Seit 25.000 km testen wir den VW T6 California TDI 4Motion mit 110KW. Dazu gehört die sommerliche Hitze mit Temperaturen bis zu 28 Grad genauso wie das winterliche und verschneite Norwegen bei minus 28 Grad. Heute berichten wir über unsere ersten Erfahrungen.

VW T6 California Beach Langzeit-Test: die ersten 25.000 km

Erfahren kommt ja irgendwie von Fahren, doch beim VW T6 California sammelt man diese idealerweise auch beim Stehen an schönen oder spannenden Orten. Denn der Bulli, vielleicht der letzte seiner Art, ist dazu prädestiniert, anzuhalten und zu bleiben. Dabei ist es fast egal, wo. Mit ihm darf und soll man spontan und unabhängig sein, das ist doch die eigentliche Bulli-Philosophie.

Der Umstieg von VW T3 mit Heckmotor auf ein solch frontmotorisiertes Vehikel hat es durchaus in sich. Die Umgewöhnung liegt in wesentlich mehr Details als nur der vorgezogenen Motorhaube gegenüber den alten Plattschnauzern. Dass ein modernes Auto nicht in jedem Punkt auch das bessere ist, sollten wir genauso erleben wie auch den Komfort eines neuen Modells, an den man früher nicht zu träumen wagte.

Der Innenraum und seine Öffnungen

Steigen wir also ein durch die riesige Fahrertür, nehmen Platz im Cockpit und stecken den Schlüssel ins Zündschloss. Eine wahre Orgie von Lichtsymbolen schaltet sich ein, wie ich sie bis dato noch nicht kannte. Als Analogfreund weiß ich, dass jede Leuchte für Kontrolle, aber auch für Anfälligkeit steht. Kenne ich vom T3 doch nur die Leuchten für Bremsflüssigkeit, Öl, Batterie und Wasser, verdreifachen sich die Hinweise in der neuen Generation. Die Bedeutung der einzelnen Symbole kann ich mir gar nicht merken, das analoge Bordbuch, mittlerweile so dick wie ein Taschenbuch, sollte man deswegen niemals zuhause lassen.

Aber wie gewohnt startet er und ich freue mich über jedes Lämpchen, was erlischt. Froh bin ich, dass ich die unverständlich aufpreispflichtige Tank- und Kühlwasseranzeige mit bestellt habe,  so bleibt mir etwas sinnvoll vertrautes. Dass die Tankanzeige allerdings genauer geht als im T3 kann ich so nicht ganz bestätigen. Vielleicht soll sie auch eine extreme Sparsamkeit vorgaukeln, sparsam ist das Auto aber nun wirklich nicht. Später mehr dazu. Insgesamt ist das Cockpit aber sehr übersichtlich, schnell weiß man jeden Schalter zu finden.

Die Familie ist durch die sehr leichtgängige Schiebetür eingestiegen, hat sich ihren Platz auf der hinteren Bank gesucht. Ein wenig Sorge beim Öffnen und Schließen der Schiebetüre aus dem Inneren hat man dann aber durchaus, weil man glaubt, jeden Moment den Griff in der Hand zu haben. Gefühlt bückt man sich nun ein wenig mehr gegenüber dem Urmultivan, dem T3.  Der wirkte vom Innenraum vergleichsweise höher.

Sinnvollerweise haben wir den Innenraum nur als 5-Sitzer gewählt. So kann man sich komfortabel bewegen, ohne die Rückbank ganz an die Heckklappe zu schieben. Der Hund hat großzügig hinter dem Fahrersitz Platz und kann dort auch an den eingeklappten Ösen verzurrt werden. Dass man aber wie im VW T3 Multivan mal spontan die Füße auf die gegenüberliegenden Sitze hochlegen kann, geht eben nicht mehr, es sein denn, man bestellt zwei der schweren Einzelsitze mit und verbaut sich somit jeglichen Freiraum. Denn mit ihnen wird es eng, sehr eng.

