An Hamburg sollte sie sich messen, diese einmalig schöne Stadt an der Elbe, die das Zeug hat, Weltkulturerbe zu werden. Komplette Stadtbereiche stehen zu Recht unter Denkmalschutz und es macht Freude, diese malerische Kulisse zu entdecken und zu genießen.

Hochwürden, Christian IV., König von Dänemark, Herzog von Schleswig-Holstein, ich danke Ihnen. Sie waren schon ein wenig neidisch auf die Hansestadt Hamburg an der Elbe. Ziemlich verrückt waren Ihre Pläne und ob die Hamburger Sie wirklich ernst genommen haben? Wir haben noch Ihre Worte im Ohr, als sie meinten: „Dat schall glücken und dat mutt glücken und denn schall se ok Glückstadt heten!“ Verzeihen Sie mir, wenn ich es noch einmal für die Auswärtigen ins Hochdeutsche übersetze: Das soll glücken und das muss glücken und so soll sie Glückstadt heißen!

Genial, so einfach ist der passende Name gefunden. Und ich glaube, wer hier her findet, Hochwürden, den haben sie glücklich gemacht. Ich weiß genau, was Sie bezwecken wollten, Sie wollten Hamburg gewaltig Konkurrenz machen. Das ist Ihnen, da muss ich ehrlich sein, zum Glück nicht geglückt. Denn vielleicht hätte Glückstadt damit wieder veloren, was es durch Ihre Idee gewonnen hat – eine unbeschreibliche Schönheit und einen Charme, der seinesgleichen sucht. Danke, Hochwürden, Christian IV. von Dänemark, Herzog von Schleswig-Holstein!

Ja, das hätte ich ihm wohl im Nachhinein gesagt und die Glücksgöttin taucht guten Grundes im Wappen der Stadt auf. Zusammen mit der Gründungsurkunde verlieh der dänische König das Stadtrecht am 22. März 1617 an das und die zukünftige Glückstadt. Dem König war es jeden Material- und Personaleinsatz wert, als er die auf dem Reißbrett entworfene Stadt nach seinen Plänen bauen ließ. Im Stil der Renaissance führten auf Basis eines Sechseckes 12 Straßen vom zentral gelegenen Marktplatz zum Hafen und zu den umgebenden Wallanlagen. Das Sechseck wird aus der Luft sichtbar durch die Querstraßen an den Enden der Verbindungen. Die modernen Wallanlagen widerstanden erfolgreich als einzige Festung der weiteren Umgebung den Angriffen Wallensteins während des Dreißigjährigen Krieges.

Der König verteilte Vergünstigungen und Privilegien an reiche und geschäftstüchtige Bürger der Stadt und lockte jüdische und holländische Kaufleute mit besten Kontakten nach Glückstadt. Seine Rechnung ging auf, Glückstadt wurde eine erfolgreiche Handelsmetropole an der Elbe. Doch die vor dem Hafen immer größer werdende Sandbank störte die großen Handelsschiffe und so wurde Glückstadt für Hamburg ein eher unbedeutender Konkurent. Glückstadt hat sich herausgeputzt, als sei sie gestern erbaut worden.

Dabei stammen die meisten Gebäude im Zentrum noch aus der Gründerzeit und stehen mit dem historischen Stadtkern im Ganzen unter Denkmalschutz. Diese idyllische Stadt mit ihren 12.000 Einwohnern sucht ihresgleichen und so bekam sie auch den Titel „Anerkannter Erholungsort“ völlig zu Recht. Ach, man muss sich einfach treiben lassen durch diese hübsche Stadt.

Der verträumte Hafen, die malerischen Gassen, die Nähe zur Elbe und die anliegenden Elbmarschen, sie machen dieses Städtchen so endlos charmant. Ich liebe diese Stadt. Glückstadt zieht durch seine besondere Ausstrahlung seit einigen Jahren auch eine junge und lebendige Kunstszene heran.ichtbar wird dies in den abwechslungsreichen Galerien und Ausstellungen. Die Stadt alleine ist schon ein echtes Kunstwerk, die Kunst der jungen Generation aber prägt das kulturelle Leben.

Man darf in diese Stadt eintauchen, einfach mal so. Wie oft habe ich hier auf dem Heimweg einen Abstecher nach Glückstadt gemacht, habe irgendwo geparkt, bin gelaufen, habe mich gesetzt und vielleicht einen originalen Glückstädter Matjes probiert oder in einem der vielen Cafés mich einfach treiben lassen. Ich kann nur einladen, diese Stadt zu entdecken und zu erleben. Der Besuch wird unvergesslich bleiben.

