Entlang des Gendarmstien: Die Vibæk Mølle bei Horuphav

Nahe von Skovby bei Sønderborg (Sonderburg) liegt direkt am Høruphav das kleine Mühlendorf Vibæk Mølle. Das Høruphav wiederum ist ein Seitenarm der Flensburger Förde, an dessen Küste der beliebte Gendarmstien entlang geführt wird. Auf seinen Pfaden wurde einst die Grenze zu Deutschland von den Grenzgendarmen überwacht.

Heute darf beides entdeckt werden: Sowohl der Gendarmstien als Dänemarks beliebtester Fernwanderweg und die historische Hofanlage mit Windmühle und Wassermühle. Wir sind aktuell den Gendarmstien gewandert und machen davon unabhängig auch immer wieder Halt an der Vibæk Mølle. Heute ist sogar Aktionstag.

Die Lage der Vibæk Mølle

Das Gelände der Vibæk Mølle, der Vibæk Wassermühle gehört zu Vibøge / Sydal. Durch die umliegenden Hänge ist der kleine Mühlenhof vor Wind und Wetter gut geschützt und zeigt sich in einer landschaftlich malerischen Umgebung. Die Mühlenanlage ist die einzig verbliebene von zehn elsässischen Wassermühlen der Umgebung. Heute zeigt sich die Vibæk Mølle liebevoll restauriert in ihrer ganzen Schönheit. Dabei wirkt sie, als sei der Bauer nur gerade zum Einkaufen gefahren und würde gleich seine Arbeit wieder fortsetzen.

Wo liegt denn eigentlich die Vibæk Mølle?

Je nachdem, von welcher Richtung aus man den Gendarmstien startet, liegt die Mühlentour auf der ersten oder letzten Etappe der 84 Kilometer langen Tour. Aber man kan natürlich auch mit dem Fahrrad oder Auto von Sonderburg / Sønderborg kommen und dem kleinen Hinweisschild kurz vor Skovby zur Ostsee hin folgen. Von Høruphav beträgt die Entfernung gerade einmal vier Kilometer. Dann führt eine schmale Straße mitten durch die Kornfelder, die in Hanglage zur Küste hin gedeihen. 

Knicks, wie wir sie in Norddeutschland kennen, schützen die Felder vor zu starkem Wind und uns vor der prallen Sonne. Unten in einer Senke liegt das kleine Mühlendorf Vibæk, an einem kleinen See und einem fast unscheinbaren Bachlauf. Doch war das Wasser genau richtig, hier eine Anlage zum Korn mahlen zu errichten.

Die Geschichte des kleinen Mühlendorfes

Die Vibæk Mølle ging im Jahr 1756 in Betrieb. Zuvor gab es weiter oben am Bach, den Vibækken,  bei Mulhuse bereits eine Mühle im 16. Jahrhundert. Der Vibækken entspringt etwa acht Kilometer weiter nördlich und mündet  nahe dem ehemaligen Schiffsanlager Taskland in Høruphav.

Doch gab es einige ganz praktische Gründe, sie weiter nach unten zu verlegen und hier einen neuen Mühlenteich anzulegen: Die Transporte gingen zu jener Zeit nur mit Pferd und Wagen über unbefestigte Wege oder mit Booten oder Schiffen die Küste entlang. Der neue Standort lag also weitaus dichter an einer Anlegestelle am Høruphav und so brauchte man weniger als 500 Meter, um das Mehl auf die Reise schicken zu können.  Taskland Kro war Treffpunkt für die Matrosen und Packer, die das Mehl von den Pferdekutschen auf ihre Lastkähne umluden.

Zum anderen bot der kleine Bach auch eine höhere Fallhöhe und so deutlich mehr Kraft auf das betriebene Wasserrad. Wasser war durchaus ein Problem, benötigte doch das Vieh in den Sommermonaten das Wasser. Im Winter dagegen gab es genug davon.

Man hat sich die Mühe gemacht und das Alter des verwendeten Holzes der Vibæk Mølle wissenschaftlich zu analysieren. Dabei stellte man fest, dass das Holz des Mühlenrades und der Zahnräder im Jahr 1550 bereits geschlagen wurde. Vielleicht also wurde Holz oder das ein oder andere Bauteil einer alten Mühle weiter verwendet.

Im Jahr 1832 baute man zusätzlich eine Windmühle oberhalb der Vibæk Mølle. Wassermangel während der Sommermonate bis in die Erntezeit hinein sorgte immer wieder für Ausfälle, die man nun durch die Windmühle kompensieren konnte.

