Der Elch – mein Freund: Aber wie verhalte ich mich

Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft wir schon in Schweden und Norwegen waren. Entsprechend haben wir auch schon den Elch gesichtet. Das ist auch gar nicht so unwahrscheinlich, da zum Beispiel in Schweden bald jeder 30ste Einwohner ein Elch ist. Aber was tun, wenn mir ein Elch in freier Wildbahn über den Weg läuft? Wie verhalte ich mich bei einem aggressiven Elch? Wir haben uns persönlich bei Menschen in Schweden informiert, die täglich mit Elchen in Kontakt sind. Und dabei Elche so nah zu Gesicht bekommen, wie man es in der Natur idealerweise nicht erlebt.

Allein in Schweden gibt es etwa 250.000 bis 300.000 Elche. Um den Bestand stabil zu halten, werden dort jährlich etwa 100.000 Elche geschossen. Das ist auch notwendig, habe ich doch auch von früheren Kollegen in Småland gehört, dass ihnen der Elch selbst mitunter durchs Küchenfenster schaute.

Denn selbst Weidezäune halten Elche nicht davon ab, über sie zu steigen. Das haben wir persönlich schon erlebt. In unseren Breitengraden verbinden wir insbesondere Schweden mit dem Elch. Zeitweise gab es in Schweden echte Probleme mit abmontierten Elch-Warnschildern, die ihren Weg als Andenken in die heimische Stube fanden. Und so werden bei echten Schweden-Fans Elche schon fast als Heilige verehrt. Da passen Überschriften wie „Verhalten bei aggressiven Elchen“ so gar nicht ins Bild.

Um es vorweg zu nehmen, Elche als übrigens größte Hirschart sind alles andere als aggressiv. Sie wollen nur ihre Ruhe haben. Ihnen nachzustellen, auf sie zuzulaufen, mit ihnen kuscheln zu wollen oder ihnen nicht aus dem Weg zu gehen ist also keine gute Idee. Sie fühlen sich dann bedroht. Elche sind grundsätzlich auch keine Fluchttiere. Sie stellen sich ihren Gefahren.

Dieses Gefühl verstärkt sich noch, wenn man mit einem Hund unterwegs ist. Denn Elche empfinden einen Hund als Wolf und dementsprechend als Feind. Wenn dann noch Jungtiere im Schlepp sind, werden Elche einfach humorlos. Und durchaus schnell. Uns hat man gesagt, das ein Elche durchaus eine Geschwindigkeit von 70 km/h erreichen kann. Die gemessene Höchstgeschwindigkeit soll bei offiziell 56 km/ h sein, habe ich gelesen. Unser Hund hat zu seinen besten Zeiten etwa 45km/h geschafft. Und ich? Reden wir lieber nicht drüber.

Was tun, wenn mir ein Elch begegnet

Was also tun, wenn mir ein Elch da draußen begegnet? Abstand halten. Läuft der Elch auf uns zu, zick zack zurück gehen. Elche sind nämlich durchaus ein bisschen dösig. Die können schnell- aber nur gerade aus. Zick zack verwirrt sie. Da könnten sie sogar ins stolpern geraten.

So schnell wie möglich aber nach rechts oder links abbiegen ohne zu rennen. Dann ist man zunächst aus ihrem Blickfeld. Wenn es brenzlig wird- ab hinter den nächsten Baum. Wie gesagt, Elche können super geradeaus. Um einen Baum herum rennen ist nicht so deren Mission. Und idealerweise auf einen Baum klettern. Aber ein bisschen höher. Elche sind groß. Besonders beeilen sollte man sich, wenn sich der Elch die Lippen leckt.

Keinesfalls sollte man sich auf den Boden legen und tot stellen. Wo ein Elch hintritt ist der Boden steinhart. Wenn etwas „totes“ auf dem Boden liegt, wird das erst einmal getestet. Mit den Hufen. Und Elche wiegen. Die männlichen Elche wiegen ausgewachsen zwischen 380 und 700kg. Eine ausgewachsene Elchkuh kann 200 bis 490 kg auf die Waage bringen. 

Es macht auch keinen Unterschied, ob eine Elchkuh oder ein Elchbulle. Elche gendern zwar nicht, aber da sind sie ganz gleichberechtigt. Wenn ein Elch einen Menschen attackiert, stellt er sich leichtfüßig auf die Hinterbeine und tritt schnell und fast rotierend mit den Vorderhufen. Sieht lustig aus, kann aber weit mehr als schmerzhaft sein.

Sollte man tatsächlich einmal in der Lage sein, einen Elch zu füttern, dann keineswegs das Futter so geben wie bei einem Pferd oder Hund. Nicht mit der flachen Hand füttern. Denn Elche haben nur am unteren Kiefer Zähne und würden dann in die Hand beißen. Das Futter also zwischen die Finger nehmen und geben. Mit ihren riesigen Lippen nehmen sie es ganz sanft aus der Hand. Wer vom Elch geknutscht werden will, kann ihm das Futter sogar mit seinem Mund geben. Man steckt sich das Futter zwischen die Lippen und gibt es ihm dann. Sehr sehr feuchte Angelegenheit. Muss echte Liebe sein. Auf jeden Fall sollte man solche Aktionen nur innerhalb eines Elchparks machen. Dort sind die Tiere an den Menschen gewöhnt und man hat entsprechenden Schutz und Pfleger, die die Tiere kennen.

Ich glaub mich knutscht ein Elch

Apropos, woher komtm eigentlich die Redewendung: „Ich glaub mich knutscht ein Elche..“? Tatsächlich ist das der Titel einer amerikanischen Komödie aus dem Jahr 1981. In den deutschen Kinos feierte er am 17.Dezember 1981 Premiere. Der bekannte kanadische Regisseur Ivan Reitman zeichnete verantwortlich für den Film. Inhaltlich hat der Film zwar nichts mit einem elch zu tun, durchaus aber mit der Dösigkeit eines Elches. Inhaltlich geht es um Liebe, eine us-amerikanische Militärausbildung, um versehentliche Grenzüberschreitung in die Sowjetunion und von dort aus zu einer gelungenen Flucht.

Ob der Titel nun Huhn oder Ei dieser Redewendung war, sei dahin gestellt. Man kann auch davon ausgehen, dass sie der berühmten Berliner Schnauze entnommen ist, die gerne bei Entrüstung übertreibt.

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