Kong Oscar II Kapell – Grense Jakobselv an der Grenze Norwegen zu Russland
Die Spannung steigt, als wir auf den Grenzort Jakobselv zufahren. Unausweichlich werden wir hier gleich im Niemandsland sein, in einer Umgebung, in der sich selten Menschen hin verirren. Die Arktis hält ihre Wetterkapriolen bereit und auch im Juni kann es schneien. Zudem liegt Grense Jakobselv sowohl an einer Zeitzone mit zwei Stunden Unterschied, vor allem aber an einer politischen und militärischen Systemgrenze, zwischen NATO und Russland. Ein wenig mulmig ist uns schon zumute, wenngleich ich schon einige Mal in Osteuropa und auch Russland war.
Aber der Kalte Krieg aus meinen Kindheitstagen ist unvergessen und es scheint, als wäre er schleichend und zunehmend wieder da. ein illegaler Grenzübertritt kann sehr unangenehm werden und bei aller Faszination gilt es einfach ein paar Dinge zu beachten, auf der wir in einem eigenen Artikel eingehen.
Als Jakobsleva noch ein Fluss im Nirgendwo war
Die Grenze, wie wir sin heute kennen, gab es vor langer Zeit gar nicht. Denn in diesem gebiet lebte das Normadenvolk der Ostsamen, die mit ihren Tieren umherzogen. Sie brauchten keine Grenzen, denn sie zogen eben mit den Tieren und ließen sich entsprechend nieder. Doch so einfach konnten sich die anliegenden Staaten den Umgang im Grenzgebiet nicht vorstellen und suchten eine offizielle Grenzziehung. Norwegen und Russland einigten sich im Jahr 1826 auf einen gemeinsamen Grenzverlauf, das Gebiet wurde aufgeteilt.
Norwegen hatte somit in der Barentssee die an Lacks sehr reichen Fischgründe. Das war natürlich auch den Fischern auf russischer Seite bekannt und sie ignorierten die offizielle Grenze. Die norwegischen Fischer sorgten sich um ihre Einnahmen und forderten die Regionalverwaltung in Vadsø auf, diesem Unterfangen ein Ende zu bereiten und so wurde ein Kapitänsleutnant geschickt, die Situation vor Ort einzuschätzen. Er bestätigte den Sachverhalt.
Die Kong Oscar II Kapell in Jakobselv
Dem Wunsch nach Kanonenbooten aber mochte er nicht folgen. Seine Strategie war eine himmlische. Er ließ auf norwegischer Seite eine Kirche bauen, die weit von der See aus sichtbar war. Er wusste um die Religiosität der Russen und deren Respekt vor einer Kirche. Die Kirche aus Granitgestein wurde im Jahr 1869 durch Friedrich Waldemar Hvoslef geweiht und galt von nun an auch als Seezeichen.
Vier Jahre später, am 04.Juli 1873, besuchte der norwegische König Oscar II von Schweden dieses Gotteshaus mit seinen 70 Sitzplätzen. Mitgebracht hatte er eine Marmortafel, darauf steht in norwegisch und samisch geschrieben: „Kong Oscar II hörte Guds Ord her d. 4. Juli 1873“. ( König Oscar II hörte hier am 4. Juli 1873 Gottes Wort) .Ihm zu Ehren wurde die Kirche nun als Kong Oskar II Kapell benannt.
In den Jahren 1883 und 1884 bekam die Kong Oscar II Kapell die markant weiße Farbe, um noch besser als Seezeichen und als Grenzzeichen sichtbar zu sein. Doch zum 100-jährigen Bestehen der Kong Oscar II Kapell entfernte man die weiße Farbe und versetzte so das Gotteshaus in seine ursprüngliche Form.
Mit dem Abzug der deutschen Wehrmacht verschwand auch auch Kirchensilber aus der Kong Oscar II Kapell.
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