Der Nord-Ostsee-Kanal – mitten durch Schleswig-Holstein
Der Nord-Ostsee-Kanal ist die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Er bildet einen ganz eigenen Kosmos quer durch Schleswig-Holstein. Der Nord-Ostsee-Kanal führt vom moorigen Flachland der Nordsee bis ins hügelige und bewaldete Gebiet an der Ostsee. In Teilen folgt der NOK der Eider, die mit ihrem Kanal der Vorläufer dieser Wasserstraße war.
So hat der Nord-Ostsee-Kanal viele Gesichter. Er kann sehr romantisch sein. Wenn die Sonne auf- und auf der anderen Seite wieder untergeht. Er kann ganz mystisch sein, wenn sich mystisch kraftvoll mit dumpfen Brummen ein großes Frachtschiff durch den Morgennebel seinen Weg bahnt. Er lädt ein. mit seinen zahlreichen Ausflugsorten, mit den zahlreichen Cafés, Restaurants und Wohnmobil-Stellplätzen. Sportlich ist er zu entdecken mit dem Fahrrad.
Die eigentliche Aufgabe des Nord-Ostsee-Kanal ist die Funktion einer günstigeren Frachtroute in den baltischen Raum. Meist von Rotterdam, Bremerhaven oder Hamburg. Als Alternative zur Umrundung Norddänemarks mit seinem markanten und wilden Skagerak soll der Nord-Ostsee-Kanal eine sichere und kürzere Verbindung in den Ostseeraum bieten.
Nach etwa fünf entbehrungsreichen Jahren wurde der Nord-Ostsee-Kanal als Kaiser-Wilhelm-Kanal im Jahr 1895 eingeweiht. Er durchschnitt Straßen und Landschaften und sogar ganze Orte. Heute überwinden 10 Brücken, zwei Tunnel und 14 Fähren diese Trennung, die zugleich zahlreiche Zuzügler aus ganze Europa nach Schleswig-Holstein brachte. Maurer, Schmiede, Landarbeiter, einfache Arbeiter- etwa 9000 Menschen schufteten jeden Tag 10 bis 12 Stunden.
Sie gruben von Hand, verlegten Gleise für die Bagger und Loren, mauerten Fundamente für die Brücken oder entwässerten das Land. Viele verloren dabei ihre Gesundheit und auch ihr Leben.
Viele auch international angesehene Innovationen wurden mit dem Nord-Ostsee-Kanal Realität und Vorbild für vergleichbare Bauten. So verfügt der Nord-Ostsee-Kanal über eine der größten Eisenbahnbrücken in Europa. Diese steht in Rendsburg und war einst bekannter als der Eifelturm. Mit einer Durchfahrtshöhe von 42 Metern und ihren langen Anfahrtsrampen hat sie eine stolze Länge von 2.200 Metern und ist zu einem der wichtigsten Wahrzeichen in Schleswig-Holstein geworden.
Und ebenso spannend sind die zwei Schleusenanlagen des Nord-Ostsee-Kanal. Sie gehören zu den größten Schleusenanlagen der Welt. Nach über 100 Jahren sind immer noch alle Schleusen in Betrieb. Auch die Schwebefähre gibt es nur sieben weitere Male. Da wäre auch noch der Beruf des Kanalsteuerer, den es nur hier am Nord-Ostsee-Kanal gibt. Jüngstes Beispiel der Besonderheiten ist der härteste Ruder-Marathon der Welt- der 12,5km lange Schleswig-Holstein-Netz-Cup der Ruderer in Rendsburg.
Man kann die Schiffe vom kleinen Sportboot über die Frachter bis hin zu den riesigen Kreuzfahrtschiffen an vielen Plätzen des Nord-Ostsee-Kanal bestaunen. Sicherlich ebenso selten wie die vielen Innovationen des NOK selbst ist die Schiffsbegrüßungsanlage. Hier erfährt man die grobe Daten über das durchfahrende Schiff, welches anschließend mit der entsprechenden Nationalhymne begrüßt wird.
Anders kann man den Nord-Ostsee-Kanal ganz intensiv mit dem Fahrrad erkunden. Die einfache Strecke ist 100km lang. Möchte man die mit dem Nord-Ostsee-Kanal verbundenen Orte abseits entdecken, bietet sich die NOK-Route an. Sie hat eine Länge von insgesamt 325 km und kann in mehreren Etappen absolviert werden. Mittlerweile gibt es zahlreiche Anbieter von organisierten Touren.
Nicht, dass es dem Nord-Ostsee-Kanal an Sehenswürdigkeiten mangeln würde gibt es dennoch eine weitere Besonderheit. Die einzige Badestelle am Nord-Ostsee-Kanal mit kleinem Strand ist eine Bucht bei Hochdonn.
Am Anfang und am Ende der Tour entlang des Nord-Ostsee-Kana steht jedoch ein Besuch der riesigen Schleusenanlagen. In Kiel gibt es eine schöne Aussichtsplattform mit Blick auf die Schleusen. In Brunsbüttel öffnet ein Museum zur Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals direkt an der Schleusenanlage.
Übrigens: Innerhalb des Nord-Ostsee-Kanal fließt Süßwasser. Denn der NOK bezieht sein Wasser weder aus der Ostsee noch aus der Nordsee. Unzählige Siele und Flüsse, vornehmlich aus der Eider-Treene-Sorge-Region, versorgen den Nord-Ostsee-Kanal. Der verhindert mit diesem ausgeklügelten System, dass halb Schleswig-Holstein im Morast versinkt.
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