Städte in Schleswig-Holstein – Husum in Nordfriesland
Wenn es eine Stadt in Deutschland gibt, in der ich gerne leben würde, wäre es Husum. Das war schon immer Husum und wird auch wohl so bleiben. Aber wenn ich Husum in zwei Sätzen beschreiben sollte, ich könnte das nicht. Vielleicht würde ich anfangen mit: Husum ist Kreisstadt von Nordfriesland. Husum ist beliebt für seine Krabbenbrötchen und berühmt für seinen Schriftsteller Theodor Storm. Versuchen wir einfach, Husum in groben Zügen zu entdecken.
Das Zentrum von Husum
Für mich persönlich ist Husum ja das Pendant zu Flensburg. Flensburg ist Deutschlands nördlichste Hafenstadt und liegt an der Ostsee und Husum ist Deutschlands nördlichste Nordsee-Hafenstadt.
Wenn ich mir so den Prospekt des Husumer Tourismusvereins anschaue, kann man wohl in Husum gut shoppen. Ja, Shoppen ist die neue Freizeitbeschäftigung und China freut sich. Genießen halte ich persönlich für nachhaltiger als irgendwelchen Firlefanz aus Fernost als Souvenier aus Husum zu erwerben. Und nachhaltige Angebote gibt es auch in Husum genug. Zahlreiche kleine und große Läden, Cafés, Bars und Restaurants finden sich überall im Stadtzentrum. Selbstverständlich mit schönen Außenbereichen. Manchmal direkt an der Hafenkante.
Sitz man da zu dicht dran, ist Vorsicht angesagt. Bei Flut könnte man ja zur Not noch schwimmen. Bei Ebbe ist das Wasser aber einfach mal für ein paar Stunden weg. Dann geht es gleich vier Meter abwärts.
Die St. Marienkirche zu Husum und Tine-Brunnen
In Husum ist eigentlich alles gut zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar. Da führt auch kein Weg am zentral gelegenen Marktplatz mit dem Tine-Brunnen und de St. Marienkirche vorbei. Ich mag diese Husumer Marktkirche sehr. Sie ist im inneren recht klar und hell. So manchen Gottesdienst habe ich hier schon erlebt. Mitunter auch auf Platt.
Der zentrale Marktplatz macht seinem Namen alle Ehre. Bereits seit 1465 findet hier ein Wochenmarkt statt. Immer Donnerstags zwischen 7.00 und 13.00 Uhr und Samstags zwischen 9.00 und 16.00 Uhr. Die St. Marienkirche öffnet Donnerstags um 10.00 Uhr ihre Pforten für eine Marktandacht. natürlich auch für alle anderen Gottesdienste und Konzerte mit einer harmonischen Akustik.
Unmittelbar vor dem Kirchturm verziert der Tine-Brunnen den Husumer Markt. Tine ist das heimliche Wahrzeichen von Husum. Der Name ziert unter anderem ein Café oder eine Milchmarke. Tine erinnert an eine junge Fischersfrau in Holzschuhen und wurde von der reichen Hof- und Brauereibesitzerin Anna Catharina Asmussen und ihrem Cousin, den Reeder August Friedrich Woldsen gestiftet. Dieser war ein Großonkel von Theodor Storm.
Theodor Storm
Dem Schriftsteller Theodor Storm wird man in Husum kaum ausweichen können. Überall wartet der Autor des bekannten Schimmelreiter, der sein Leben gibt, um den Deich und damit die Menschen hinter dem Deich zu retten. Theodor Storm hat allerdings noch viele weitere Bemerkenswerte Erzählungen verfasst. Er kam 1817 zur Welt.
Ganz in der Nähe des Hafens, in der Wasserreihe Nr. 31, befindet sich das Stormmuseum. In diesem Kaufmannshaus aus dem 18. Jahrhundert lebte Storm von 1866 bis zum Jahr 1880. Hier kann man u.a. noch das original erhaltene Wohnzimmer und sein Poetenstübchen entdecken. Zu seinen 58 Werken gehören neben dem Schimmelreiter auch der Pole Poppenspäler oder Immensee.
Seine letzten Jahre verbrachte Theodor Storm übrigens in Hanerau-Hadermarschen. Im Jahr 1888 verstarb er.
Pole Poppenspäler Museum und Theater
In seine Novelle „Pole Poppenspäler“ geht es um das fahrende Volk der Figurenspieler, die zu Zeiten Theodor Storms ausgegrenzt waren. Sie durften zwar die Bevölkerung belustigen, mussten aber vor den Toren der Stadt hausen. Heute ist „Pole der Poppenspäler“ Namensgeber für eine ganz klassische Form des Theaters, des Figurentheaters.
