Der Leuchtturm Lindesnes fyr ist wohl der südlichste norwegische Leuchtturm auf dem Festland. Abbildungen auf vielen Kalendern haben ihn zu einer kleinen Berühmtheit gemacht und so zält nicht nur die Landstraße 44 zu den schönsten Ferienstraßen Norwegens, auch der Leuchtturm Lindesnes fyr ist einer der Orte, in denen man sich nur verlieben kann. 

Leuchtturm Lindesnes fyr – am südlichsten Punkt in Norwegen

Auf dem südlichen Skogfjordvejen, einer gut ausgebauten Straße, biegen wir bei Vigeland auf die Landstraße 460 nach Süden ab.  Die Abfahrt ist aum zu verfehlen, mitten auf dem Kreisverkehr in Vigeland steht er, der rot-weiße Leuchtturm, allerdings als Modell des südlichen Originals. Von hier geht es die nächsten 28 Kilometer überwiegend entlang der nahen Nordseeküste, vorbei an so manchem kleinen Fischerort, der in Versuchung führt, anzuhalten. Man muss sich entscheiden, wenn man noch andere Ziele in Norwegen ansteuern will wie wir es eben vorhaben.

Fest eingeplant ist der Leuchtturm Lindesnes fyr, der in der Hauptsaison durchaus Scharen von Touristen anzieht. Etwa 100.000 Menschen werden auch in diesem Jahr wieder erwartet. Wir sind außerhalb des Trubels hier und sind schon bei der Anfahrt leise verzaubert von dieser lebendigen und ursprünglichen Landschaft, der durch Wind und Wellen geformten rauhen Küste und natürlich dem rot-weißen Leuchtturm Lindesnes fyr. Hier also ist das Südkap von Norwegen.

Souvenir, Souvenir, Souvenir und einen Café in der Felsenhalle

Ein kleines Maschinenhaus und die Wohnungen der Leuchtturmwärter dürfen natürlich nicht fehlen. Einmal mehr wird die Kunst der Architektur in Norwegen sichtbar, die immer wieder auf beeindruckende Art die schroffe Natur, Tradition und Moderne verbindet. In diesem Fall in der  Felsenhalle mit ihrer gen Süden ausgerichteten Glasfassade, im Norden tatsächlich in den Felsen hinein gebaut.

Bereits im Jahr 2004 funktionierte man das Areal als Leuchtturmmuseum Lindesnes fyr um, immerhin entstand an diesem Ort das erste Leuchtfeuer Norwegens, aber dazu später mehr.

Lindesnes fyr, norge, Kodak Ektar, Leica Elmarit M 2.8 28 asph.

Lindesnes fyr, norge, Kodak Ektar, Leica Elmarit M 2.8 28 asph.| © mare.photo

An diesem Ort gibt es alles, was man mit einem Leuchtturm in Verbindung bringen kann- Ausstellungen in den einzelnen Gebäuden, ein Museumsshop, ein kleines Café und natürlich die Besichtigung des Leuchtturmes mit einer grandiosen Aussicht.

Eigentlich stehen hier ja zwei Leuchtfeuer, denn in direkter Nachbarschaft befindet sich der Vorgänger aus dem Jahr 1822, der hier bis 1915 seinen Dienst tat. Dann wurde er von dem heutigen Leuchtturm Lindesnes fyr abgelöst.

Die ganze Geschichte des Leuchtturm Lindesnes fyr

Lindesnes fyr, norge, Kodak Ektar, Leica Elmarit M 2.8 28 asph.

Lindesnes fyr, norge, Kodak Ektar, Leica Elmarit M 2.8 28 asph.| © mare.photo

Schon im Mittelalter nutzten die Handelsschiffe die zahlreichen natürlichen Häfen entlang der norwegischen Küste. Die See kann in diesem Gebiet äußerst rau werden und ist doch seither eine der wichtigsten Seewege Nordeuropas.  An der Verbindung zwischen Skagerak und Nordsee sinken immer wieder Schiffe, weil sie auf die vielen kleinen Felsen laufen. Das Gebiet um Lindesnes ist unter den Seefahrern sowohl als gefährliches Seegebiet berüchtigt wie auch als schützende Landzunge beliebt.

