Um zum nördlichsten Leuchtturm der Welt zumindest auf dem Festland zu kommen, also zum Leuchtturm Slettnes fyr, folgt man am besten dem Pfeil am südlichsten Leuchtturm Norwegens, dem Lindesnes fyr. Hier nämlich gibt es den ersten Hinweis auf den 2814 Kilometer entfernten Slettnes fyr.

Im Süden das Lindesnes fyr – im Norden der Leuchtturm Slettnes fyr

Lindesnes fyr, norge, Kodak Ektar, Leica Elmarit M 2.8 28 asph.

Lindesnes fyr Entfernung zum Slettnes Fyr, norge, Kodak Ektar, Leica Elmarit M 2.8 28 asph.| © mare.photo

Zum nördlichsten Norden geht es immer geradeaus. Vier Kilometer nördlich vom traumhaft schönen Tundraörtchen Gamvik. Ein Muss hier her zu kommen. Auf der recht schmalen und langen geraden Schotterpiste ist die Silhouette des Leuchtturm Slettnes Fyr schon von weitem zu erkennen.  Die Landschaft in dieser arktischen Klimazone, die Tundra, ist karg und recht flach.

Wer sich hierhin, auf den nördlichsten Zipfel der Halbinsel Nordkinn (Nordkyn), verirrt, der nimmt lange Anfahrten und lange Wanderungen in Kauf. Und der wird sich nicht durch karge und ewig gleiche Landschaftsformen schrecken lassen.  So haben auch wir eine lange Tour durch die Tundra, in der es maximal ein paar Sträucher gibt, aber auch unbewachsene oder nur leicht bewachsene Fels- und Gerölllandschaften.

Und genau das vereint noch einmal die Anfahrt im oberen Teil der Halbinsel Nordkinn im Süden der arktischen Barentssee. Nun aber ist am Horizont die Kontur des Leuchtturmes Slettnes fyr und seiner Nebengebäude schon deutlich zu sehen. Sie wirkt wie ein magischer Magnet, mit dem Gefühl, bald wieder am Ende der Welt zu sein, zumindest der europäischen Festlandwelt.

Auf einen Kaffee im Café des Leuchtturm Slettnes fyr

Slettnes Fyr, Nordkinn, Nordkyn, Gamvik, Bartenssee, Barentssea, Barentssjø, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph. | © mare.photo

Slettnes Fyr, Nordkinn, Nordkyn, Gamvik, Bartenssee, Barentssea, Barentssjø, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph. | © mare.photo

Wenn es einen ganz besonderen Ort gibt, einen Kaffee zu trinken, dann hier. Bei dem Gedanken stelle ich mir vor, wie die Menschen früher an diesem Ort, während sie den unisolierten Leuchtturm da oben in kalter stürmischer Nacht betrieben, einen Becher heißen Kaffee in den Händen hielten, während vielleicht der Kapitän in stürmischer See vielleicht das gleiche tat mit dem Gefühl der Sicherheit beim Anblick dieses Lichtstrahles.

Und heute sitzen wir hier, im Sommer, in dem der Leuchtturm Slettnes fyr aufgrund der durchgehenden Helligkeit gar nicht in Betrieb ist. Aus der Küche der Wärterwohnung gibt es einen Pott Kaffee, dazu eine frische Waffel, wie sie oft in der Finnmark angeboten werden. Wir sind glücklich, hier sein zu dürfen in der Betriebsamkeit der beeindruckenden Einöde der Nordfinnmark. Was wohl der letze Leuchtturmwärter dabei fühlt, wenn wir nun hier, in seinem ehemaligen Wohnzimmer sitzen?

Gleich werde ich für eine Stunde an der Führung teilnehmen, die 139 Stufen des 39 Meter hohen Turmes nach oben laufen und von hier aus den bei schönem Wetter so traumhaften Blick auf die Barentssee genießen und mit Glück den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes entdecken- Kinnaodden. Slettnes fyr ist der fünfthöchste Leuchtturm in Norwegen, in der Regel kommt Norwegen ja mit niedrigen Leuchtfeuern aus, die dann auf einem Felsen stehen.

Beide Augen zu am Leuchtturm Slettnes Fyr

Slettnes Fyr, Nordkinn, Nordkyn, Gamvik, Bartenssee, Barentssea, Barentssjø, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph. | © mare.photo

Slettnes Fyr, Nordkinn, Nordkyn, Gamvik, Bartenssee, Barentssea, Barentssjø, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph. | © mare.photo

Für die Menschen, die einst hier lebten und arbeiteten, war das Leben hart, vor allem in der dunklen Jahreszeit. einsam und ruhig. Laut war nur die mitunter schäumende See und das Heulen des Sturmes.

Im Sommer bewegen wir uns hier in absoluter Komfortzone und wir sind versucht, einmal hier zu übernachten. Vielleicht in einer der Wohnungen mit einfachster und originaler Einrichtung, Blick durch die Sprossenfenster aufs Meer, einer Gemeinschaftsküche und dem Bad im Gang.

