Nicht jeder Besucher nimmt sich die Zeit für diese Stadt, wie wir sie zur Verfügung haben. Darum haben wir die schönsten Punkte Visbys herausgesucht, die man schnell erreichen kann und die einen Besuch wirklich lohnen. Aber zugegeben, es fällt schwer, die anderen vielen Orte dieser bezaubernden Mittelalterstadt weg zu lassen. In den anderen Artikeln haben wir sie selbstverständlich berücksichtigt.
Visby auf Gotland ist eine so entspannte Stadt wie kaum eine andere, sie ist klein und hat doch so viel schönes zu bieten. Durch das Zentrum muss man dennoch auch bei knapper Zeit nicht hetzen. Ein bisschen Zeit für die netten kleinen Cafés und Restaurants oder die ausgefallenen Boutiquen und Geschäfte bleibt immer. Zum Schluss sollte man sich eine durchaus leckere und typisch gotländische Spezialität gönnen- den Safran-Kuchen.
Als besonders sehenswert in Visby gilt die Strandgatan (Strandstraße). Hier gibt es eine Anzahl von alten Packhäusern in Visby. Aber auch die Alte Apotheke, die Alte Residenz und das Burmeisterhaus sind hier zu bewundern. Die Alte Apothe war allerdings bis zum 19. Jahrhundert ebenfalls eines der Lagerhäuser, erst ab dann konnte man sich hier Medizin besorgen. Das Burmeisterhaus ist ein recht prächtiges Lagerhaus, dessen Alter sich allerdings nicht genau bestimmen lässt. Man weiß nur, dass es nach einer Familie aus Visby benannt ist, der es zwischen 1692 und 1832 gehörte.
Das regionale Landesmuseum Gotlands gehört zu den beliebtesten regionalen Museen von Schweden und natürlich von Visby. Zum einen beeindruckt das alte historische Gebäude, zum anderen überrascht es im Inneren von der kreativen und lebhaften Art, die Geschichte Gotlands und der Wikinger zu erzählen. Hier gibt es Hinweise aus der Steinzeit genauso wie die Geschichte des größten Silberschmiedes der Insel. Eilige schaffen den Museumsbesuch gut in einer Stunde, aber wer Zeit und Interesse hat, dem wird es hier auch nach einigen Stunden noch nicht langweilig.
Er gehört zu den ältesten Profanbauten Nordeuropas und ist der äletste Turm der Stadtmauer von Visby, der Kruttorn. In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde er gebaut und war unter den Bezeichnungen „Lange Brücke“ oder „Schafturm“ geläufig. Im Laufe der Zeit diente er immer mal wieder als Gefängnis. Als man ab etwa des 18. Jahrhunderts Schießpulver in diesen Gemäuern lagerte, kam auch die heutige Bezeichnung als Pulverturm.
Wenn man überlegt, dass die Landesgartenschau in Eutin stolze 16 Euro Eintritt pro Person verlangte, zeigt sich mal wieder die Offenheit und Großherzigkeit der Skandinavier. Hier darf man seltene Pflanzen, zahlreiche Rosen und eine wunderschöne Parkanlage genießen und muss nichts dafür bezahlen. So geht Gastfreundschaft. In der Tat ist der Botanische Garten ein wunderschöner Park voller Rosen, Platanen und Maulbeerbäumen, in deren Umgebung man sich entspannt zurücklehnen darf, ein Picknick oder eine Flasche Rotwein genießt und für einen Moment das urbane Treiben sich selbst überlässt. Am Eingang wartet eine der vielen Kirchenruinen, die St. Olofs-Ruine.
Der Wächtergang entlang und auf der beeindruckenden Stadtmauer ist in Teilen rekonstruiert. An einigen Stellen kann man die Mauer oder auch deren Türme besteigen. Von hier aus öffnet sich ein grandioser Blick auf die Stadt Visby, die Ostsee und das weitläufige und nicht minder beeindruckende und schöne Umland.