Um die Rückbank vor- und zurück zu verschieben, ist das Schienensystem einziartig. Im T4 war es offen und damit ein wahrer Dreckfänger. Heute ist die Lösung fast nicht zu verbessern und die Schienen sehr gut sauber zu halten. Genauso wie der Kunststoffboden, der immer mal schnell ausgefegt werden kann.

Die Inneneinrichtung haben wir in hellgrau gewählt und das gibt dem Fahrzeug eine gewisse Großzügigkeit und Weite. Allerdings sind die grauen Polster sehr fleckenempfindlich, für ein Reisemobil ein echtes Problem. Denn hier wird auf engem Raum gegessen und getrunken, sich umgezogen nach dem Strandbesuch oder schnell mal was abgelegt oder gespielt.

Hatten wir vorher im T 3 einen ebenfalls hellgrauen Velourstoff, kennen wir solche Empfindlichkeit von dort selbst nach 25 Jahren Benutzung nicht. Dafür gibt es hier aber viele Ablagen, vor allem für Flaschen und Becher. Der Tisch ist allerdings mittlerweile mobil in der Schiebetür untergebracht und damit auch draußen zu nutzen. Im Inneren kann man ihn verschieben. Doch gefiel uns die frühere Lösung mit einem ausklappbarem Tisch wesentlich besser. Vor allem das Ausklappen der Arretierung oder das spätere Einklappen der Tischfüße kann durchaus mal weh tun und für Quetschungen sorgen. Ein kleineres Kind wird den Tisch nicht mal eben aus- oder einklappen können oder sich dabei schmerzhaft klemmen.  Steht der Tisch aber erst einmal, ist er wirklich schön und praktisch. Wir könnten aber auf dessen Nutzung im  Außenbereich verzichten, einem echten Multivaner oder Californianer reicht auch ein großer Stein oder eine Picknick-Decke.

Um die Sitzgruppe im Inneren um den Tisch zu platzieren, sind die beiden Vordersitze drehbar. Doch ist das mit dem Fahrersitz so kompliziert, dass wir uns mit dem Drehen des Beifahrersitzes begnügen. Denn am Fahrersitz darf die Handbremse nicht angezogen sein, zudem muss man Rückenlehne und Sitz immer wieder beim Drehen hin und her bewegen, um am Lenkrad vorbei zu kommen. Sinnvoll bei Drehsitzen wäre für die Rückenlehnenverstellung ein Hebel an Stelle des Einstellrades.

Mag man die Sitzgruppe outdoor platzieren, nimmt man sich die beiden Stühle aus der Heckklappentasche. Schnell sind sie aufgebaut und genauso schnell auch wieder verstaut. Die Heckklappe ist aufgrund ihrer Größe und der Aufnahme dieser Stühle durchaus schwer zu schließen, aber einen Motorantrieb vermissen wir keineswegs.

Hat man die Heckklappe allerdings bei Regen geöffnet und schließt sie anschließend, ist eine erfrischende Dusche garantiert. Das Wasser sammelt sich wie in einem kleinen See und entlädt sich im Gesicht, weicht man nicht der Erdbeschleunigung gleich diesem Schwall aus.

In gleicher Situation sollte man im Übrigen auch die Vorderfenster sehr bedacht öffnen, genauso die Türen. Das Wasser vom Dach plätschert sonst unaufhaltsam in den inneren Bereich. Beim VW T3 hatte man noch eine aufgesetzte Leiste, der Wegfall ist wohl der kompromisslosen Aerodynamik geschuldet.

Steckdosen gibt es an jeder Ecke im Inneren, das ist ganz praktisch. Und Licht so viel und hell, dass man auch im Dunkel jedes Staubkorn finden kann. In Zeiten, in der man mit der kleinsten Taschenlampe schon 300 Meter weit strahlen muss, soll das wohl so sein. Für Romantiker ist das jedenfalls nichts.  Zudem werden durch helles Licht beim Campen bekanntermaßen Insekten angelockt, denen ma nicht unbedingt gastfreundlich gesinnt ist.

