Sie steht ein wenig im Schatten der berühmten und beliebten Stadtmauer von Visby, aber wer vom Krankenhaus zu Fuß in die Stadt kommt, wird sie nicht übersehen können: die S:t Görans Kirchenruine.
Die nördlich der Stadtmauer Visbys gelegene Kirchenruine war einst Teil eines Spitals für Lepra-Kranke und so verwundert es nicht, dass die Anlage bewusst außerhalb der Stadt errichtet wurde. Denn Lepra ist ansteckend und so durfte kein Erkrankter in die Nähe gesunder Menschen kommen. Die Kirche soll die größte Hospitalkirche in Nordeuropa gewesen sein. Zur Kirche gehörte auch ein großer Friedhof.
Man weihte die Hospitalkirche dem Heiligen St. Göran (Georg), der hatte einst feuerspeiende Drachen besiegt und galt als der Schutzpatron der Lepra-Kranken.
Offenbar versorgten keine Bürger aus Visby die Erkrankten, sondern Menschen aus dem Umland.
Das Gotteshaus und das Hospiz entstanden im 13. Jahrhundert. Es gibt aber Untersuchungen, die einige Ausgrabungen dem 11. Jahrhundert zuordnen. Die Architektur unterscheidet sich grundlegend von den anderen Kirchenhäusern auf Gotland, diese hier hat zwei Kirchenschiffe,
Lepra wurde zu dieser Zeit als Aussatz bezeichnet. Da man eben die von Lepra befallenen Menschen aussetzte, um sich und die Gesellschaft zu schützen, entstand dieser Name. Die Krankheit galt bis ins 19. Jahrhundert für unheilbar, meist starben die Kranken dann an Tuberkulose, welche die geschwächten Menschen befiel.
Für Lepraerkrankungen auf Gotland gibt es unterschiedliche Erklärungen, zum Teil wird die Übertragung durch die Kreuzzüge und die Seefahrt vermutet, zum Teil lag sie aber auch an Unterernährung und mangelnder Hygiene. Auch heute kommt diese Krankheit, wenn auch extrem selten, in Europa vor, ist aber mittlerweile in langwierigen Therapien heilbar. Aussatz ist eine schwerwiegende Hautkrankheit, welche das Immunsystem schwächt und den Körper zunehmend völlig entstellt.
Die Lepra-Erkrankungen verschwanden in Europa im 16. Jahrhundert ohne offensichtlichen Grund. Nur ein paar wenige isloierte Orte konnten noch betroffen sein. Gotland war von der Krankheit aber nun befreit. Das Lepra-Hospiz wurde im Jahr 1542 geschlossen, doch wurde der Frieddhof bis etwa 1850 genutzt. Denn der Lepra folgte in den Jahren 1711 und 1712 die Pest und um 1850 eine Cholera-Epidemie.Vom Krankenhaus und auch vom Friedhof ist nichts mehr erhalten. An der Nordseite der Kirche sind aber noch ein paar verlorene alte Grabsteine zu entdecken. Unweit des damaligen Krankenhauses steht heute ein hochmodernes Hospital, daß regelmäßig, täglich, aufgrund der Insellage von Hubschraubern angesteuert wird, um Patienten von See zu bringen oder sie aufs Festland zu verlegen.
Heute ist die Kirchenruine von innen für die Allgemeinheit gesperrt, jedoch kann sie ganz entspannt von außen besichtigt werden. In Sichtweite und nur wenige Fußminuten entfernt steht die Stadtmauer von Visby.
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Der wörtlichen Übersetzung nach stimmt es, aber halt nicht dem Sprachgebrauch nach. Dann wären genau genommen sämtliche Visbyer Kirchen, außer dem Dom, ödekyrkor 😉
Die Bezeichnung in der Überschrift “ (S:t Görans Ödekyrka)“ stimmt nicht ganz. Ödekyrka heißen nur drei Kirchen auf Gotland: Bara, Ganns und Ellinghems ödekyrka. Die Bezeichnung im Text ist richtig: S:t Görans kyrkoruin/Kirchenruine oder S:t Görans ruin/Ruine.
Ansonsten sehr schön ausführlich erklärt.
Freundliche Grüße
M. Schmelzer
Das ist grundsätzlich richtig und der Form halber habe ich das korrigiert. Allerdings würde unabhängig von der offiziellen Bezeichnung „ödekyrka“ zutreffen, da es übersetzt steht für „verlassene Kirche“.