Die Bienen haben es in unserer modernen Welt nicht leicht. Wir debatieren über Pflanzengifte- erschreckenderweise sogar im eigenen Garten und den Kommunen, halten unseren Rasen so unnatürlich perfekt, dass er keinen Lebensraum für die kleinen, aber so lebenswichtigen Tiere bietet, müssen angestrahlte Gebäude und durch die Nacht sich aufdrängende Leuchtreklamen dulden, die den Tieren jegliche Orientierung nehmen und sie killen und sind so satt und fett, dass wir zu denkfauf sind, zu kapieren, dass ohne Biene, Hummel und Co selbst unsere eigene Ernährung gefährdet ist.

Wie wichtig die Biene ist, das war offenbar den Menschen vor Hunderten Jahren klar, als die Wildbiene noch nicht vorm Aussterben bedroht war. So hat uns beim Besuch des Ratzeburger Doms an desssen Außenmauer eine Entdeckung tief berührt: der Lorcher Bienensegen.

Es ist ein Ansatz und ein Hinweis, wie wichtig richtiges Engagement unserer Kirchen sein kann, auch, wenn es manchmal noch so klein und symbolisch ist.

Bienensegen

Christ, der Bienenschwarm ist hier draußen!
Nun fliegt, ihr meine Bienen, kommt.
Im Frieden des Herren, unter dem Schutz Gottes
kommt gesund zurück.

Sitzt, sitzt, Bienen.
Der Befehl kommt von der Jungfrau Maria.
Ihr habt keinen Urlaub.
Fliegt nicht in den Wald.

Weder sollt ihr von mir entgleiten.
Oder vor mir flüchten.
Sitzt im absolut Stillen
und erfüllt Gottes Willen.

Geschichte des Bienensegens

Der Lorscher Bienensegen ist eine der ältesten Dichtungen in der deutschen Sprache. Sein Ursprung liegt wohl im mittelrheinischen oder oberrheinischem Raum. Er findet seinen Bezug zur Bibelstelle aus dem 2. Korinther 12, 2ff und wurde deshalb fälschlicherweise dem Apostel Paulus zugeschrieben. Er stammt augenscheinlcih aus dem 10. Jahrhundert. Das Original liegt heute in der Bibliothek des Vatikans. Der Segen sollte wohl das Bienenvolk zu seinem Stock rufen. Offenbar gibt es Parallelen zum englischen Bienensegen.

Englischer Bienensegen ( ins Deutsche übersetzt)

Zu einem Bienenschwarm bring Erde, wirf sie mit
deiner rechten Hand von unterhalb deines rechten Fußes und sprich:
Greife ich unter den Fuß, so finde ich es.
Ja, die Erde hat Macht über jedes Wesen
und über den Ärger und über die Vergeßlichkeit
und über die Zunge des mächtigen Mannes.
Und nun wirf Sand über sie, wenn sie
schwärmen, und sprich:
Setzt euch, ihr Siegfrauen, kommt herunter zum Land.
Niemals fliegt ihr wild zum Wald. Ihr Bienen bedenkt, zu meinem Wohle
so wie jeder Mann es erwartet, dass er sein Fleisch und sein Erbe erhält.

Brot für die Welt – Bienen fürs Volk

So unerwartet uns die Bienen am  Ratzeburger Dom empfangen und berührt haben, so könnten sie doch vielleicht Vorbild sein, genau so einen Bienenstock mit eine Segen an die zahlreichen Kirchen und Friedhöfe zu setzen und Imker oder junge Menschen als ehrenamtliche Paten zu gewinnen. Es wäre ein sichtbares Zeichen, wie ein kleines und machbares Stück Verantwortung für unsere Umwelt ganz praktisch gelebt werden könnte. Denn immerhin, die wilde Biene, sie ist vom Aussterben bedroht. In Afrika sorgt Brot für die Welt für die Ansiedlung von Bienen, weil die Menschen dort hungern. Hier könnte die Kirche die Bienen ansiedeln, dass wir nicht eines Tages hungern.

Aber wenn jeder von uns, in seinem Garten und auf dem Balkon, nur eine kleine Fläche mit wilden Blumen, die Blühen, erschafft, so ist das ein Anfang und ein wichtiger und schöner Beitrag. Die Kleinen sind manchmal die wirklich Großen.

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