Stadtkirche

Man muss die Kirche im Dorf lassen, denn mitten rein gehört sie hin. Da bin ich ganz konservativ. Sie ist Rückzugsort für Nachdenkliches und Besinnliches. Und sie hat diese Stadt begleitet durch all die Wirren, Bedrohungen, feierlichen Momente, Trauer, Freude, Abschied und Neubeginn. Das sollte man in Gedanken mitnehmen, wenn man diese Kirche betritt. So verkörpert auch diese Kirche Freude und Leid. Die Glücksgöttin Fortuna schmückt die schmale Turmhaube der Kirche genauso wie die Sturmflutmarke vom 07. Oktober 1756 an den Deichbruch erinnert, in dessen Folgen 200 Menschen ihr Leben verloren. Vielleicht tut es gut, den Ort der Stille bei aller Schönheit dieser Stadt zu besuchen, innezuhalten und die Stadt mit neuen Augen wahrzunehmen, befreit und leicht und mit Respekt und Anerkennung.

Rigmor – das älteste Segelschiff

In Glückstadt hat das älteste noch in Betrieb befindliche Segelschiff, die Rigmor, ihren Heimathafen. Sie wurde als Kutter mit geringem Tiefgang konstruiert und hier im Jahr 1853 gebaut. Als Zollkreuzer sollte sie auch in flachen Gewässern zu steuern sein. Doch sollte sie auch voll segelfähig sein, so brachte man ihr zur Stabilisierung zwei Seitenschwerter bei. Nach einer wechselvollen Geschichte und einem rauhen und harten Arbeitsleben kam sie nach Glückstadt zurück und steht heute für spannende Törns vor den Toren Glückstadt zur Verfügung. Dabei wird sie liebevoll gepflegt von einem eigenen Verein. Informationen gibt es unter rigmor glückstadt

Detlefsen-Museum im Brockdorff-Palais

Das Brockdorff-Palais entstand im Jahr 1632 im für Glückstadt typischen Renaissance-Stil. Heute spürt man immer noch den Glanz des dänischen Herrschaftshauses. Doch mittlerweile hat hier das Detlefsen-Museum Einzug gehalten und präsentiert die Lebens- und Wohnkultur aus der Gründerzeit und des Aufschwungs der Stadt. Die alte Stadtapotheke von 1830 oder die Bauernstube von 1800, viele Trachten, Gemälde, Porzellan oder Schmuck geben Einblick in den früheren Reichtum und Wohlstand dieser Stadt.

Immer wieder finden hier thematische Wechselausstellungen statt. Auch für Kinder ist dieses Museum auf besondere Weise erlebbar. Konzerte oder Lesungen sind in diesem Ambiente ein ganz besonderes Erlebnis.

Kunstverein Palais für aktuelle Kunst e.V.

Der Kunstverein Palais für aktuelle Kunst e.V. bringt internationale Gegenwartskunst in diese Stadt. Vorzugsweise kommen Malerei und Fotografie in den Fokus. Das denkmalgeschützte Adelspalais aus dem 17. Jahrhundert präsentiert auf 350 Quadratmetern etwa fünf Ausstellungen im Jahr. Schülerprojekte und Künstlergespräche vermitteln die Entstehung und Initiative für diese Motive. Das Palais hat sich mit seinem langjährigen Engagement mittlerweile zu einer der ersten Adressen für zeitgenössische Kunst in Schleswig-Holstein entwickelt.

Docke Fischpark

Glückstadt empfiehlt sich für jede Generation. Familien, Kinder, Junge und Ältere, für jeden ist die Stadt offen. Ob Segler oder Camper, ob Shopper oder Genießer, es ist die Vielfalt, die hier die Generationen zusammenführt. Eines dieser Beispiele  ist die ausgebaute Docke zwischen der historischen Innenstadt und den Naturraum der Elbe. Der Freizeit- und Themenpark trägt den Namen vor dem Hintergrund der maritimen Geschichte Glückstadts. Der Hafen war Heimathafen für die Walfang- und Heringsflotte. Von hier aus startete auch der Glückstädter Hering seinen Siegeszug. Spielplatz, Aussichtspunkte auf Stadt und Deich und die gestaltete Flutmauer geben dem Gelände einen spannenden Rahmen.

 Binnenhafen

Ich wüsste nicht, wo ich einen ähnlich schönen Hafen schon einmal gesehen habe. Vor dem Hintergrund der malerischen Häuserzeile zieht der Hafen jeden Besucher in seinen Bann. Für viele Segler ist Glückstadt der Ausgangspunkt für einen Törn in die Nordsee. Der Deich ist zu Fuß erreichbar und bietet einen weiten Blick über die Elbe und ihre Mündung. Durch die Elbmarschen werden Rad- und Wandertouren zu sinnlichen Pilgerrouten. Leuchttürme weisen den Weg des Stromes hinaus zum Meer und bei Kollmar bietet der nahegelegene Elbstrand die Möglichkeit zu einem Bad in diesem einzigartigen Ambiente. In Sichtweite legen die Fähren ab und bringen uns auf die niedersächsische Seite der Elbe.

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