Friedrichstadt – Das Holländerstädtchen zwischen Eider und Treene

Friedrichstadt wird auch das Holländerstädtchen in Nordfriesland genannt. Kleine Kanäle ziehen um und durch die kleine Insel, die von Eider und Treene umgeben ist. So gehört Friedrichstadt als vielleicht größte Sehenswürdigkeit zur Eider-Treene-Sorge-Region

Wie aus plattem Land an der Nordsee die kleine Holländerstadt Friedrichstadt wurde

Die Niederlande haben eine Exklave in Schleswig-Holstein, so möchte man meinen. Eigentlich ist das gar nicht weit hergeholt, denn die Stadt wurde von Friedrich III. von Schleswig-Gottorf gegründet, um niederländische Remonstranten vor Glaubensverfolgung zu schützen.

Mit ihnen plante er, die Stadt zu einem bedeutenden Handelszentrum zu machen. Die Siedler bekamen wirtschaftliche Privilegien und Religionsfreiheit. Auch die Verfassung und die Stadtverwaltung waren niederländisch geprägt. Selbst die Ratsprotokolle waren bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts niederländisch verfasst. Der ältere Teil der Stadt, im holländischen Stil der Renaissance erbaut, ist von einer Gracht mit dem Namen Mittelburggraben durchzogen. Die andere Gracht mit dem Namen Norderburggracht wurde im Jahr 1705 zugeschüttet.

Friedrichstadt ist auch nur eine Insel

Friedrichstadt ist eine kleine Stadt mit gerade einmal 2.500 Einwohnern. Umgeben von Grachten und Sielen ist es eine Insel, die über Brücken erreicht wird.

Kirchen in Friedrichstadt

Da Friedrichstadt in seiner Gründung für eine großzügige Religionsfreiheit stand, möchten wir die Kirchen und Glaubensrichtungen vorweg beschreiben. Sie haben diese Stadt maßgeblich geprägt und zu der Stadt gemacht haben, die sie heute ist. Noch heute zeicnet sich die kleine Stadt durch eine ungewöhnliche Vielfalt des christlich geprägten Gemeindelebens aus.

Remonstrantenkirche: Das Kirchengebäude prägt die Silhouette der Stadt. Die wunderschöne Kirche in der Prinzenstraße 29 entstand in den Jahren 1852–1854, nachdem ihr Vorgängerbau während des Deutsch-Dänischen Krieges 1850 zerstört wurde. Heute treffen sich die Remonstranten an jedem letzten Sonntag im Monat zu ihrem Gottesdienst. Die Remonstranten-Kirchengemeinde ist die einzige außerhalb der Niederlande. Die Kirche selbst kann im Zuge einer Stadtführung besichtigt werden. Die Remonstranten sind eine freisinnige, reformierte, christliche Glaubensgemeinschaft, welche ihren Ursprung in den Niederlanden hat. So wird die Gemeinde auch heute noch von einem niederländischen Pastor betreut.

St. Christopheruskirche: Seit 1649 existiert die evangelisch-lutherische Kirche St. Christopherus am Mittelburgwall. Eine kulturelle Besonderheit schuf der Schüler von Rembrandt, Jürgen Owens, mit seinem Altarbild „Die Beweinung Christi“.
Die Kirche ist Ort regelmäßiger Gottesdienste und Konzerte. Zwischen Ostern und dem Reformationsfest steht sie täglich für Besuche offen.

Mennoniten: Die Mennoniten haben ihren Beetsaal in der alten Münze, den sie auch der dänischen evangelisch-luhterischen Gemeinde zur Verfügung stellen.

St. Knud-Kirche (Katholische Kirchengemeinde): Nach der Reformation gestand man den katholischen Gläubigen ab dem Jahr 1625 eine eingeschränkte Religionsfreiheit zu. Zu dieser Zeit gehörte Friedrichstadt noch zum gesamtdänischen Staatsgebiet. Im Jahr 1854, also wenige Jahre vor dem Ende der dänischen Herrschaft, entstand die heutige St. Knud-Kirche am Fürstenburgwall 16. Sie war die erste ihrer Art nach der Reformation und gilt daher als Musterpfarrei an der Westküste. Ein Turm durfte nicht gebaut werden. Heute finden sich hier 130 Gläubige zu regelmäßigen Gottesdiensten und Veranstaltungen. Für Gottesdienste und Besichtigungen, Ruhe und Rückzug, ist die Kirche täglich geöffnet.

