Die Schönheiten der Insel sind immer nur einen Steinwurf von einander entfernt. Unsere nächste Station ist Lickershamn. Den Bulli stellen wir am Hafen ab und sind angetan von den alten Fischerhütten. Schlichte Schönheit- das scheint das Rezept Gotlands zu sein. Wir kaufen in einer der Hütten geräucherten Lachs und genießen ihn auf einer Bank in der Sonne vor einer der kleinen Holzlauben. Diese kleinen Hütten dienen in erster Linie als Lager und Unterkunft für die Fischer.
Diese verwunschenen Felsgebilde, in Schweden heißen sie Rauka, sie zeigen zum Teil skurrile Figuren, die die Natur in tausenden von Jahren geschaffen hat. Sie sind überall auf der Insel zu finden, aber eben auch hier. Wir streifen durch einen solchen Felsengarten, schweigen vor Ehrfurcht und entdecken in sichtbarer Ferne einen ganz imposanten Felsen, gleich an der Steilküste. In den nächsten Tagen werden wir uns viel zu Fuß bewegen, von Likkershamn führen Küstenwanderwege in den Norden und in den Süden. Wir entscheiden uns für den Weg in den Süden , denn dort ist er, hoch über Lickershamn, dieser beeindruckende Felsen.
Er heißt Rauk Jungfrun und welch tragische Liebesgeschichten sind rührender als die, wo zwei Liebende nicht zusammen kommen konnten. So soll auch hier der Vater seinen zukünftigen Schwiegersohn abgelehnt haben und stellte folgende Aufgabe. Er ließ seine Tochter auf die Spitze dieses Felsens bringen und versprach demjenigen seine Tochter zur Frau, der es schaffen würde, sie von diesem Felsen herunter zu holen. Natürlich traute sich nur einer- Sie wissen schon. Genau der, den der Vater nicht haben wollte. Ihm gelang es, seine Auserwählte zu erreichen und trug sie auf Händen den Felsen hinunter. Da ergriff der Vater Pfeil und Bogen und wer sich diesen Akt auch immer ausgedacht hat, sorgte damit für eine der vielen Sagen und Mythen, die sich um die Orte Gotlands ranken.
Was es aber lehrt, der Steilküste mit ihrem weiten Blick über Meer und Insel mit Respekt zu begegnen und ein wenig Abstand von den Felskanten zu halten. Unser Hund bleibt jedenfalls an der kurzen Leine, er soll dem verliebten Paar aus der Sage ja nicht nacheifern.
Wir gehen weiter durch den Wald auf den ausgezeichneten Wegen, die mitunter aber mehr als Pfade ausgebildet sind und genießen die Aussichtspunkte mit ihrem weitläufigen Blick über die Ostsee. Unser Weg führt wieder bis fast an den Leuchtturm, eh wir absteigen zum steinigen Strand mit seinen unzähligen Fossilien und großen und kleinen Treibholz. Am Wasser geht es zurück, ohne einem Menschen zu begegnen. Allein das Rauschen der Wellen und das Knirschen der Kiesel unter unseren Schuhen begleitet uns.
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