Die St. Nikolai Kirche am Südermarkt – (evangelische) Kirchen in Flensburg
Die St. Nikolai Kirche am Südermarkt gehört zu den drei evangelischen Hauptkirchen in Flensburg und ist mit seinen 12 Säulen eines der schönsten sakralen Bauwerke. Vor über 600 Jahren mit seiner prächtigen Stufenhalle erreichtet geht der tatsächliche Ursprung dieser Kathedrale bis ins Jahr 1390 zurück.
Die Backsteingotik verleiht dieser Kathedrale eine zeitlose Eleganz, während sie mit ihren sieben Jochen und drei Schiffen eine majestätische Aura ausstrahlt.
Vor über 600 Jahren von frommen Händlern und Kaufleuten am zweiten Marktplatz unserer Stadt erbaut, ist St. Nikolai nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Ort der Einkehr und Besinnung. Die kunstvollen Holzschnitzereien an der Kanzel erzählen eine Geschichte von Hingabe und Glauben, während der nordische Hochbarockaltar die Sinne mit seiner Schönheit berührt.
Doch das Herzstück dieser Kirche ist zweifellos die Orgel – ein wahrhaft einzigartiges Instrument im gesamten nordeuropäischen Raum. Der majestätische Orgelprospekt und die sanften Klänge verzaubern Besucher aus aller Welt. Hier können Sie in den Gottesdienst eintauchen, Kultur erleben oder einfach Momente der Ruhe und des Gebets genießen.
St. Nikolai öffnet seine Türen als „offene Kirche für die Stadt“, empfängt seine Besucher sieben Tage die Woche von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Ganz gleich, welcher Glaubensrichtung man angehört oder welcher Religion man folgt, die Türen der St. Nikolai Kirche in Flensburg stehen für jeden offen. Denn St. Nikolai ist mehr als nur ein Gebäude – es ist ein Ort des Miteinanders, des Respekts und der gemeinsamen Spiritualität.
Der Name St. Nikolai trägt die Geschichte des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra, dem Schutzpatron von Seefahrern, Kaufleuten, Kindern und Hungernden. Sein Erbe lebt in den Mauern dieser Kirche weiter, und wir lädt ein, Teil dieser lebendigen Geschichte zu werden.
Die ganze Geschichte von St. Nikolai in Flensburg
Der Bau dieser dreischiffigen Stufenhalle begann um das Jahr 1390 und setzte sich bis 1440 fort. In majestätischen Ausmaßen erstreckt sich das Bauwerk über 52 Meter in der Länge und 21 Meter in der Breite, ausgerichtet gen Osten. Die Seitenschiffe werden von imposanten runden Backsteinpfeilern getrennt, die den Blick sanft zum Altar leiten.
Ein faszinierender optischer Effekt entsteht: Es scheint fast, als ob sich vor den Stufen des Altarraums ein Querschiff erstrecke, doch in Wahrheit weiten sich nur die Pfeilerabstände aus. Die ersten vier Gewölbejoche, erbaut von 1390 bis 1440, sind kürzer als die späteren Abschnitte (1440 bis 1480). Das Gewölbe über dem Altarraum und dem freien Raum vor den Stufen zeigt beinahe quadratische Proportionen, während das letzte Joch wiederum verkürzt ist. Die Gipfelhöhe des Gebäudes erreicht stolze 40 Meter.
Der Kirchturm erhebt sich in einer stattlichen Höhe von 90 Metern und zählt zu den höchsten in Schleswig-Holstein sowie zum höchsten in Flensburg. Ein neugotischer Turmaufsatz wurde errichtet, nachdem der ursprüngliche gotische Turmhelm 1878 einem Blitzschlag zum Opfer fiel. Seitdem schwingen im Turm drei Stahlglocken des Bochumer Vereins, als Ersatz für die 1871 geschmolzenen Glocken (Glockengießer Jauck in Leipzig), die dem Brand zum Opfer fielen. Seit 1909 befindet sich im Turm auch ein Glockenspiel aus 17 Glocken, gegossen von M & O Ohlsson in Lübeck. Der Legende nach sollen die Kirchenglocken von St. Nikolai „Bürgermeister und Rat“ rufen, während das Flensburger Rathaus in unmittelbarer Nähe liegt.
Aufgrund ihrer einzigartigen Gestalt wurde diese Kirche im Jahr 2018 in die europäische Route der Backsteingotik aufgenommen
Die Ausstattung der Flensburger St. Nikolai Kirche am Südermarkt
Der Altar: Von künstlerischem Glanz erfüllt, erwartet Sie hier ein Altar, der 1749 von Margarethe Cäcilie Valentiner gestiftet wurde, der Witwe von Wilhelm Valentiner. Dieses Meisterwerk präsentiert eine harmonische Verschmelzung von spätem Barock und Rokoko – ein wahrhaft seltenes Beispiel für die Wandlung der Stile.
Das Hauptbild, geschaffen von einem namenlosen Künstler, entführt uns in die Szene der Auferstehung. Ein beeindruckendes Gemälde, das die Kraft und Hoffnung der Wiedergeburt verkörpert. Direkt darunter wird das letzte Abendmahl auf eine Weise dargestellt, die den Betrachter in die bedeutsamen Augenblicke der Bibelgeschichte eintauchen lässt.