Das Judentum

Über 100 Jahre bildeten die Juden die zweitgrößte Religionsgemeinschaft der Stadt. Doch im Verlauf des dritten Reiches wurde das Judentum gänzlich ausgerottet. Die Reichsprogromnacht machte auch vor Friedrichstadt nicht halt und auch in dieser von Toleranz und Offenheit geprägten Gesellschaft verbreitete sich das braune Geschwür, bedrohte und verfolgte die verbliebenen Juden. Der letzte Jude verließ im Jahr 1940 die Stadt. 

Eine jüdische Gemeinde gibt es nicht mehr. Verblieben sind die beiden jüdischen Friedhöfe und die im Jahr 1846-1847 erbaute Synagoge am Binnenhafen, sie ist heute kulturelles Zentrum und würdigt die bewegte Vergangenheit mit einer Dauerausstellung. Spezielle Programme für Schulklassen setzen sich mit dem jüdischen Leben und der Verfolgung sinnvoll und informativ auseinander. In der Stadt dienen 25 Stolpersteine als Mahnung.

Weitere Informationen gibt es unter ehemalige synagoge in friedrichstadt.

Friedrichstadt Stadtmuseum 

Eines der schönsten Gebäude der Stadt ist die „Alte Münze“. Doch hat sie wenig mit der Herstellung von Münzen zu tun, stattdessen diente der Bau als Speicher oder Wohnhaus. In jüngerer Vergangenheit zog hier die Tourist-Information ein. Nun ist der alte Speicher Heimat der Stadtgeschichte. Informationen gibt es unter stadtmuseum friedrichstadt.

Tischlereimuseum in Friedrichstadt

Es ist immer wieder schön, so eine alte Tsichlerei zu besuchen, den Duft des frisch geschnittenen Holzes zu atmen, über den geschliffenen Werkstoff zu streichen und die alten Handwerkszeuge zu sehen. Hier, im Tischlereimuseum hat nach drei Generationen der Tischlermeister Jacob Hansen die Werkstatt in originalem Zustand hinterlassen und so ein Stück Handwerksgeschichte zu Beginn des letzten Jahrhunderts erhalten.

Noch heute könnten wir, wären wir nicht so bequem und verwöhnt, mit den alten Werkzeugen die schönsten Stücke aus Holz kreieren, in einer Qualität, die heute noch seinesgleichen sucht.

Die Dauerausstellung wird von einem ehrenamtlichen Förderverein betreut und mit Veranstaltungen und Führungen begleitet.

Informationen gibt es unter tischlereimuseum friedrichstadt.

Modellbahnzauber in Friedrichstadt

Aus den Spielzeuggeschäften unverständlicherweise immer mehr verschwunden, erfreuen sich die großen Modellbahnanlagen wachsender Beliebtheit. Zu Hause hatte ich ein eigenes Zimmer für die Eisenbahn, doch hier begeistert mich die größte Modelleisenbahn-Anlage in Schleswig-Holstein.

Seit 10 Jahren wächst sie und entwickelt sich, heute rollen die Züge in Miniatur durch Schleswig-Holstein, passieren die detailierten Bogenbrücken, nehmen an den Bahnhöfen neue Reisende auf, transportieren Stückgut und Container vom Güterschuppen zum Hafen und bringen die Besucher mit liebevollen und witzigen Details immer wieder zum Staunen und Lachen.

Ein kleines Café im alten Waggon vor der Ausstellungshalle stimmt Papa und Tochter, Mutter und Sohn auf den Besuch ein. Strahlende Gesichter und der Gedanke, hier wieder herzukommen, sind am Ausgang garantiert.

Informationen zur Anlage und zu den Öffnungszeiten gibt es unter modellbahnzauber friedrichstadt.

Grachtenfahrten durch Friedrichstadt

Zwischen Ostern und Oktober gehören die berühmten Grachtenfahrten mit den niedrigen und zum Teil offenen Ausflugsschiffen unbedingt zu einem Besuch Friedrichstadts. Alle 30 Minuten legt eines der Boote zu seiner etwa einstündigen Rundfahrt ab. Auch hier fühle ich mich irgendwie an meine Besuche in Amsterdam und Rotterdam erinnert. Tickets für diese Grachtenfahrten gibt es in der Tourist-Information Am Markt 9.

Friedrichstadt zu erleben ist wie in eine andere, in die niederländische Welt einzutauchen. Das Lebensgefühl, die Kultur, die Architektur, alles ist niederländisch geprägt. Von hier aus gingen wesentliche Entwicklungen, die einst die holländischen Flüchtlinge mitbrachten, quer durch Schleswig-Holstein. Ob Holländerhöfe, Käse, Warften, Holländermühlen, all das begann mit dem Ankommen der Remonstranten über Tönning nach Friedrichstadt.

Und heute? Herzlich Willkommen. Wir sind neugierig, was Ihr uns dieses Mal mitbringt.

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