Das Schlafgemach

Im VW T6 California kann man oben oder unten schlafen. Unten allerdings definitiv nur, wenn man auch eine Komfort-Schlafauflage dazu bestellt. Und die sollte man passend und original von VW nehmen. Es gibt vordergründig günstigere Angebote, deren Auflagen vor allem um einige Zentimeter verlockend länger sind als die im Vergleich zum VW T3 Multivan deutlich kürzere Liegefläche. Sie ist aber für Menschen bis zu 180 Zentimeter Körpergröße ausreichend. Denn wer schläft schon gerade und ausgestreckt. Ist die Schlafauflage länger als die Liegefläche, hat man an der Sitzkante keinen Halt, auch rutscht die Auflage nach vorne. Zudem sind die günstigeren Alternativen einfach billiger gemacht und somit unter dem Strich nicht preiswerter.

Insgesamt ist der Bedarf dieser Klappmatratze einfach nervig. Er braucht zudem enormen Stauraum in einer Campergröße, bei der jeder Platz zählt. Man könnte einen Teil des Volumens sparen, wenn man die Auflage des Multiflexboardes dicker macht und die Komfortschlafauflage entsprechend verkürzt.

Auch könnte das Multiflexboard zugunsten einer besseren Kofferraumnutung dahin gehend geändert werden, wenn man das Auflagebrett mit einer Einschiebevorrichtung an den Seiten versehen würde. Dann würde die untere Konstruktion eingespart werden können.

Schade ist, dass man die alte Konstruktion aus dem VW T3 nicht übernommen hat, die zudem ohne eine solche Auflage auskam. Die Liegefläche ist heute höher, sodass man sich nicht mehr wirklich aufrecht setzen kann, ohne das Dach aufzuklappen. Auf Gardinchen und einzuklipsende Vorhänge  darf man heute verzichten. Im Nu sind die Rollos an Heck und Seitenscheiben gezogen und verdunkeln den Innenraum. Wie lange diese Rollos aber halten, so filigran sie wirken, werden wir spannend beobachten. Die Gefahr, dass sie verknicken oder sich nicht mehr aufrollen, können wir nicht von der Hand weisen. Ich selbst finde ja Gardinchen auch irgendwie passender zum Bulli als diesen Büro-gleichen Charme an Sichtschutz. Für die vorderen Seitenscheiben sind ganz praktisch Magnethalterungen eingenäht, auch die Frontscheibe ist leicht abzudecken. Zum Glück hat man hier noch nicht auf den Fundus der Leichenwagen zurück gegriffen, in deren Stil man ja gerne die Scheiben blickdicht macht.

Will man oben schlafen, dann geht es ganz einfach. Hat man erst einmal heraus, wie man das Dach aus- und wieder einklappt, kann man es innerhalb von zwei Minuten nutzen. Beim Öffnen sollte man ein Fenster oder eine Tür aufhaben, das beschleunigt die Sache ungemein. Eine elektrische Öffnung würde wohl kaum Vorteile bringen und will auch nicht so richtig zum Bulli-Camping passen. Ist man erst einmal oben, liegt es sich wirklich gut.

Einen kleinen Wehmutstropfen gibt es dann doch. Ja, Tropfen ist der richtige Ausdruck. Am Dach gibt es eine glatte Kunststoffleiste, prädestiniert für Kondenswasser. Und irgendwann muss genau solches hin. Also wundert man sich am folgenden Morgen über manchen Wasserflecken auf den vorderen Sitzen.

Auch stellt sich mir immer die Frage nach einem Notausstieg. Denn auf einem Campingplatz können durchaus mal Brände entstehen, die durch die zahlreichen Gasflaschen schnell um sich greifen. Aktuell wurde ich hierin in meiner Sorge durch einen um sich greifenden Brand im schleswig-holsteinischen Hohenfelde bestätigt. Dann liegt man nachts zu zweit oben, vielleicht noch ein kleines Kind in der Mitte. Innerhalb von Sekunden könnte es heißen, das Fahrzeug verlassen zu müssen. Das ist nur durch die enge Lucke möglich. Durch einen Reisverschluss wär es möglich, in Sekundenschnelle auch über das Dach auszusteigen. So ist man im Notfall gefangen. Möglich wäre solch ein Ausstieg, da andere Hersteller solche zu öffnenden Dächer bereits anbieten.

