Flekkefjord Norwegen an der Traumstraße „nordsjøvegen“ ist eines der wichtigsten Küstenstädte an der Südküste. Als Holländerstadt zieht Flekkefjord viele Menschen an, doch bringt das kurzeilige Verweilen entspannte Momente beim Entdecken Norwegens.

Flekkefjord – die Holländerstadt in Norwegen

Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich im Rahmen eines Ferienprogramms des SMD Schülergruppen in Norwegen betreut habe. Ein Ausflug in die norwegische Holländerstadt Flekkefjord stand auf dem Programm. Von Langeweile bei den Jugendlichen keine Spur, eher neugieriges Entdecken und Staunen über das ganz eigene Lebensgefühl, das sich schnell auf uns übertragen hat.

Mit dieser Erinnerung sind wir wieder hier, vor der eigentlichen Saison und neugierig, wie uns diese schneeeweiße norwegische Holländerstadt Flekkefjord dieses Mal empfängt.

Von Seefahrern inspiriert – für Seefahrer ein Zuhause

Etwa 9050 Menschen sind hier in Flekkefjord zuhause, bereits in Wikingerzeiten kamen die ersten Siedler. Strategisch lag Flekkefjord ideal- im Inland riesige Wälder und nach Süden hin das offene Meer. Und es hatte große Granitvorkommen. Schon im 15. Jahrundert entstand der erste Exporthafen, von Anfang an gab es gute Verbindungen nach Holland.

Bauholz und Granit waren die Exportschlager nach Holland, dass weder über große Waldvorkommen noch über Gesteinsmassive verfügt. Und so wurde vor allem das Granit für den einsetzenden Wegebau benötigt, aber auch für die Verwendung innerhalb der Hafenanlagen.

Als man Flekkefjord im Jahr 1660 das Holzhandelprivileg erteilte, wurde hier die erste feste Siedlung mit fester Bebauung errichtet. Man findet sie heute als ältesten Stadtteil mit dem Namen Hollenderbyen

Das Holzhandelprivileg war so etwas wie ein einfaches Stadtrecht, doch Flekkefjord stand weiterhin unter der Leitung durch Kristiansand.

Den Menschen wurde im Traumland Norwegen nichts geschenkt. Durch die Seefahrt gab es früh rege Handelsbeziehungen zu Amsterdam in Holland und so ließen sich etliche Bewohner der Region um Flekkefjord von den Erzählungen der Seefahrer inspirieren, nach Holland auszuwandern.

Richtigen Aufschwung erfuhr Flekkefjord mit der Heringsfischerei ab dem Jahr 1826. Doch der Fischreichtum war von recht kurzer Dauer, dass er ab 1838 wieder an Bedeutung verlor. Die Menschen, die geblieben waren, erfanden sich immer wieder neu. Als Lohn der vielen Mühe wurde Flekkefjord am 8.August 1842 die Stadtrechte und damit einhergehend die Marktrechte verliehen. Damit bekam Flekkefjord seine Eigenständigkeit. Durch die traditionelle Erfahrung als Hafenstadt hatte sich schon lange eine Werftindustrie etabliert

Flekkefjord, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph.

Flekkefjord, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph.| © mare.photo

Hier entwickelte sich eine umfangreiche Lederverarbeitung, doch wie wir heute wissen, haben und hatten die Gerbereien erheblichen negativen Einfluss auf die Gesundheit der Arbeiter und der Gewässer. Diese wurden förmlich vergiftet. Und doch sollte dieser Industriezweig etwa 100 Jahre erfolgreich Leder verarbeiten.

Im Jahr 1851 wurde in Flekkefjord zum ersten Mal die Agdesidens Budstikke herausgegeben, die erste Wochenzeitung. Ab 1872 folgte dann die Agder Flekkefjords Tidende, diese Zeitung wird noch heute als zweitgrößte Zeitung der Region in einer Auflage von über 8.000 Exemplaren herausgegeben. In der Zeit der Besatzung durch die Deutsche Wehrmacht aber ruhte ihr Betrieb.

Abgebrannt und auferstanden

Auch Flekkefjord teilt ein Schicksal mit viel anderen Städten, auch in Norwegen. Ein Feuer brach im Jahr 1878 im Brogatan (Brückenstraße) aus und griff um sich. Die dichte Holzbebauung sorgte für genug Nahrung der Flammen, Flekkefjord wurde zum großen Teil vernichtet.

Im Zuge des Wiederaufbaus wurden nach und nach auch nicht betroffene Häuser angerissen und die Stadt neu strukturiert. Aus dem schmalen Brogatan entstand eine Hauptstraße und damit auch eine Brandschneise.

Flekkefjord, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph.

Flekkefjord, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph.| © mare.photo

Als die Dampfschiffe in Flekkefjord einliefen

In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts verdrängten immer mehr Dampfschiffe die klassischen Segelschiffe. Das hatte Auswirkungen auf den Schiffsbau in Flekkefjord, aber auch auf die Anbindungen nach Süden und Norwegen. Waren konnten nun wesentlich schneller ausgetauscht werden und auch das Reisen setzte ein. Ab 1870 entstanden feste Schiffsrouten ins heutige Kristiansund, nach Bergen und nach Trondheim. Auch Hamburg entwickelte sich zu einem immer wichtigeren Hafen vor allem mit Kolonialwaren aus Übersee. So nutzte auch Flekkefjord diesen Umstand als Importhafen beispielsweise für Tee, Kaffee und Zucker.

Von Heimkehrern und Industriellen

Ab etwa 19oo erinnerten sich etliche Nachfahren der nach Holland ausgewanderten Norweger ihrer Herkunft und beschlossen, in die Heimat ihrer Vorfahren zurück zu kehren. Vermutlich waren es auch viele Seefahrerfamilien, die über die Lage des doch mittlerweile recht wohlhabenden Flekkefjord ermuntert waren, hier her zu kommen.

Natürlich brachten Sie auch ihren neuen nunmehr holländischen Lebensstil, entsprechend auch holländische Möbel und Käse oder die Architektur mit. Auch in Sachen Hygiene gab es für Norwegen durch die Rückkehrer einen durchaus beachtlichen Schwung.

Vieles aus Holland hat dadurch Flekkefjord geprägt und die kleine Stadt in Südnorwegen zu dem gemacht, was sie heute ist- die kleine Holländerstadt in Norwegen.

Im Jahr 1901 ging in Flekkefjord das erste Elektrizitätswerk in Betrieb und 1904 war die Eisenbahnverbindung nach Egersund fertiggestellt. Sie ging im gleichen Jahr in Betrieb und war bis ins Jahr 1990 in Betrieb. Heute haben wir die Möglichkeit, auf diesen Gleisen eine Draisine zu mieten und die Umgebung aus einer ganz eigenen Perspektive zu entdecken.

Flekkefjord, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph

Flekkefjord, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph.| © mare.photo

Flekkefjord um acht Ecken

Die kleine Holländerstadt in Norwegen ist gut zu Fuß zu entdecken. Entspannt schlendert es sich durch die schönen Gassen. Und wer genau hinschaut, wird überall kleine Türmchen erkennen und auch Erker, den einzigartigen Kirchturm, den Springbrunnen und den Musikpavillon. Was all diesen Bauwerken gemein ist, sind die achteckigen Formen. Diese achteckige Form, das Oktagon ziert übrigens auch den klassischen Norwegerpulli von Dale in seinem Modell Flekkefjord.

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