Im Jahr 1938 wurde der Betrieb der Vibæk Mølle eingestellt. Mittlerweile gab es modernere Anlagen, die vor allem unabhängig von Wasserstand waren. Dazu gehörten auch modernere Windmühlen.

Von Beginn an war die Vibæk Mølle als Erbbundmühle des dänischen Königs vorgesehen. Der Müller durfte mit seiner Familie diese Anlage betreiben und sogar weiter vererben. Einzig hatte er alle Fristen einzuhalten, alle Gebühren und Steuern pünktlich zu leisten und die Mühle ordentlich zu pflegen und in Stand zu halten.

Mit dem verlorenen Krieg gegen Preußen im Jahr 1864  gehörte auch die Insel Als nun im Einflussbereich des deutschen Reiches. Damit endete auch der Erbvertrag gegenüber dem König, die Vibæk Mølle ging in Privatbesitz über.

Vom Leben auf dem Hof

Das Mühlendorf Vibæk Mølle, auch Møllegården (Mühlenhof) genannt, besteht aus den unterschiedlichsten Gebäuden. Oben an der schmalen Straße befindet sich die Windmühle, die später hinzu kam. 

Zur Vibæk Mølle gehören zudem natürlich die namensgebende Wassermühle mit ihrem aufwendigen Getriebe und der Mahlanlage mit Abfülltrichtern. Daneben befinden sich das Stallgebäude und eine kleine Hofwerkstatt. Gleich gegenüber steht das große Bauernhaus mit dahinter liegendem Nebengebäude, bestehend aus Scheune, einer Garage für die Kutsche, kleinem Schweinestall und kleiner Backstube.

Im Nordwesten liegt der angestaute Mühlenteich, der eine möglichst ausgiebige und gleichmäßige Wasserversorgung bot.

Ein Mühlenhof wie die Vibæk Mølle hat weitgehend autark gewirtschaftet. So mussten die Kutschen und Fuhrwerke in Stand gehalten werden, die Ackergeräte repariert und die Pferde beschlagen werden. Ebenso gab es einen Trockenraum für Getreide und Malz. 

Eine für diese Region typische Besonderheit ist das kleine Sandhaus. In diesem wurde Sand getrocknet, den man dann zum Reinigen der Böden in den Gebäuden verwendete.

Währenddessen flechtete man Körbe, wusch draußen  an einem Reibebrett die Wäsche, nähte und schob den Brotteig in den Kohleofen.

Die Vibæk Mølle heute

Mit der Aufgabe der Vibæk Mølle verfiel die Anlage zusehends. Im Jahr 1983 zündete ein Brandstifter die Windmühle des Mühlendorfes Vibæk Mølle an. Sie brannte bis auf das Fundament nieder. Eine Seltenheit der gesamten Region war damit vernichtet.

Als die Vibæk Mølle im Jahr 1987 in den Besitz einer Stiftung kam, wurde sie aufwendig restauriert und zum Teil in den folgenden Jahren wieder aufgebaut. Sie befand sich auf einmal wieder in Neuzustand. 

Nur die Windmühle fehlte. Man suchte in ganz Dänemark, bis man auf Seeland fündig wurde. Endlich hatte man eine Windmühle gefunden, die auf das erhaltene Fundament der Vibæk Mølle passte. Die Niløse Mølle aus der Nähe von Dianalund wurde 1995 abgebaut, in Einzelteile zerlegt und in dem kleinen Mühlenort Vibæk Mølle wieder aufgebaut. Am 30. April 1996 war dieses Werk vollbracht. Was noch fehlte, waren Hut und Flügel. Geld wurde in den nächsten Jahren gesammelt und so konnte im Jahr 2008 der Hut auf die Windmühle gesetzt werden.

Mehr Informationen zur Vibæk Mølle

Die gesamte Mühlenanlage der Vibæk Mølle ist in den Sommermonaten zugänglich. Auch die technische Anlage der Wassermühle mit ihrem aufregenden Holzgetriebe kann besichtigt werden.

Zudem gibt es immer wieder Aktivitätstage, an denen Kunsthandwerk und Handarbeiten angeboten werden. Dann ist auch für leckeres Essen, Getränke, Musik und gute Laune gesorgt. Der Erlös kommt komplett dem ehrenamtlichen Engagement zum Erhalt der Anlage zugute.

Wer nähere Informationen möchte, dem empfehlen wir die offizielle Seite der Vibæk Mølle, sie ist auf dänisch. 

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