Verarbeitung

Insgesamt macht der VW T6 California und auch der Multivan einen seh soliden Eindruck. In Details allerdings stellt man sich schon die Frage, wie lange das alles wohl halten möge. Da sind kleine überlappende Bleche aufeinander, recht einfache Plastikverkleidungen und Schublädchen und eine Schiebetürarretierung, bei der man Sorge hat, sie verbiegt sich gleich. Vom VW T3 Multivan kennen wir wesentlich solidere Details und dabei war das Fahrzeug etwa 1000kg leichter. Auch die Griffe der Schiebefenster brauchen zum letzten Schluß noch einen kleinen Hieb, damit sie einrasten in der Hoffnung, dass sie dabei nicht verziehen. Auch die Griffe zum Vorziehen der hinteren Sitzbank bergen Zweifel, wie lange diese ohne Abzubrechen funktionieren. Die Zeit wird zeigen, wie stabil solche Lösungen wirklich sind.

Der Allrad

Für uns kommt in dieser Klasse nur ein allradgetriebenes Fahrzeug infrage, welches hoch emotional mittlerweile als 4Motion Einzug gehalten hat. Ehrlicherweise können wir nicht sagen, ob wir unsere Strecken auf nassen Wiesen oder im winterlichen Gebirge mit kleinen Schneeverwehungen auch ohne den Vierradantrieb geschafft hätten. Denn man spürt den Antrieb gar nicht. Souverän lenkt man seine fast drei Tonnen Gesamtgewicht sicher und verhältnismäßig zügig durch die Landschaft. Ein Geländewagen ist der Bulli nicht, lässt sich allerdings mit viel Geld zu solchem aufrüsten. Wir bleiben weitgehend auf den Straßen oder den ebenen Gefilden und haben einfach die Sicherheit mitgekauft, auch ohne Sorge von rutschigen Wiesen weg zu kommen. Eine Differenzialsperre haben wir nicht, im Winterbetrieb aber immer eine große Schneeschaufel dabei.

Die Umluftheizung

Sie ist teuer, aber gut zu haben. Wirklich Sinn macht sie aber nur bei eingeklapptem Dach. Aber dann heizt sie gigantisch. Auch sparsames Halten einer Minimaltemperatur ist mit ihr sehr gut möglich. Idealerweise schaltet sie ab, sobald der Tank auf Reserve geht oder eben die zweite Batterie völlig entleert ist. Wichtig im Betrieb ist, den Schlüssel nicht im Zündschloss zu belassen.

Bei geöffnetem Faltdach kommt wenig oben an und wenn, dann geht die warme Luft durch die dünne Zelthaut genauso schnell wieder nach außen. Zum Abtauen der Scheiben ist die Umluftheizung im Übrigen nicht geeignet. Das erledigt die optionale Wasserheizung, die man ab Werk ohne ersichtlichen Grund nicht zeitgleich bestellen und somit nur in der Werkstatt des Vertrauens nachrüsten kann.

Klimaanlage

Wir haben uns für die serienmäßige manuelle Klimaanlage entschieden und halten sie für vollkommen ausreichend. Bei enormer Hitze kühlt sie ordentlich den Innenraum herunter, ohne dass man gleich Raureif an den Armen bekommt. Auch der Austausch ins Fond ist völlig in Ordnung.