Was diesen Altar so bemerkenswert macht, sind die lebensgroßen Tugenden – Glaube und Hoffnung – die das Hauptgeschehen flankieren. Ihre Präsenz vermittelt die Werte, die über die Jahrhunderte hinweg inspirieren. Die Auferstehung von B. Nolde, von riesenhaften gedrehten Säulen gerahmt, ist das Herzstück, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ornamente schmücken das Gebälk, während Posaunenengel, Putten und Rocaille in asymmetrischer Anordnung die Szenerie krönen, um ihr eine fast himmlische Aura zu verleihen.
Das Taufbecken: Das Taufbecken, das aus Bronze gemacht ist, wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts hier in Flensburg hergestellt. Es gibt ähnliche Taufbecken in anderen Kirchen wie der Marienkirche in Flensburg, der St.-Nicolai-Kirche in Eckernförde und der Marienkirche in Haderslev.
Die Orgel von St. Nikolai in Flensburg
St. Nikolai beherbergt eine einzigartige „Doppelorgel“ auf der Sängerempore, die weltweit einzigartig ist. Diese außergewöhnliche Orgel besteht aus zwei Instrumenten, die von 1997 bis 2009 von dem Orgelbauer Gerald Woehl aus Marburg geschaffen wurden. Das historische Gehäuse beherbergt die Schnitger-Orgel, während sich dahinter die Symphonische Orgel befindet.
Die Geschichte der Orgel reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Ursprünglich von Nikolaus Maaß im Auftrag von König Christian IV. von Dänemark erbaut, wurde sie später von Arp Schnitger in den Jahren 1707 bis 1709 zu einem barocken Orgelwerk umgebaut und erweitert. Im Laufe der Zeit wurde die Orgel mehrfach umgestaltet und erweitert, bis in den 1990er Jahren klar wurde, dass eine umfassende Erneuerung notwendig war.
Die beeindruckende Orgelfassade stammt aus der Renaissance und wurde von Heinrich Ringerink zwischen 1604 und 1609 geschaffen. Sie wurde in einem kunstvoll geschnitzten und bemalten Gehäuse untergebracht. Die Restaurierung des Prospekts erfolgte in den Jahren 1997 bis 2004, wobei die ursprüngliche Farbgebung von 1609 wiederhergestellt wurde.
Die Schnitger-Orgel im historischen Gehäuse wurde gemäß der Disposition von 1707/1709 rekonstruiert. Mit drei Manualen und Pedal, mechanischer Spieltraktur und Koppeln, verleiht sie St. Nikolai einen unverwechselbaren Klang. Die Spielanlage befindet sich am Hauptwerksgehäuse auf der alten Orgelempore von Ringerink.
Die Symphonische Orgel mit Fernwerk:
Hinter der Schnitger-Orgel verbirgt sich die Symphonische Orgel mit einem romantischen Klangbild. Sie hat einen separaten Spieltisch mit vier Manualen und Pedal, der auf der Sängerempore steht. Die Verbindung zwischen den Tasten und den Pfeifen (die sogenannte Traktur) sowie die Verbindung der Register sind mechanisch, während die Registerauswahl elektrisch gesteuert wird. Das Solowerk, ein Teil der Orgel, befindet sich über dem Hauptgehäuse.
Von der Symphonischen Orgel aus wird auch das Fernwerk angesteuert, das auf dem Dachboden über dem Chorraum positioniert ist – etwa 30 Meter über dem Boden. Trotz der Entfernung von etwa 50 Metern zur Orgel erzeugen spezielle Öffnungen oberhalb des Altarraums auf der rechten Seite den Klang. Das Fernwerk wurde größtenteils mit historischem Material aus dem Jahr 1920 erbaut.
Ursprünglich begonnen, aber aufgrund der damaligen wirtschaftlichen Situation nicht fertiggestellt, wurde es später im Laufe der 1930er Jahre abgebaut und für eine spätere Vollendung eingelagert. Mit vorhandenen Windladen und Pfeifenwerk wurde das Fernwerk wieder zum Leben erweckt. Die Steuerung erfolgt elektrisch über Lichtleitertechnik von der Symphonischen Orgel aus.
Die Kirchenbibliothek
Die Kirchenbibliothek wurde im Jahr 1580 von Pastor Sebastian Schröder (1541–1593) ins Leben gerufen. Über viele Jahrhunderte hinweg fand sie ihren Platz im großen Bücherschrank über dem südlichen Eingangsbereich der Kirche, wo sie auch heute noch zu finden ist. In dieser Bibliothek sind 35 Inkunabeln aus früherem Klosterbesitz enthalten.
Zwischen 1817 und 1834 wurde die Bibliothek vorübergehend in die Gymnasialbibliothek des Alten Gymnasiums verlegt. Dann, ab 1908, wurden 323 Bücher im Flensburger Museum aufbewahrt. Seit 1991 wird die gesamte Bibliothek gemeinsam mit der Propsteibibliothek und der Gymnasialbibliothek als Depositum in der Flensburger Leihverkehrs- und Ergänzungsbibliothek aufbewahrt.
Geschichte vom alten Kirchhof
Der ursprüngliche Kirchhof wurde nach 1813 aufgegeben. Anschließend wurde auf dem westlichen Stadtfeld der heutige Alte Friedhof eingerichtet. Südlich des Turms befindet sich das Organistenhaus und nördlich die alte Schule, die an die Kirche angebaut sind.
Ursprünglich war die Kirche von einer Reihe von Häusern (Südermarkt 17–19 und westliche Häuserzeile von Katsund) getrennt, die sich zwischen Südermarkt und Holm erstreckten. Diese Häuser wurden jedoch 1898 abgerissen. In den 1970er Jahren wurde an ihrer Stelle eine Tribüne mit einem Kiosk und Toiletten im Untergeschoss errichtet.
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