Abschied vom einstigen Stolz des Nord-Ostsee-Kanals: Die Levensauer Hochbrücke

Eine der letzten Brücken aus der Gründerzeit des Nord-Ostsee-Kanal ist die über 100 Jahre alte Levensauer Hochbrücke. In dem Bereich der Levensauer Hochbrücke befindet sich dadurch die letzte Engstelle des Nord-Ostsee-Kanal, die nun beseitigt wird. Und so muss die Levensauer Hochbrücke in Kürze einem Neubau weichen. So außergewöhnlich diese Bogenbrücke ist, so kommt man wohl kaum auf die Idee, sie mit einer Brennweite von 75mm zu fotografieren. Aber wir wollen ausprobieren, ob man mit einer Brennweite, die weder Normalobjektiv noch Teleobjektiv ist, ein solches Bauwerk portraitieren kann. Dazu setzen wir das moderne Leica SL APO 1:2 75mm asph. ein und gehen auf Erkundungstour.

Wir haben eine Vorliebe für altes Eisen, für simple Mechanik und schöne Konstruktionen. Und so ist es wenig verwunderlich, mit der Leica M bevorzugt zu fotografieren. Ein Kamerasystem, was in etwa so alt ist wie die Levensauer Hochbrücke. Diese muss bald einem modernen Neubau weichen, sie wird größer, länger und zeitgemäßer. 

Auch in der Kameratechnik hat sich seitdem viel getan. Vom Sinn und Unsinn mancher Entwicklungen möchten wir gar nicht reden. Denn die Technik von damals, sie funktioniert einfach und ist sichtbar nachvollziehbar. Und doch haben wir uns ergänzend für eine moderne Leica SL entschieden und setzen dazu das Leica SL APO Summicron 1:2 75mm asph. ein. Um den Sensor zu schonen, möchten wir möglichst auf häufige Objektiv- Wechsel verzichten. Aber wie universell können wir eine Brennweite von 75mm einsetzen für Bereiche, die man mindestens mit einem Normalobjektiv, in der Regel aber mit einem Weitwinkelobjektiv fotografieren würde?

Es gibt Bauwerke, die fallen erst auf, wenn ihre Tage gezählt sind. So geht es einigen Menschen in dieser Umgebung, die die Levensauer Hochbrücke am liebsten erhalten werden. Aber der Zeitplan steht und die Arbeiten für die Erweiterung des Nord-Ostsee-Kanal haben unaufhaltsam begonnen. Bald werden riesige Bagger die Böschung der verbliebenen Kanal-Enge beseitigen. Zahlreiche Häuser und eine kleine Straße müssen dafür zusammen mit der Levensauer Hochbrücke weichen.

Aber noch rollt der Zug nach Gettorf über den Kanal und auch Fußgänger und Radfahrer, die nicht über die neue parallel verlaufende Charme- befreite Betonbrücke können oder möchten. Genauso auch Auto- und Motorradfahrer, welche die Langsamkeit dieses Weges schätzen und genießen und den schönen Ausblick auf den Nord-Ostsee-Kanal erleben möchten.

Die Levensauer Hochbrücke hat sich in ihrer Zeit immer wieder verändert, wurde den Gegebenheiten angepasst und hat mit jeder Entwicklung ein Stück ihrer Anmutung eingebüßt. 

Eine Ansammlung von 10 Häusern nordwestlich der Brücke war ihr Namensgeber. Deren Name bezog sich wiederum auf den Fluss „Levensau“, welcher bis 1784 hier entlang floss, ehe er zum Eiderkanal umgebaut wurde.

Der Eiderkanal ging dann in den Kaiser-Wilhelm-Kanal auf. Die Levensauer Hochbrücke überspannte bereits 1893 den noch unfertigen Kanal mit einer Spannweite von 163 Metern und einer lichten Höhe von 42 Metern. Sie war somit die größte aller damaligen Kanalbrücken. Da durch die bogenförmige Konstruktion die lichte Höhe nur in der Mitte des Kanals erreicht wird, befindet sich heute hier die engste Stelle des Kanals.

Für Kaiser Wilhelm II. war es die schönste Brücke des Kanals. Ursprünglich bildeten vier Türme über den Widerlagern zwei Tore. So hatte die Brücke Platz für eine kleine Schenke und einen Bahnhof. Bis in die 1960er Jahre hielten hier noch Züge.

Im Jahr 1954 wurden Gleise und Fahrbahn voneinander getrennt und die Türme entfernt. Nur die Brückenköpfe mit ihren Widerlagern und die eisernen Bögen blieben erhalten. In den Widerlagern der Brücke überwintern alljährlich einige tausend Fledermäuse, darunter vor allem die „Großen Abendsegler“. Für diese Art ist die Levensauer Brücke das größte bekannte Winterlager Mitteleuropas. Im Zuge der Kanalerweiterung soll die Brücke im Jahr 2018 beginnend durch einen Neubau ersetzt werden, der sich in seiner Gestaltung an das jetzige Erscheinungsbild anlehnt.

Dabei soll die jetzige Brücke während des Baus als Gerüst für ihren Nachfolger dienen. Unter Berücksichtigung der Fledermauspopulation sollen deren Räume erhalten bleiben und gleichzeitig auch in Zukunft das Bauwerk tragen. Die Fertigstellung der neuen Verbindung wurde einmal für 2021 anvisiert. Aber da hat man die Rechnung ohne das Verkehrsministerium gemacht.

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