Der Verbrauch

Um es kurz und knapp zu sagen: Der Verbrauch ist wirklich enttäuschend. Nun haben wir das Glück, im flachen Land zu wohnen und fahren sehr oft über dänische Landstraßen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80km/h. Die Verbrauchsanzeige, die wir mit der Multifunktionsanzeige Plus teuer bezahlt haben, stimmt nicht. Zwischen 0,7 Liter und 1,1 Liter Verbrauch zeigt sie zu wenig an. Und ich glaube, dass dies durchaus beabsichtigt ist, denn in Foren kennen viele andere das gleiche Phänomen. Ich persönlich werte das als Betrug. Denn auch die Verbrauchswerte in den Prospekten sind mit viel Mühe nicht zu schaffen. Bei extrem sparsamer Fahrweise erreicht man mindestens noch einen Verbrauch von 7l/100km. Real liegt er aber auf einer Strecke mit kleinen Orten und Abbiegern auf ebenen Strecken irgendwo zwischen 7 und 8 l/100km. Wohlgemerkt im flachen Land. Bei relativer Windstille. Ohne Klimaanlage und Temperaturen über 20 Grad. Im winterlichen Gebirge  sind es bei allen Bemühungen mindestens 9,8 L/100km. Im Stadtverkehr bei Stop and Go können ohne Mühe 15-19 Liter auf 100 Kilometer erreicht werden. Zeitgemäß ist das nicht. Und ehrlich auch nicht.

Ad Blue

Der Umwelt zuliebe wird während der Fahrt Ad Blue in die Abgasverbrennung eingespritzt. Und mit dem Ad Blue wird viel Abzocke betrieben. Als sehr teuer hat sich die Werkstattkette ATU hervorgetan. Bis zu unverschämten fünf EUR werden pro Liter fällig. Sinnvoll ist es, sich in der Näh eine Tankstelle mit Ad Blue zu suchen. Ohne Mühe lässt sich diese Flüssigkeit nachtanken ist kostet in der Regel nicht mehr als 50 Cent / Liter. Ratsam dürfte es auch sein, Ad Blue vor einer möglichen Inspektion aufzufüllen, um böse Kostenüberraschungen zu vermeiden.

Wir haben die unterschiedlichsten Verbräuche festgestellt, den höchsten Verbrauch von um die zwei Liter / 1000 Kilometer bei Temperaturen um minus 10 Grad im Gebirge.

Bei frühlings- und sommerhaften Temperaturen wird der Verbrauch bei etwa einem Liter auf 1000 km liegen.

Ölverbrauch

Wir fahren den VW T6 California 4Motion mit 110 KW (150PS) Diesel. Autobahnen werden in weniger als fünf Prozent mit einer Höchstgeschwindigkeit von max. 140 km/h genutzt. Überwiegend sind wir auf Landstraßen in Norddeutschland und Dänemark unterwegs. Der festgestellte Ölverbrauch liegt bei einem Liter auf 25.000km.

Kompliziert abzulesen ist allerdings der Ölmessstab. War der Ölstand  früher doch so einfach zu erkennen, ist heute eher Raten angesagt. Dabei verstehen wir Innovation unter Vereinfachung. Über den Ölschlamm am Einfüllstutzen sollte man sich nicht wundern, er ist harmlos.

Zentralverriegelung

Wir selbst sind keine Freunde von Funkschlüsseln. Lieber hätten wir tatsächlich in jeder Tür ein Schloss. In der jetzigen Verriegelung kann es leicht passieren, den Schlüssel im Wageninneren zu belassen und von außen zu verriegeln. eine geöffnete Schiebetür oder Heckklappe reicht dazu aus. Verriegelt man in dem Zustand das Auto, legt den Schlüssel auf der Rückbank ab und schiebt dann die Schiebetüre zu, hat man Pech gehabt. Sinnvoll wäre es, wenn die Heckklappe oder Schiebetüre nur dann verriegelt, wenn sie auch vorher zusammen mit den anderen Türen verschlossen ist.