Das erste norwegische Leuchtfeuer in Lindesnes

Zu dieser Zeit waren Teile Norwegens unter dänischem Einfluss. Und so war es der dänische König Fredrik III, der am 18. Juli 1655 ein Leuchtfeuer auf Lindesnes erlaubte. Finanziert wurde der Betrieb aus der Hafensteuer zwischen dem schwedischen Bohuslän und dem norwegischen Bergen. Im folgenden Herbst sollte es in betrieb gehen und so sandte man vier Schiffe aus, um Baumaterial und Kohle herzubringen. Doch die Fahrten dauerten unverhältnismäßig lange und so entschied man sich zunächst für ein Provisorium.

Man baute einen Holzturm mit drei Ebenen, setzte Bleiglas in die Wände und entzündete 30 Kerzen. Doch das Licht war zu schwach, um bei schlechter Sicht überhaupt wahrgenommen zu werden. Also setzte man auf das ursprüngliche geplante Kohlenfeuer, doch auch dieses Licht war nicht weit genug zu erkennen. Damit war das erste Leuchtfeuer auf Lindesnes gescheitert und seine Einstellung schon nach einem Betriebsjahr besiegelt.

Das zweite Leuchtfeuer auf Lindesnes

Ganze 69 Jahre und viele Schiffbrüche später setzte man am 01. Februar 1725 das zweite Leuchtfeuer in Gang. Diesmal bestand es aus zwei Kohlefeuern, das zweite wurde weiter westlich, in Makoy platziert. So war eine Verwechselung mit dem Leuchtfeuer im dänischen Skagen ausgeschlossen. Die beiden Leuchtfeuer verbrauchten allerdings Unmengen an Kohle, weil sie jeweils aus offenen Feuertöpfen bestanden, die man auf die Felsen installierte.

Das dritte Leuchtfeuer auf Lindesnes

Der Betrieb der beiden nahe zueinander liegenden Leuchtfeuer in Lindesnes und Makoy war irgendwann nicht mehr zeitgemäß, die Seefahrer hatten auf ihren Fahrten von Weiterentwicklungen berichtet und so baute man in Lindesnes ein neues und modernes Leuchtfeuer. Ab 1822 kamen die Kohlefeuer nun in geschlossene Systeme, was deutlich an Brennstoff einsparte. Dazu baute man feste Fundamente mit geschlossenen Laternen und Rauchabzügen, um die Klarheit des Lichtscheines zu verbessern.

Im Jahr 1844 wurde das Leuchtfeuer in Makoy abgerissen und in die Verglasung des Leuchtfeuers Lindesnes setze man nun erstmalig eine Projektionslinse ein, die das Licht bündeln und weiter auf die See hinaus tragen würde. Alsbald setzte manab 1854  nun auf eine mit Paraffin befeuerte Lampe und konnte fortan auf den Kohlebetrieb verzichten. Immerhin hatte man die Kohle aufwendig von England her geschifft.

Das heutige Leuchtfeuer

Lindesnes fyr, norge, Kodak Ektar, Leica Elmarit M 2.8 28 asph.

Lindesnes fyr, norge, Kodak Ektar, Leica Elmarit M 2.8 28 asph.| © mare.photo

Der heute vorzufindende Leuchtturm Lindesnes fyr ging im Jahr 1915 in Betrieb. Zunächst hatte man parallel den gußeisernen Turm gebaut und dann die bisher genutzte Linse aus dem alten Feuer ausgebaut und hier integriert. Nur fünf Jahre später kam das Maschinenhaus hinzu, ebenso ergänzte man das Leuchtfeuer um ein Nebelhorn.

Bis ins Jahr 2003 gab es Leuchtturmwärter, dann wurde der Betrieb im Leuchtturm Lindesnes fyr automatisiert. Doch bereits 1992 gründete man eine Stiftung, um die Anlage auch der Nachwelt zu erhalten und für Besucher zu öffnen.

Seit dem Jahr 2004 ist der Leuchtturm Lindesnes fyr mit seinem ebenso erhaltenen Vorgänger aus dem Jahr 1882 das erste Leuchtturmmuseum und zugleich die nationale Hauptstelle für das nationale Leuchtturmmuseum.

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