwinkel-Objektiven stellt sich nicht selten die Frage nach der Integration von Filtern. Dazu muss man durch die vordere gewölbte Linse erforderlich einen speziellen Filterhalter mit einem stolzen Durchmesser vom 77mm aufschrauben. Durch den Messsucher der M-Kamera wird man da kaum noch etwas sehen. Aber die Brennweite 18mm erfordert eh einen aufsteckbaren Sucher.
An der Leica SL spielt eine Sucherblockade keine Rolle. Nutzt man einen Filter, muss man bei rückseitig einfallendem Licht auch potentielle Störreflexe aufgrund der Öffnungen im Filteradapter auf dem Filterglas berücksichtigen. Entsprechend kann man aber unkompliziert diesen Bereich abdecken. Auf dem Markt findet man überraschender Weise noch einige Angebote an Filterhaltern.
Das Leica Super Elmar M 3.8 / 18mm in der Praxis
Ich bin kein Superweitwinkel-Fotograf. Auf unserer dreimonatigen Norwegentour waren 28mm meine meist genutzte Brennweite. Ansonsten bevorzuge ich sehr oft 75mm Brennweite. Mitunter entsteht eine Serie mit eher morbiden Szenen mit dem klassischen Leica M 35mm Steel Rim New. Urbane Szenen entstehen gelegentlich mit Brennweite 21mm. Passt da ein weiteres Superweitwinkel rein?
Drei Sätze muss ich zuvor mal wieder zum manuellen Fokussieren loslassen. Mit einem Weitwinkel- und erst recht mit einem Superweitwinkel braucht man schlichtweg keinen Autofokus. Man ist sogar wesentlich schneller, wenn man einmal den riesigen Entfernungsbereich eingestellt hat. Und bekommt das Ganze für einen Bruchteil des Volumens und Gewichts.
Tatsächlich gibt es Situationen, in denen alles mit aufs Bild muss. Gerade rund um das Thema Architektur. Wenn es um Kulturlandschaften geht und ich die weite Umgebung erfassen möchte, ist ein Superweitwinkel ebenfalls sehr hilfreich. Die Rauken auf Gotland oder die dortigen Kirchenruinen kommen erst mit einem Superweitwinkel so richtig dramatisch zur Geltung. Ebenso spannende Leuchtreklame. Genau dann, wenn auch selten, ist es gut ein Superweitwinkelobjektiv wie das Leica Super Elmar M 3.8/18mm ASPH. einsetzen zu können. Für ein Projekt beipielsweise portraitiere ich sakrale Gebäude und drucke sie dann auf A2-Format als Galerieprint aus. Auch hier werde ich bei den schnell aufzuzählenden Schwächen dieses Objektivs sicher nicht enttäuscht.
Themen setzen mit dem Leica Super Elmar M 3.8/18mm ASPH
In der Fotografie hat alles auf die Brennweiten bezogen seine eigenen Themen. Oder? Die Grenzen beginnen dort, wo die eigene Kreativität endet. Ein gutes Training ist sicherlich, einzig mit dem Leica Super Elmar 3.8/18mm ASPH. loszuziehen und Motive einfangen, die auf dem Weg entgegen kommen. Auch, wenn man insbesondere bei den extremeren Brennweiten sehr aufpassen muss sich nicht zu wiederholen.
Geduld und ein offenes Auge lassen mich am Ende des Weges immer wieder überrascht sein. Nun würde ich mit einem Superweitwinkel-Objektiv wie dem Leica M 18mm keine Portraitsitzung machen. Aber geschickt eingesetzt kann man mit einem solchen Objektiv die unterschiedlichsten Situationen einfangen. Zahme Tiere vor dieser Linse sind traumhafte Motive. Oder Musiker. Oder faxende Kinder… Gerade durch die hervorragende Schärfe des Leica Super Elmar M 18mm ASPH. bekommen selbst kleine Motive den beliebten 3D-Pop. Und damit hat ein solches Bild einmal mehr an Tiefe gewonnen.
Unschärfe /Bokeh des Leica Super Elmar M 3.8/18mm ASPH.
Der Gott des Marketing dröhnt es bei jeder neuen Erscheinung eines Objektivs laut heraus: „Bokehhhh….“. Was einst ein physikalisch bedingter Bildfehler ist heute angesagtes Gestaltungsmittel. Für ein schönes Bild mit ganz viel Bokeh wird an Rückenschmerzen nicht gespart. Und zugegeben- in gewisser Form kann eine Freistellung sehr reizvoll sein.
