Ekkerøy – Sommertage an der Barentssee
Ekkerøy, das ist ein kleiner Zipfel, eine Halbinsel am Varangerfjord hoch im Nordosten von Norwegen. Sie liegt an einer der schönsten Touristenstraßen des Landes bei Vardø und bietet in dieser arktischen Region sogar einen echten Strand. Aber während des dritten Reiches war es auch Aufmarschgebiet für die deutsche Wehrmacht gegen Russland.
Bunt bemalte Häuser in einer kleinen romantischen Bucht, ein breiter Strand und Weite, soweit das Auge reicht. Vor uns breitet sich die Barentssee aus, die sich bis weit nach Russland erstreckt. Über einen kleinen natürlichen Damm geht es auf diese Halbinsel Ekkerøy, allein der Wind und die vielen Vögel sind hier hörbar.
Menschen wohnen hier kaum, etwa 30 von den 300 Einwohnern, die vor etwa 100 Jahren hier auf Ekkerøy lebten, sind in dieser rauen Wirklichkeit und Einsamkeit geblieben. Doch im Sommer kommen sie wieder, um die schönste und zugleich erträglichste Zeit hier zu genießen. Bei klarem Wetter bietet die gute Fernsicht einen Blick auf die entfernte russische Fischerhalbinsel. Sibirien liegt fast in greifbarer Nähe.
Denn im Sommer ist es auf der Halbinsel Ekkerøy fast tropisch warm, dank der Hochdruckgebiete über Russland. Zumindest empfinden es die Menschen aus der Umgebung so, die durchaus andere Witterungen gewohnt sind. Im Juli kann es immerhin bis zu 14 Grad warm werden. Wen schrecken da schon die Badetemperaturen von etwa vier Grad Celsius? Zumindest die Strände sind wo weitläufig wie schön und bei Windstille laden sie zu ungestörtem Sonnenbad inmitten der arktischen Region ein.
Doch es gibt noch andere Möglichkeiten, diese Landschaft der Halbinsel Ekkerøy zu genießen und die sind ebenso wenig extrem und dennoch erlebenswert.
Wandern in Ekkerøy
Ob man es wandern oder spazieren nennt, darf jeder selbst entscheiden, empfehlen können wir jedoch diesen gut begehbaren und markierten Pfad rund um die Halbinsel Ekkerøy. Gerade einmal sechs Kilometer ist er lang. Gutes und wasserfestes Schuhwerk mit einer griffigen Sohle ist allerdings ein Muss, aber das sollte in Norwegen eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Für die Gelenke ist die Tour ein Traum, denn wir wandeln auf weichen Moosen und Gräsern.
Ekkerøy hat einen Vogel und noch viel mehr
Auf Ekkerøy ist das Kreischen und Singen der Vögel unüberhörbar. Etwa 50 Vogelarten sind hier zuhause und sie genießen es. Am Strand sowohl wie auf dem Vogelfelsen, den man hier so nahe kommt wie sonst nirgend in Norwegen.
Man fährt dazu die Straße bis zum ende und befindet sich an der Spitze von Ekkerøy. In nur wenigen Minuten bequemen Fußmarsches bis zum Fugleflåget, einer Klippe, auf der etwa 15.000 Möwenpaare, Kormorane, die arktischen Tordalke und Gryllteiste nisten mit allem, was dazugehört.
In der kälteren Jahreszeit fühlen sich hier die aus Ostsibirien stammenden Prachteiderenten und Scheckenten, denn im Verhältnis ist der nahe Varangerfjord für sie recht milde.
Wenn es auf Ekkerøy kocht und dampft
Auf Ekkerøy muss niemand hungern. In der Arktis einen kulinarischen Ausflug erleben, das ist wohl kaum zu toppen. Empfehlenswert ist das Restaurant Havhesten, in dem es die regionale und ziemlich große Königskrabbe neben Rentierfleisch und Fischsuppe gibt. Wer es bescheidener mag, besucht natürlich nach einer kleinen Führung im Varangermuseum das kleine Museumscafé. Früher war dies ein ganz klassischer Kolonialwarenladen, wie man ihn oft in Norwegen antraf. Hier gibt es ganz klassisch Kaffee und eine Waffel.
Das Museumscafé ist Teil der ehemaligen Fischfabrik, auf die schon zu Anfang das Hinweisschild „Kjeldsenbruket“ aufmerksam macht. Bis 1969 wurden hier Garnelen und Lebertran von den Walen verarbeitet, aber wie das so mit der Überfischung ist, irgendwann war Schluss. Heute ist in dieser schön erhaltenen Anlage eben ein Teil des Varangermuseums untergebracht. Für alle, die die Lebensbedingungen der Fischer und Familien in dieser Region interessiert, sollte sich den Besuch keinesfalls nehmen lassen.
Das ursprüngliche Leben auf Ekkerøy
All das, was heute so romantisch verklärt zu entdecken gilt, zeigt eigentlich das harte und karge Leben der Fischer und ihrer Familien, auch auf Ekkerøy. Denn die Fischerei war die einzige Möglichkeit, sich selbst zu ernähren und sein Geld zu verdienen. Dabei waren die Fischer in kleinen Booten auch bei eisigen Temperaturen und Stürmen unterwegs. Nicht jeder Fischer kam auch wieder zurück.
Die Geschichte auf Ekkerøy lässt sich bis ins Jahr 1567 belegen. Vor allem die Samen und Finnen nutzten diesen Außenposten, der aber schon immer norwegisch geprägt war.
Das Kjeldsenbruket war die zentrale Annahmestelle für die Fänge, vor allem die Garnelen wurden hier verarbeitet. Der älteste Teil des Kjeldsenbruket stammt aus dem Jahr 1911, für die Finnmark ein seltener Rekord. Denn die deutsche Wehrmacht sorgte in der Finnmark für Leid und Zerstörung. Nur in dieser Gegend kam man durch ein Gerücht recht glimpflich davon. Später dazu mehr. Mit der Schließung der Fischfabrik verließen viele Menschen Ekkerøy und zogen in größere Orte.
Ekekrøy im zweiten Weltkrieg
Hatten die Menschen in Ekkerøy zwar ein hartes Leben, dafür aber auch weitgehend ihre Ruhe, änderte sich das schlagartig mit dem Allmachtstreben von Hitlerdeutschland. Die deutsche Wehrmacht nutzte Ekkerøy ab 1941 als Aufmarschgebiet für seinen Russlandfeldzug und besetzte hier zahlreiche Häuser. Bunker, Munitionsdepots und Stellungen wurden in die Landschaft gesetzt. Selbst eine kleine Eisenbahn war Bestandteil dieser Strategie. Die beiden Kanonenstellungen Gerda und Paula kamen auf den höchsten Punkt der Insel.
Doch dann kam 1944 die Nachricht, dass die Russen die Front bei Kirkenes durchbrochen haben. Panisch flohen die Deutschen aus Ekkerøy, die unbedingt den westlichen Weg in den Süden vor den Russen erreichen wollten. Zwar schlugen sie noch ein paar Fensterscheiben ein, setzten aber nicht mehr die Ortschaft in Brand, wie es sonst in Nordnorwegen im Rahmen der „verbrannten Erde“ durchgeführt wurde. Entsprechend zeigt Ekkerøy heute einen Ausschnitt aus dem Leben vor den zweiten Weltkrieg.
Auch, wenn unsere Generation nichts mit dem Krieg zu tun hat oder zu tun haben will, wir sollten uns in der gesamten Region, auch auf Ekkerøy, einfach demütig verhalten und zumindest in dieser Form Respekt vor dem Leid der Menschen in dieser Umgebung zollen, dass sie durch unsere Eltern/Großeltern erfahren haben.
Wir haben Reisegruppen in der Nordfinnmark erlebt, die mit der Deutschlandflagge unterwegs waren. Sicherlich unbedarft aber entsprechend unsensibel. Für uns sind die vielen Reste der militärischen Erinnerungen in Ekkerøy an die Zeit eher Grund zur Traurigkeit als zur Faszination.