So ist im Husumer Schloss das „Poppenspäler Museum“ zu Hause. Hier finden sich seltene Stücke der Puppenbaukunst.
Es gibt Theateraufführungen und das alljährlich stattfindende „Internationale Figurentheater Festival“. Dieses Festival gehört zu den größten seiner Art in Europa. Kinder wie Erwachsene sind begeistert, wenn von allen Teilen der Erde die Puppenspieler ihre Aufführungen präsentieren. Das Festival ist auch als die „Pole Poppenspäler Tage“ bekannt.
Schloss vor Husum
Husum hat ein Schloss und das muss man sich anschauen. Am besten gleich im Frühjahr, wenn im Schlosspark vier Millionen Krokusse aus dem Boden schießen und für wenige Tage das Gras in ein violettes Blütenmeer verwandeln. Dann steigt das traditionelle Krokusblütenfest und die ganze Stadt ist auf den Beinen.
Auf keinen Fall sollte man es in Husum wagen, nach dem Husumer Schloss zu fragen. Wer etwas auf sich hält wird dann zurechtweisen, dass es das Schloss vor Husum ist und nicht das Husumer Schloss. Aber das nur am Rande.
Das Schloss vor Husum selbst entstand zwischen den Jahren 1577 und 1582 als Nebenresidenz des Herzogs Adolf von Gottorf. Es ähnelt sehr der niederländischen Renaissance, durch die Seefahrt bestand eine enge Verbindung zu den Niederlanden und auf ihre Baukunst legte man in ganz Schleswig-Holstein hohen Wert. Die Einrichtung ist sehr zurückhaltend und wenig pompös. Aus der Zeit sind sieben Kamine erhalten geblieben, die im Stil der Renaissance ziemlich einmalig in Norddeutschland sind.
Vor der Kulisse des Schlosses vor Husum finden alljährlich echte kulturelle Höhepunkte ihren Raum, hochkarätige Musiker kommen gerne hierher, wenn zum Beispiel die „Jungen Meister“ oder die „Raritäten der Klaviermusik“ gespielt werden. Natürlich darf auch Theodor Storm nicht fehlen und so findet jedes Jahr im Rahmen des Internationalen Figurentheater Festivals die Novelle „Pole Poppenspäler“ ihren Platz.
Schlosscafé
Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch des Schlosscafés. In den Gewölben aus dem 17. Jahrhundert können Sie feinste Kuchen und leckere Getränke in einem stillen Ambiente genießen. Die Servicekräfte werden sich nach allen Regeln der Kunst um Sie kümmern, ohne mit Ihnen zu sprechen.
Sie geben Ihre Bestellung mit Tischkarten auf und bezahlen anschließend an der Kasse. Denn die Menschen, die Sie hier bedienen, können nur wenig oder gar nicht hören, dafür aber fühlen, was ihren Gästen wichtig ist. Man spürt eine ganz besondere Atmosphäre in diesem rührenden Projekt der Diakonie. Wenn Sie einmal hier waren, werden Sie wiederkommen.
Der Wasserturm in Husum
Nördlich des Schlosses vor Husum mit seinem großzügigen Park befindet sich der Husumer Wasserturm. Er ist öffentlich nicht zugänglich. Außer- man bucht eine Ferienwohnung in diesen Mauern.
In den Jahren 1891 und 1892 wurde der Wasserturm in Husum errichtet. Bei der Planung spielte auch die Ästhetik eine entscheidende Rollte. Denn der Husumer Wasserturm würde eines der höchsten Bauwerke von Husum sein. Der Wassertank war in dem mit Schiefer verkleideten Bereich untergebracht. Heute ist er ausgebaut, Seinerzeit fasste der Intze-1-Behälter aus Metall 350 Kubikmeter. Der Tankboden selbst befand sich 33 Meter über dem Meeresspiegel. Der Husumer Wasserturm ist selbst 33 Meter hoch. Der Wassertank hatte einen Durchmesser von neun Metern und eine Höhe von 8,75 Metern.
Endlich waren die Menschen nicht mehr auf das Wasser ihrer Brunnen angewiesen. Endlich auch konnten die Feuerwehrmänner mit dem nötigen Druck das Wasser in die Flammen bringen, ohne selbst mühsam pumpen zu müssen.
Im Jahr 1961 hatte der Husumer Wasserturm ausgedient und 1983 dauerhaft verpachtet. Eine Aussichtsplattform mit größeren Fenstern wurde eingebaut. Aktuell bietet der Wasserturm in Husum eine besondere Form von Ferienwohnung.