Der Service-Test

Wir haben simuliert, dass man den Schlüssel im Wageninneren gelassen hat und das Fahrzeug komplett verriegelt ist.  Eine durchaus reale Situation, die ich selbst einmal erlebt habe, als in einem Passat ein Kleinkind bei hohen sommerlichen Temperaturen saß, der Schlüssel steckte und die Zentralverriegelung selbsttätig verriegelte. Eine aufgeregte Mutter, ein zweijähriges Kind, was zu überhitzen drohte und pralle Sonne. ein Anruf bei VW mit der ernüchternden Antwort, dass sie nicht kämen, das Gleiche bei der Polizei und beim ADAC. Selbsthilfe war gefragt und die gab es letztendlich nur in Form eines Hammers aus der Nachbarschaft. Zertrümmern Sie mal eine Scheibe, wenn ein kleines Kind im Auto ist.

Einige Jahre später wollen wir es noch einmal wissen. Wie mobil ist der Mobilitätsservice von VW? Die Antwort ist ernüchternd. Hat man in dieser Form ein Problem, bewegt sich bei VW nichts. Bleibt der Pannenservice bekannter Vereine, die aber gut und gerne auch bei 25 Grad im Sommer auch mal eine Stunde benötigen, um dann den Wagen mit vielleicht dem Hund oder Kind im Inneren zu öffnen.

Was wir beim Camper anders machen würden

Zunächst merken wir immer wieder, dass sich die elektrischen Fensterheber nur sehr grob steuern lassen. Es ist schon mühsam, will man die Fenster nur einen Spalt breit öffnen. Da muss man schon wie ein Cowboy im Duell reaktionsschnell reagieren, um treffsicher einigermaßen die gewünschte Öffnung zu bekommen.  Auf Anhieb wird das nicht funktionieren. Bei einem Camper fragen wir uns ohnehin, warum man nicht die Möglichkeit hat, manuelle Fensterheber zu bestellen. Denn es macht wenig Sinn, wenn man immer erst die Fernbedienung einsetzten oder aber den Schlüssel ins Zündschloss stecken muss.

Genauso wäre eine analoge Uhr gerade im Camper sinnvoll und zudem vielleicht sogar wohnlicher. Man kann nicht mal eben von der Liegefläche auf die Uhr schauen, man muss diese immer erst durch eine Taste im Instrumentenfenster aktivieren.

Auch heizt sich im Vergleich zum alten VW T3 der VW T6 sehr schnell auf. Das liegt mit Sicherheit zum einen an der schräger stehenden Frontscheibe. Zum anderen aber auch vielleicht am schwarzen Armaturenbrett. Im VW 3 hatten wir eine hellgraue und nicht reflektierende Auflage, die lange nicht so heiß wurde und den Innenraum länger in erträglichen Temperaturen hielt.

Fazit

Ob man ein Auto mag oder nicht, ist in erster Linie eine subjektive Entscheidung. Mein Herz schlägt für die alten Bullis mit Heckmotor. Der VW T 6 Multivan/California lässt sich sehr komfortabel und souverän fahren, idealerweise im Tempobereich unter 130km/h.

Allerdings würden wir uns in vielen Details eine Rückbesinnung auf den VW T3 Multivan wünschen. Würde der heute noch gebaut, währe er unsere erste Wahl.

Aus heutiger Sicht ist der VW T6 ein biederes, schnörkelloses Fahrzeug, in dem man sich mehr einem PKW verbunden fühlt als einen Bulli. Konstruktiv ist das Fahrzeug wesentlich zu schwer und damit einhergehend auch zu durstig. Die dominierende Elektronik ist, denken wir, für eine Haltbarkeit von etwa 10 Jahren über das Produktionsende hinaus ausgelegt, viel zu kurz für ein Reisemobil, dessen Vorfahren zum Teil auch nach 50 Jahren noch immer auf den Straßen zu finden sind.  Ob man dann noch die elektronischen Bausteine als Ersatzteile bekommt, muss wohl abgewartet werden. Mit dem Gewicht ist auch der Verbrauch im mittleren Drehzahlbereich gestiegen.