Einst war sie sie größte Klosterkirche in Schweden. Im Jahr 1230 weihten die Dominikanermönche dieses Gotteshaus, im Krieg zwischen Schweden und Dänemark wurde die Klosteranlage von den Lübecker Kaufleuten, welche Schweden unterstützten, schwer beschädigt. Die Wohnungen der Mönche wurden daraufhin abgerissen, die Reste der Kirche, wie man sieht, blieben stehen. Danke dafür! So mancher Konzertveranstalter wird bei dem Anblick solcher Lokale (neudeutsch: Location) vor Neid erblassen. Aber die Gotländer gehen ganz normal, ganz alltäglich mit diesen Einrichtungen um.
Unweit des Nordtores der Stadtmauer liegt die Domkirche unübersehbar. Sie ist über eine Treppe mit der Klippe (auf schwedisch: Klint) verbunden. Von dieser Anhöhe hat man einen traumhaften Blick über die Dächer Visbys bis hin zur Ostsee. Von hier liegt uns die Domkirche quasi zu Füßen, nur die hohen Türme ragen empor.
Aber man bekommt von hier aus auch ein Gefühl für die Struktur dieser kleinen und eigentlich recht ländlichen Stadt, den Häusern mit ihren kleinen, teils von Mauern umgebenen Grundstücken und dem vielen Grün, welches Visby nocheinmal seinen ganz eigenen Akzent setzt.
Für einige Zeit war dieser so schöne Ort auch Richtplatz. Hier wurde gefoltert und gemordet. Doch fühlten sich die Anwohner von den Angst- und Schmerzschreien gestört, sodass die Henker ab 1850 ihr Treiben außerhalb des Zentrums ausübten.
Im 14. Jahrhundert ließen die Hanseschiffer einen Zwischenboden oberhalb des Kirchenschiffes errichten und nutzten diesen sodann als Speicher für ihre Handelswaren. Ein Seilzug hievte die Waren dann an der Ostseite durch die Türen ins Lager. Noch heute sieht man von der Anhöhe Klinten diesen Lagerzugang und Seilzug.
Im Zuge der Reformation wurde Gotland zu einem eigenständigen Bistum, so erhob man die St. Maria-Kirche 1572 zu einem Dom. Im Gegensatz zu den gotländischen Kirchen auf dem Lande ist die Innengestaltung sehr schlicht gehalten, die sonst üblichen Wandmalereien findet man hier nicht. Dafür aber den größten Taufstein Gotlands, er stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die Kanzel wurde im Jahr 1684 in Lübeck gefertigt.
Es ist sicherlich der zentrale Platz in Visby, natürlich hat auch hier so manche Sequenz aus „Der Kommissar und das Meer“ seinen Weg in den Kasten gefunden. Hier trifft man sich, eh man wieder in alle Richtungen des Zentrums verschwindet. Sei es für einen kleinen Einkauf im kleinen Lebensmittelladen, sei es in den Bars, Cafés und Rstaurants, welche diesen Platz einkreisen. Der Stora Torget liegt im Schatten der beeindruckenden St. Katarinen-Kirchenruine. Während des Winters befindet sich hier eine große Schlittschuhbahn von Visby.
Im Mittelalter war der Stora Torget der Henkersplatz. Hier wurden die Gefangenen gefoltert und getötet. Später verlegte man das brutale Henkershandwerk auf den unweit gelegenen Klinten, der Anhöhe hinter dem Dom.
Die Kirche, im Jahr 1250 geweiht, gehörte einst zu einem Franziskanerkloster, welches aber im Zuge der Reformation zerschlagen und deren Mönche verjagd wurden.
Überall im Zentrum von Visby gibt es schöne Möglichkeiten des Einkehrens. Dabei hat man sicherlich die größte Ansammlung der Gastronomie am zentralen Stora Torget im Schatten der Kirchenruine. Wir jedenfalls haben unser kleines Lokal in Visby in einer schmalen Seitengasse gefunden und dort den typischen Safran Kuchen, den Saffranspannkakor, genossen. Und genau das werden wir wieder an diesem Platz tun. Die Schweden sind ja bekannt für ihre Liebe zu Safran, die Gotländer haben diesen Nachtisch dazu erfunden. Und er schmeckt. Dazu einen Milchkaffee und der Tag findet seinen perfekten Abschluss für unseren Visby Ausflug.
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