Das Schifffahrtsmuseum Nordfriesland
Gleich an der Hafenspitze nahe der Innenstadt liegt das Schifffahrtsmuseum Nordfriesland. Eine besondere Attraktion ist das Wrack, bekannt als Zuckerschiff. Dabei handelt es sich um ein über 400 Jahre altes Schiffswrack, welches in einem Stück aus dem Schlick geborgen wurde.
Um es zu erhalten, erinnerte man sich an ein altes Konservierungsmittel: Zucker. In einem einzigartigen Konservierungsprojekt wurde das Schiff mit sage und schreibe 100.000 Kilogramm Zucker konserviert. Aber auch sonst hat das kleine Museum einiges zu bieten, es erzählt von der Marine- und Handelsschulschifffahrt und vom Walfang.
Das Nordsee-Museum im Nissenhaus
Im ehemaligen Nissenhaus, ganz in der Nähe des Schifffahrtmuseums Husum, erfährt man die spannende Vielfalt der Nordsee. Die Ausstellung erzählt vom Deichbau und Küstenschutzmaßnahmen, von Landgewinnung und dem Leben mit Ebbe und Flut.
Man erfährt Interessantes über das frühere und heutige Leben, die Haubarge und die Artenvielfalt von Flora und Fauna. Kreative Darstellungsformen und Audiostationen, Malereien und Skulpturen von nordfriesischen Künstlern machen einen Besuch der Ausstellung zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Das Weihnachtshaus in Husum
Weihnachten ist in Husum das ganze Jahr. Zumindest im Weihnachtshaus. Auf drei Etagen haben die Menschen hier nichts anderes als Weihnachten im Sinn, auch im Sommer. Viele Exponate erzählen über die regionale Geschichte der Weihnachtszeit.
Das Ostenfelder Bauernhaus
Nahe dem Schlosspark in Husum befindet sich in der Nordhusumer Straße ein niederdeutsches Fachhallenhaus aus dem Kirchspiel Ostenfeld. Das Ostenfelder Bauernhaus wurde bereits im Jahr 1899 nach Husum gebracht und begründete so das älteste Freilichtmuseum Deutschlands. Hier entdeckt man auf originelle Weise die Lebensart wohlhabender Bauern des 17. und 18. Jahrhhunderts in Nordfriesland.
Die Aktivwerft in Husum
Wie kann man eine ausgediente Slip-Anlage wieder zum Leben erwecken? Das dachte sich die Diakonie und verband diese Frage mit dem Gedanken, Menschen aus der zweiten Reihe einen besseren Einstieg ins Berufsleben zu geben. Und so entstand vielleicht auch nach Vorbild der erfolgreichen Museumswerft Flensburg die Aktiv-Werft vor dem Rathaus in Husum. Zwischen Mai und Oktober sollen hier bei Bedarf historische Holzboote in Stand gesetzt werden. Einmal mehr stellt die Diakonie in Nordfriesland ihre hohe fachliche und soziale Kompetenz aus. Jetzt braucht es nur noch Boote zum Restaurieren.
Der Husumer Speicher
Einst ein Getreidelager dient das Gebäude an der Husumer Au heute als erfolgreiches Kulturzentrum. Vier bis fünf Veranstaltungen finden Woche für Woche statt. Gebaut wurde er im Jahr 1898. Seit 1982 ist der Husumer Speicher Treffpunkt für kulturelle und soziale Veranstaltungen. Vorwiegend wird der Betrieb ehrenamtlich geleistet.
Der Husumer Hafen
Hat man das schöne Husum besichtigt und ist neugierig auf die berühmten Husumer Krabben, dann zieht es einen hinaus zum Hafen. Der liegt wenige Meter vor der Stadt, man muss einfach nur dem Hafenbecken folgen und die Unterführung der Klappbrücke nehmen, schon ist man am Ziel. Hier löschen die Krabbenkutter ihren frischen Fang und ein gutes Fischlokal gegenüber bietet Fisch in allen Varianten zu bezahlbaren Preisen an.
Von hier aus sind die Krabbenfanggebiete gut zu erreichen. Jedes Jahr finden im Oktober die Husumer Krabbentage statt. Alles dreht sich um dieses kleine schmackhafte Tierchen und so gibt es zu den begehrten Fischbrötchen auch das längste Krabbenbrötchen der Welt. Wenn im Sommer die Husumer Hafentage locken, dann lädt die Stadt mit maritimen Programm, Kutterkorso und Live-Bands ein. Fünf Tage dauert die Party und lockt einige Hunderttausend Menschen an. Auch kann es zu einem Tauziehen zwischen zwei Gruppen kommen.