Möglich ist das am nördlichsten Leuchtturm der Welt, am Leuchtturm Slettnes fyr und eine wahrlich traumhafte Vorstellung. Morgens auf das weite Meer schauen, die Winde erleben und auch den vielleicht rasanten Wechsel des Wetters.

Die Magie des nördlichsten Leuchtturmes der Welt, des Leuchtturm Slettnes fyr

Slettnes Fyr, Nordkinn, Nordkyn, Gamvik, Bartenssee, Barentssea, Barentssjø, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph. | © mare.photo

Slettnes Fyr, Nordkinn, Nordkyn, Gamvik, Bartenssee, Barentssea, Barentssjø, Kodak Ektar, Leica M Elmarit 2.8 28 asph. | © mare.photo

Leuchttürme haben ja schon seit ihrer Entstehung eine ganz besondere Magie und egal wo man auf sie trifft, man kann sich ihrem Mythos kaum entziehen. Hier nun, am Leuchtturm Slettnes fyr sind wir an einem Punkt, an dem bis zum Nordpol einfach nichts mehr kommt.

Hoch ragt der rot-weiße Leuchtturm Slettnes fyr vor uns in den Himmel, seit 1905 leitet der auf dem Festland liegende nördlichste Leuchtturm der Welt durch die tückischen Untiefen der zerklüfteten Küste. Der nördlichste Leuchtturm der Welt als einsamer Außenposten an der Barentssee. Einsamer kann es hier kaum zugehen, zumal der Leuchtturm Slettnes fyr nur in der dunkeln Jahreszeit in Betrieb ist. Viele Jahre war er das Zuhause des Leuchtturmwärters und seiner Mitarbeiter mitsamt ihren Familien. An ein Auto war in dieser Landschaft kaum zu denken.

In dieser Umgebung kann das Wetter sehr schnell umschlagen, so hat man Slettnes fyr breits im Jahr 1922 mit einem Nebelhorn ausgestattet. Dann kam der in anderen Artikeln bereits besagt zweite Weltkrieg mit der deutschen Besatzung. Sie kümmerten sich ab sofort um den Betrieb dieses Leuchtturmes und zündeten sein Licht nur, wenn deutsche Schiffe die Passage passierten.

Der Leuchtturm Slettnes fyr im Wahn der Geschichte

Slettnes Fyr | Photo Finnmarks Fylkesbibliote

Slettnes Fyr | Photo Finnmarks Fylkesbibliotek

Was die deutschen Sodaten hier in der Finnmark anrichteten ist unbeschreiblich. Sie machten eigentlich alles platt, was es zu zerstören gab, sie mordeten Fischer und sie vertrieben die Menschen. Dass ich heute als Nachfahre von Deutschen hier oben sein darf, ist für mich immer tief berührend wie beschämend.

Einer der Gründe übrigens, dass wir unsere Einkäufe auch im teuren Norwegen immer vor Ort erledigen, um den Regionen zumindest einen Teil zurück zu geben von dem, was sie uns schenken. 

Jedenfalls sollte der Leuchtturm in der Hektik des Rückzuges ebenso gesprengt werden, doch nur seine Spitze wurde zerstört. Nachdem der Krieg vorbei war, installierte man in dem beschädigten Turm im Jahr 1945 provisorisch eine Gaslaterne. Doch galt es als vordringliches Ziel, diesen Turm wieder komplett herzustellen und so konnte er seinen Normalbetrieb ab 1949 wieder aufnehmen.

Während man ab 1945 alle errichteten Leuchttürme in Beton baute, behielt dieser Leuchtturm Slettnes fyr seinen gusseisernen Sockel. alleine die Leuchtturmspitze wurde neu geschaffen.

Architektur der Anlage des Leuchtturm Slettnes fyr

Die Nebengebäude des Leuchtturm Slettnes fyr hatten weniger Glück, sie mussten komplett neu gebaut werden. So entstanden sie in vier gleich großen Wohnungen und ebenso vier Außentoiletten und vier Bootsschuppen. Die Idee der Architekten Blakstad und Munthe-Kaa war eine Gleichbehandlung aller Bediensteten und ihrer Familien. Diese Architekten zeichneten viele der zerstörten Gebäude in der Finnmark neu. Sie lagen mit ihrer Architektur damit ganz auf der sozial-demokratischen Nachkriegspolitk in Norwegen, die mit Ungleichbehandlungen im Land Schluss machen wollte.

Bis 1973 lebten die Angestellten und Familien direkt am nördlichsten Leuchtturm der Welt, in den Gebäuden des Slettnes fyr, dann zogen sie in die nahen Orte mit gesellschaftlichem Anschluss, während der Leuchtturm fortan im Schichtdienst betrieben wurde.

Der Leuchtturm Slettnes fyr gehört zu den letzten in Norwegen, die automatisiert wurden. Seit dem Jahr 2005 ist auch der nördlichste Leuchtturm der Welt ferngesteuert.

 

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