Das malerische Rudbøl am Grenzübergang Rosenkranz – Rudbøl
Der kleine Grenzort Rudbøl / Ruttebüll und was die Grenzsteine mitten auf der Straße zu suchen haben Wir besuchen den kleinen dänischen Grenzort Rudbøl nahe

Das NØRDEN-Nordic-Art-FESTIVAL in Schleswig
NØRDEN-FESTIVAL – The Nordic Art Festival in Schleswig Als ich Schleswig kennen lernte, war diese Kleinstadt, Domstadt, Beamtenstadt durch Grau und Spießigkeit an Langweile kaum

Die Tundra oder die Taiga – was ist eigentlich was?
Tundra oder Taiga – unterwegs in der Finnmark von Norwegen In Norwegen, in der arktischen Klimazone, trifft man sowohl auf die Tundra wie auch auf

Ribe in Südjütland / Sønderjylland – Die älteste Stadt in Dänemark
Ribe – Die älteste Stadt in Dänemark Ribe ist die älteste Stadt in Dänemark. Und ganz ehrlich- man merkt es ihr gar nicht an. Na gut,

Leica Steel Rim M 1.4 / 35mm – Erfahrung, Review, Test ? Oder PRAXIS
Leica Steel Rim New Summilux M 1.4/35mm – Erfahrung statt Review Review ist ja ein Rückblick. Nur mal ehrlich- die meisten Review-Pastoren haben gar keinen

Fototipp: Wie fotografiere ich Konzerte und Festivals
Wie fotografiere ich Festivals und Konzerte? „Hat jemand den Fotografen gesehen? – Nein, nur seine Bilder…“ So könnte im Idealfall eine kurze Worthandlung ausfallen, wenn

Die Enkel des Compay Segundo (Buene Vista Social Club) als Ecos De Siboney
Die Enkel des berühmten Compay Segundo vom Buena Vista Social Club: Ecos De Siboney Ein Musiker durch und durch, mit 94 Jahren noch auf der

Unterwegs mit der Brennweite 75mm – Das Leica M APO 2.0/75mm Asph.
Unterwegs mit der Brennweite 75mm – Das Leica M APO Summicron 2.0/75mm Asph. Die Brennweite 75mm ist ein Exot. In der Regel greift man zur

Feines Porzellan aus Schleswig-Holstein
Up-art-Atelier in Sörup-Winderatt
Feines Porzellan aus Schleswig-Holstein:Zu Besuch im Up-art-Atelier in Winderatt, Sörup Wer an Porzellan denkt, dem kommen der Freistaat Sachsen, das Saarland, Berlin oder gar China

Für alle Fälle – Das Zoom Leica SL 2.8 24 – 70mm
Ein Zoom für alle Fälle – Leica SL 2.8 / 24 – 70mm ASPH. Seit zwei Jahren haben wir entgegen unserer Natur ein Zoomobjektiv im

Keine Kinderbilder im Internet – Warum wir Kinder besser schützen müssen
Warum poste ich Kinderbilder im Internet und warum sollte ich das unbedingt nicht tun Jeder hat das Recht auf ein eigenes Bild. Auch unsere und

Sulitjelma Gruve – Lost Place in Norwegen
Sulitjelma – Verlassen. Vergessen. Wieder entdeckt. Sultijelma liegt etwa 60 Kilometer östlich von Fauske entfernt. Und es liegt genau in der entgegengesetzten Richtung der Lofoten.
Schreibe uns Deine Meinung