Andererseits ist der VW T6 California lange nicht mehr so windanfällig und sehr gut gedämmt. Nur ein sonoriges Brummen erinnert noch daran, dass man sich auf der Straße bewegt. Das Fahrzeug, welches man heute als Bulli anpreist, ist gewissermaßen zum Lifestyle-Objekt verkommen, aber genau am Wusch nach diesem Statussymbol verdient Volkswagen. Mitmachen muss man das allerdings nicht. Die meisten VW-T6 California-Beach-Besteller entscheiden sich bewusst für eine spartanische Ausstattung wohlwissend, dass ein wahrer Bullifahrer geprägt von gesundem Selbstwertgefühl seinen Status im Erleben als in seiner Selbstdarstellung erkennt. Im Vergleich zu den anderen Marken ist aber auch der VW T6 als Caravelle, Multivan oder California unsere erste Wahl. Aber da kommt sie eben durch, die „Bulli-Philosophie“, bei deren Erfahren man an die Sehnsucht vor 30 Jahren denkt und den Komfort und die Sicherheit von heute doch nicht missen möchte.

Kommentare

  • Ganz aktuell. Mein California Beach Bj 2014 46.000 km!!! hatte durch einen gerissenen Zahnriemen letzte Woche einen Motorschaden. Schaden aktuell 13.000 euro. Kulanz des Konzerns ,keine. Soviel zur Kundenfreunlichkeit und Wertigkeit von VW. Warum diese Firma so einen guten, seriösen Ruf hat ist mir schleierhaft. Die Campigausstattung ist auch von Leuten erdacht die vom Campen keine Ahnung haben, aber das ist im Vergleich zu dem erlittenen Schaden eher eine Kleinigkeit. Mein Tipp, Finger weg von diesen Fahrzeugen und dieser Marke VW.

    • Nun, ein wenig Eigenkritik darf immer auch sein. Ich würde nie einen Zahnriemen über so viele Jahre ungewechselt lassen. Von daher, auch nach 9 Jahren, kann man ehrlicherweise keine Kulanz erwarten.
      Was die Innengestaltung angeht, da gebe ich in Teilen Recht. Die beste Geometrie gab es meiner Meinung nach im T3. Heute wird mehr Wert auf die Fahreigenschaften als auf das Reisen gelegt.

  • Hallo Kai

    Der California T6 ist ein sehr gutes und modernes Fahrzeug. Der alte T3T4 sind etwas anderes.
    Ich fahre einen Golf 1 cabrio und einen Audi Q3. Zwei anderen Welten. So wie die T3T4-T6…. Was ist besser??
    Auch den Technik Von Heute wird halten.
    Aber es gibt soviel mehr confort und das muss man bezahlen. Wenn etwas Kaputt geht muss man das erneuern.
    Und wie mehr confort wie mehr Kaputt geht… dass ist normal.

    Bitte nicht zo negativ. Wir leben nicht mehr in die 80’s…

    Freundliche Grusse

    Johan Thys

    • Hallo Johan,
      ich weiß nicht, ob der Bericht negativ ist.
      Ich habe mich eher um eine möglichst objektive Beurteilung bemüht. Ich denke, der entscheidende Faktor ist, dass der damalige Chef-Konstrukteur persönlich mit dem Bulli auf Tour war und seine Erfahrungen mit einflossen.

      Gerne würde ich den Konstrukteuren ein paar Punkte aus der Praxis nennen, die aus dem guten T6 einen richtig tollen Camper machen. Immerhin sind wir jetzt über 75.000km mit diesem Fahrzeug unterwegs, in nur zwei Jahren. Die letzte Tour lief über 90 Tage und ja, es gibt im Detail einige Verbesserungswünsche.