Ein kleiner Trost- auch beim Leica Super Elmar M 18mm ASPH. gibt es eine kleine Chance auf Unschärfe. Vor allem beim Fokussieren auf den Nahbereich und dann auch bevorzugt bei Offenblende unter 5.6. Allerdings werden eher die Kanten out of Fokus weich als dass der Hintergrund sich in undefinierbaren Wohlgefallen auflösen würde.
Freistellung geht bei diesem wirklich scharfen Objektiv ganz anders. Nämlich durch einen in Teilen fast HDR-ähnlichen Charakter. Dazu brauche ich in der Nachbearbeitung nicht einmal den lokalen Kontrast anheben. Die dreidimensional anmutenden Bilder entstehen richtig genommen durch die bereits genannte hohe Kontrastleistung des Leica Super Elmar 3.8/18mm ASPH. und sind in der qualitativen optischen Rechnung und Glasqualität außerhalb jeglicher digitaler Korrektur begründet.
Alternativen zum Leica Super Elmar M 3.8/18mm ASPH
Wie in Teilen innerhalb des Artikels schon angemerkt, gibt es von den bekannten Herstellern analog zu fokussierende Alternativen.
Nennen möchte ich da unbedingt das Zeiss Distagon ZM 4.0/18mm (nur noch gebraucht erhältlich) und Voigtländer 4.5/15mm. Beide kosten nur einen Teil eines Leica-Glases und nach Auswertung aller verfügbaren seriösen Tests sind sie vergleichbar gut. Die Unterschiede wird man maginal unter dem Mikroskop feststellen, aber kaum im Bild. Das Leica Super Elmar 18mm fühlt sich an einer Leica einfach perfekt an, es ist relativ leicht und sehr gut dimensioniert. Dass Leica nun anstatt einer gängigen Blende 4 die untypische Blende 3.8 gewählt hat, könnte eher ein Marketinggag sein und jener Kundschaft emotional entgegen kommen, welche bei Blendenwerten höher als 2.0 Schweißausbrüche bekommt. Interessant dürfte aber auch das Leica M 4.0/16-18-21mm sein. Nicht ganz so scharf- aber hey, wir reden hier über Fotografie und nicht über Laborwerte!
Wer auch sonst Leica-Optiken verwendet, wird wohl eher zum Leica Objektiv tendieren, weil es auch der Farbabstimmung seiner Brüder und Schwestern angepasst ist. Minimal bildet der Zeiss Pendant wärmer ab. Trost für Sammler oder alle, die ihre Leica-Objektive wieder verkaufen- der Wert des Leica Super Elmar M 18mm wird kaum sinken. Die Nachfrage ist eher gering, entsprechend ist auch das Angebot selten. Aber ganz ehrlich, den richtigen Wert bekommt ein solches Objektiv durch echten Gebrauch. Und der darf dann auch Spuren hinterlassen.
Grundsätzlich sollte man gerade bei Weitwinkel- und Superweitwinkeloptiken darauf achten, dass Kamera und Objektiv aufeinander abgestimmt sind. Die besten Ergebnisse mit dem Super Elmar 18mm oder auch 21mm wird man also mit einer Leica Kamera erzielen. Denn hier ist die Lage des Sensors in Abhängigkeit zum Objektivanschluss konstruiert. Will heißen, dass das weitwinklig einfallende Licht den Sensor ideal trifft. Wer ein absolut perfektes Superweitwinkelobjektiv sucht und auf drei Millimeter Brennweite verzichten kann, dem empfehle (nicht nur) ich unbedingt das Leica Super Elmar 3.4/21mm ASPH.
Ich habe bei allen Aufnahmen das entsprechende Korrekturprofil der Kamera (Leica SL2-S) eingeschaltet. Ebenso habe ich auch Versuche mit abgeschaltetem Korrekturprofil gemacht. In diesem Fall zeigte sich je nach Lichtsituation vor allem bei großen Hell-Dunkel-Kontrasten eine sichtbare Vignette. Als Grund vermute ich die gewölbte Linsenform. Bei diffusem Licht ist sie kaum bis gar nicht wahrnehmbar. Alle Bilder wurden im RAW aufgenommen und individuell leicht im lokalen Kontrast angehoben.
Technische Datem zum Leica Super Elmar M 3.8/18mm ASPH.
- Bildwinkel vertikal / horizontal / vertikal: 100° / 90° / 67°
- acht Linsen in sieben Gruppen
- Mindestabstand je nach gewählter Blende: 0,5m – 0,7m
- Kleinstes Objektfeld bei Blende 3.8: 827mm x1241mm
- Kleinste Blende: 16
- Anzahl der Blendelammellen: 9
- 6-Bit codiert
- Abmaße: Länge x Breite: 58mm x 61mm
- Gewicht: 310 gr
- Filterwegwinde: 77mm über optionalen Filterhalter
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