Der echte Norden – kein Plastik Meer
In Norwegen schwamm Ende Januar 2017 ein seltener und in der Region eigentlich kaum vorkommender Cuvier-Schnabelwal immer wieder in flaches Gewässer, um an Land zu kommen. Da das Tier sich nicht in tiefere Gewässer bringen ließ, erlöste man es. Denn in flachem Gewässer wäre es qualvoll an seinem Eigengewicht erstickt.
So ist es nicht weniger qualvoll fast verhungert und der Versuch, in flaches Gewässer zu kommen, zeigt seine letzte Verzweifelung. Kaum noch Fett auf den Rippen und nichts mehr im Darm, woran konnte das nur liegen.
Der Wal wurde obduziert und was dabei zutage trat, verschlug den Wissenschaftlern den Atem. Unmengen an Plastikmüll haben einen Pfropfen im Magen gebildet. Das Tier war nicht mehr in der Lage, Nahrung aufzunehmen, es muss endlos gelitten haben.
Eine Plastiktüte wiegt etwa 20 Gramm. In Deutschland werden jedes Jahr etwa Zwei Milliarden Tüten verbraucht. Für deren Produktion sind 100 Millionen Liter Erdöl erforderlich.
Pro Minuten landet vergleichbar eine LKW-Ladung Plastikmüll im Meer.
Auch in Deutschland strandeten 2016 16 Wale an der flachen Nordseeküste. Auch bei diesen Walen wurden erhebliche Mengen Plastik und Mikroplastik gefunden.
Im Jahr 2050, so schätzen Experten, soll es mehr Plastik als Tiere im Meer geben. Bereits jetzt befinden sich 140.000.000 Tonnen Plastikmüll im Meer, in Worten 140 Millionen Tonnen.
Schon jetzt ist der größte Plastikteppich auf dem Meer größer als unsere Bundesrepublik Deutschland. Von solchen Plastikteppichen gibt es fünf.
Und nein, es ist nicht weit weg. Und ja, auch unser deutscher Müll landet in den Meeren! Unser Titelbild haben wir in Süddänemark aufgenommen, wo Aktivisten immer wieder das an einzig dieser Stelle angeschwemmte Plastik zu einem Mahnmal bauen. Wie ignorant sind wir eigentlich?
Schleswig-Holstein behauptet sich in Superlativen rund um den Echten Norden. Und traurigerweise sind wir auch in einem nicht genannten Punkt Spitzenreiter: Wir produzieren so viel Müll wie sonst kaum jemand. Unsere ach so hochwertigen Kosmetika vom Duschgel bis zur Zahnpasta für blendend weiße Zähne sind voller Mikroplastik, der nicht geklärt werden kann und ungefiltert ins Wasser und so in die Meere gelangt.
Wir lieben unsere Plastikflaschen, weil sie so schön leicht sind und gefühlt ja mehr Pfand bringen. Wir kaufen lieber bei Aldi, Lidl und Co ein und haben Berge von Verpackungsmüll anstatt an der Frischetheke oder im Hofladen für ein paar Euro mehr ohne diese Verpackungswut einzukaufen. Wir nehmen unseren Coffee to go in Einwegbechern, anstatt uns einen Mehrwegbecher anzuschaffen und mitzunehmen. Wir nehmen beim Einkauf immer noch ganz gerne die Plastiktüte, auch, wenn sie jetzt ein paar Cent kostet. Wir lieben unsere schnelltrocknenden Fleecepullis und die warmen Fleecedecken, die bei jedem Waschgang ihr Mikroplastik in die Meere geben. Wir kaufen immer noch Präsente in überproportionaler Verpackung und lassen die frischen Blumen lieber in Folie als in Papier einschlagen….
Es gibt noch endlos viele Beispiele, mit denen wir uns an die eigene Nase packen können. Dabei gibt es Alternativen, wenn wir nur nicht so gleichgültig und faul wären.
Und da kommt mir der Gedanke, wie der großkotzige und seelentote Slogan vom Echten Norden endlich gegen einen sinnhaftigen und inhaltsstarken Denkanstoß ausgetauscht werden könnte.
Statt der kleingedachte „Der Echte Norden“ wünschte ich mir als eine echte Botschaft
Und mit diesen Slogan verbunden ein echtes Programm, für die Schulen, für den Tourismus, für Familienbildung, für die Kirchen, für die Gastronomie, für öffentliche Veranstaltungen. Und ja, auch für die Ärzte ohne Grenzen, das THW, die Welthungerhilfe, die UNO, wenn sie Lebensmittel und Getränke in Einwegflaschen und Einwegverpackungen in die armen Länder schickt. Das ist genauso kontraproduktiv, dumm und gefährlich. Lasst uns anfangen aufzuhören, weiter Tiere zu töten und die Umwelt zuzumüllen. Denn eines der schönsten Geschenke, die unser Land bekommen hat, sind unsere Meere. Zeigen wir endlich Respekt und lernen einen neuen, verantwortungsbewussten Lebensstil.
Und das in ganz eigenem Sinne: Denn schon jetzt landet dieser unser Plastikdreck wieder zurück auf unserem Teller, in Form von Fischfilet.