      Viele Grüße
      Kai

  • Hallo Kai. Sehr schöner Bericht. Ich musste auch immer wieder schmunzeln, denn ich habe mich selbst oft wiedererkannt. Also ich bin auch noch den VW T3 gefahren und fahre jetzt auch einen VW T6 California und kenne alle Vor-und Nachteile. Ich bin eigentlich auch sehr spartanisch eingestellt und oft haben mir die Kleinigkeiten gereicht um glücklich zu sein. Aber wenn man älter wird, genießt man doch hier und da die kleinen Updates vom T3 zum T6. Man bekommt mehr das Luxus-Camping-Feeling geboten, das alte Camping-Feeling verschwindet da schon etwas. Das mit der analogen Uhr, dem hellen Licht oder den elektrischen Fensterhebern und der Zentralverriegelung habe ich persönlich auch schon öfters argwöhnisch betrachtet aber man kann sich da ja auch etwas behelfen und nach ein paar Umbauten habe ich zumindest eine Lichtdimmung und eine analoge wieder „on Board“. Ich habe jetzt ca 20000Km auf der Uhr, bis jetzt keinerlei Probleme gehabt und wenn ich drüber nachdenke nochmal zum T3 zurückzutauschen, würde ich ablehnen, dafür gefällt mir der T6 einfach zu gut.

    • Vielen Dank für den ausgiebigen Kommentar. Ich muss zugeben, mir gefällt der aktuelle VW T 6 auch sehr. Ich finde ihn einfach schön. Aber beim T 3 bekomme ich nach wie vor feuchte Augen. Unser T& hat jetzt fast 55.000km auf der Uhr und wir starten im Kürze eine 12-wöchige Tour mit etwa 12.000km in die arktische Zone.
      Ich bin beruhigt, dass auch andere ähnliches empfinden. Was empfindest Du besonders empfehlenswert gegenüber dem T3?
      Nach der Tour werde ich auf jeden Fall einen weiteren Artikel schreiben, es gibt schon ein paar Dinge, die ich auch überlege, zu ändern.
      Auf die serienmäßigen Rollos würde ich gerne verzichten, vor allem an der Schiebetüre. Man stößt sich unweigerlich an der Kante beim einsteigen.
      Wir überlegen in der Tat, den Innenraum etwas wohnlicher zu gestalten, bis hin zu netten Gardinen und einen anderen Boden. Die Polster sind schlicht eine Katastrophe, warum nur ist der Stoff nicht imprägniert. Er lässt sich auch nur sehr mühsam reinigen.
      Was mir am T3 einfach besser gefällt ist der größere Innenraum und das Ausklappen der Liegefläche ohne die Bank vorziehen zu müssen und ohne ein dickes Polster darauf zu legen.

  • Hallo Kai,
    danke für deine Beschreibung! Verstehe, wenn du den alten Bulli vermisst. Gleichzeitig sind deine Anforderungen an ein Gerät mit 4 schwarzen Reifen auch deutlich höher als nur von A nach B zu kommen – Allrad, Camping etc. Und wie heißt das nicht nur bei der Fotoausrüstung: man nimmt was und man gibt was. Je mehr drin ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass etwas nicht optimal ist. Oder kaputt gehen kann, wie du so schön schreibst.
    Deine Infos zu AdBlue sind sehr interessant. Als T4-Fahrer hat man es da (noch) etwas leichter.

    • Hallo, Jürgen,
      wir hatten lange nach einem gebrauchten T4 Ausschau gehalten, die sind aber in gutem Zustand nicht mehr zu bekommen. Ich vermisse oft meinen ersten VW T4 Multivan Allstar Syncro mit 78 PS. Mit Geschick passten bis zu 100 Liter in den Tank und mit Allrad und Diff-Sperre kam man überall hin. Ohne Allrad war er aber im Winter eine kleine Katastrophe, die man allerdings mit Schneeketten einigermaßen lindern konnte. Vor allem hatte er noch kein Schienensystem und entsprechend leichte Klappsitze, wie beim T3. Und kam ohne Schlafauflage aus. Auch den einzigartigen Dieselsound habe ich geliebt. Das Model hatte viele Details des T 3 übernommen und wirkte im Vergleich zum heutigen Standart recht leicht. Vielleicht sind es aber auch die Erinnerung an viele schöne Momente, die man mit diesen Fahrzeugen verbindet. Zeitlos sind die Autos allemal, sie sehen irgendwie nie altmodisch aus und strahlen in der Regel immer was sympathisches aus.

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