Der echte Norden: Komm her, Baby
Frech, einladend, humorvoll – statt spießig langweilig. Das Ganze noch inhaltlich füllen und unsere Regierung hat ein Programm für die nächsten zwei Wahlperioden. Wie wäre es mit dieser Alternative zum Slogan von Schleswig-Holstein „Der echte Norden“?
Der echte Norden– das verbinde ich mit Anzuggrauen Spießgesellen, die mehr Zahlen im Kopf haben als den Menschen. Nur, dass der Mensch die Zahlen bringt und keine Maschine. Ganze 10 Firmen haben sich bisher hinter diese Dachmarke geschlichen, sie sind sozusagen erfolgreich.
Aber was ist erfolgreich für unser Land? Wie definieren wir Erfolg? In Zahlen? Oder in Glück? Sind wir in Schleswig-Holstein erfolgreich, wenn trotz gestiegener Wirtschaftsleistung auch die Schere zwischen Arm und Reich nicht kleiner wird? Sind wir erfolgreich, wenn Paare aus finanziellen oder beruflichen Gründen keine Kinder haben wollen? Sind wir erfolgreich, wenn wir bei vermutlich behindertem werdenden Leben keine Alternative zu einer Abtreibung sehen? Sind wir erfolgreich, wenn Menschen jedes Jahr in mehr als 3000 Fällen in unserem Bundesland keine Alternative zu einer Abtreibung sehen?
Sind wir erfolgreich, wenn Einkaufszentren jeden Quadratmeter teuer vermieten, aber nicht einmal ein wenig Raum bieten, in dem Kinder mit ihren Eltern einfach mal zur Ruhe kommen können?
Sind wir erfolgreich, wenn sich das Bundesland Schleswig-Holstein lieber als Echt anstatt als fürsorglich und verantwortlich den Schwächsten unserer Gesellschaft sieht?
In Kungsbacka südlich von Göteburg haben wir ein Einkaufszentrum besucht und eine Lounge entdeckt. Eine Lounge nur für Babys mit Papa und Mama, zum Stillen, zum Wickeln, zum zur Ruhe finden. Ohne Musik, ohne Werbung, einfach nur ein Ruhepol. In einer Größe eines kleinen Shops. Hochwertig eingerichtet. Bei uns geht man mit einem Baby zum Wickeln auf die Behindertentoilette. Und muss dafür noch dankbar sein, wenn eine klappbare Ablage an der Wand montiert ist.
Wäre es nicht richtig toll, wenn wir es schaffen, dass Schleswig-Holstein den letzten Platz in der Statistik der Abtreibungen belegt? Wäre es nicht toll, wenn Familien ungestörte und einladende Räume vorfinden und Schleswig-Holstein sich zum Ziel setzt, das familienfreundlichste Bundesland zu werden? Wäre es nicht toll, wenn Schleswig-Holstein die meisten vom Leben weniger Beschenkten erfolgreich integriert und wir hier im Norden ein Selbstbewusstsein haben, in dem das Miteinander von Menschen mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen zur Selbstverständlichkeit wird?
Wäre es nicht toll, wenn Familien aus dem In- und Ausland ihre Zeit hier bei uns verbringen, weil sie spüren, dass hier alles für Kinder getan wird? Und wäre es nicht eine richtig gute Idee, Subventionen, die an reiche Firmen und an Luxushotels gehen, davon abhängig zu machen, wie uneigennützig, innovativ und großzügig Familien bevorteilt werden?
Zeit für einen echten Solgan anstatt „Der Echte Norden“. Zeit zu sagen: Komm her, Baby!
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