Dabei wird das Tau über das Hafenbecken gespannt. Wenn das keine Motivation ist, der Stärkere zu sein…. Früher lag Husum übrigens nicht direkt an der Nordsee. Die schweren Sturmfluten im 15. und 17. Jahrhundert ließen große Teile des Landes im Meer versinken und so entstand der direkte Zugang zum Meer. Wattwanderer finden immer wieder Zeugnisse aus der versunkenen Zeit. Vom Husumer Hafen gibt es Schiffsverbindungen zu den Halligen und zu Deutschlands einziger Hochseeinsel, Helgoland.
Dockkoog
Vom Hafen laufen wir an den Krabbenkuttern vorbei und dann über den Deich. Die Schafe meckern ganz freundlich, ganz im Sinne der Nordfriesen. Bei Ebbe bekommt man schon einen Vorgeschmack auf das Watt und bei Flut fahren hier die Schiffe ein und aus. Irgendwann erreicht man den Dockkoog und mit ihm einen grünen Badestrand, der kostenfrei genutzt werden kann.
Für die Wattwanderer und Badenden stehen Duschen zur Verfügung. Romantisch wird es an lauen Sommerabenden am Deich. Ein kleines Picknick und eine Flache Rotwein und die Muße, den Tag mit dem Sonnenuntergang zu verabschieden. Nirgendwo anders in Deutschland als an der Nordseeküste kann man die letzte Sekunde eines Sonnenunterganges so genießen, denn hier geht sie wirklich am Horizont unter, ohne dass Bäume, Häuser, Berge oder was auch immer im Wege wären.
Ankommen in Husum mit Bus, Bahn, Fahrrad und Auto
Natürlich ist es das bequemste, mit dem Auto nach Husum zu kommen. Und da bietet sich eigentlich nur ein Parkplatz vor dem Stadtzentrum auf der südlichen Seite desHusumer Binnenhafens an. Durch das Stadtzentrum zu fahren ist nervig. Die Parkplätze dort sind rar und belegt. Einzig das neue Einkaufszentrum Theo bietet ein nennenswertes Parkhaus.
Vom Nordosten her führt die B 200 von Flensburg nach Husum. Aus Richtung Hamburg oder Niebüll tangiert die B 5 die graue Stadt am Meer und von Rendsburg her gibt es die B 201. In unseren Augen eine wunderschöne Strecke.
Bahnverbindungen gibt es auf der Strecke Hamburg-Westerland (Sylt) oder von Neumünster aus. Vom Bahnhof ist man in wenigen Minuten im Stadtzentrum. Mit dem Fahrrad geht es zudem in wenigen Minuten zum Außendeich Dockkoog.
Nach Flensburg besteht eine gute Busverbindung.
Schobüll
Husums jüngster Spross ist der kleine Nachbarort Schobüll. Dieses Dorf wurde erst im Jahr 2007 eingemeindet. Schobüll kommt ohne einen Deich aus, aber bietet dafür den in dieser Umgebung sehr seltenen Wald. Schobüll hat sogar einen eigenen Berg, auch das ist besonders für Nordfriesland.
Ist man ansonsten stolz auf das flache Land, trumpft der kleine Ort mit einer Erhebung von stolzen 33 Metern über Normalnull auf. Nun mögen die Bayern und die Schwaben lachen, aber von welchem ihrer Berge kann man schon so weit über das Meer schauen? Ein romantischer Platz ist auch die Seebrücke, die direkt in die Nordsee oder aber ins Watt führt. Die kleine Kirche im Ort ist regelmäßig Treffunkt wunderschöner Konzerte. Der Name des Luftkurortes kommt übrigens aus dem Dänischen und steht für „Walddorf“.
Zahlen und Fakten Husum
- PLZ (Postleizahl): 25813
- Vorwahl: 04841
- KFZ-Kennzeichen: NF
- Kreis: Nordfriesland
- Stadtverwaltung: Bürgermeister
- Einwohner: ca 23.500
- Bevölkerungsdichte: 910 Einw./ km2
- Fläche: 25,8 km2
- Höhe: 14 m über NHN
- Höchster Punkt: 31,0 m NHN Schobüller Berg
- Länge Stadtgrenze: —
- Größte Ausdehnung: —-
- Gemeindeschlüssel: 01 0 54 056
- Orte, Ortsteile: Dockkoog, Dreimühlen, Kielsburg, Rödermis, Schauendal, Schobüll mit Altendorf, Halebüll, Hockensbüll, Kronenburg, Lund und Porrenkoog
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