Zu Besuch im Naturschutzgebiet Beltringharder Koog in Schüttsiel

Zwischen Husum und Bredstedt liegt ein weites Land, so flach wie der Meeresboden und so weit wie das Auge reicht- das Naturschutzgebiet Beltringharder Koog in Schüttsiel. Es ist so groß, dass es sogar eine kleine Privatbahn unterhält.

Von hier aus fahren die kleinen Loren über einen Damm durch das Wattenmeer zur Hallig Nordstrandischmoor.

Wie platt ist das denn? Eine Eisenbahn mitten durch das Watt….

Wie oft bin ich schon im Beltringharder Koog gewesen. In meiner zurückliegenden Zeit in Husum kam ich oft mit dem Fahrrad oder zu Fuß in dieses wundersame wie wunderschöne Naturschutzgebiet im mittleren Nordfriesland. Nun kann man annehmen, dass es an der Nordsee in Nordfriesland überall gleich (langweilig) aussieht- überall nur grüner Deich, Schafe und plattes Land.

Aber es ist wie im Watt- geht man erst einmal auf Spurensuche, entdeckt man so viele Details, dass es einem den Atmen raubt. Eines dieser Details, welches  sich sofort in mein Herz einschlich, war die kleine Eisenbahn mit ihrer Schmal-Schmal-Spur. Vielleicht ist die Spurweite ein wenig breiter als die der Kindereisenbahnen in Vergnügungsparks. Aber diese kleine Lorenbahn im Beltringharder Koog bedeutet ja auch die einzige Anbindung an die Hallig Nordstrandischmoor. 

Über diese Schienenverbindung vom kleinen Bahnhof in Lüttmoorsiel nach Nordstrandischmoor wird wirklich alles transportiert: Baumaterial, Möbel, Lebensmitteleinkäufe, Schafe, alles für den Küstenschutz und natürlich die Menschen, die auf Nordstrandischmoor leben oder Urlaub machen.

Also wirklich Urlaub machen in einer der bezaubernden Ferienwohnungen. Mal zum Knipsen eine Tour rüber machen ist nicht. Und schon gar nicht, sein Auto auf die Hallig Nordstrandischmoor mitzunehmen. 

Von Vögeln und Rattern der Loren im Beltringharder Koog

Schon von weitem hört man die Loren, wenn sie auf dem schmalen Damm von Nordstrandischmoor in Richtung Lüttmoorsiel rattern. Nichts hält diese kleinen benzingetriebenen urigen Relikte aus, diese Mischung aus Rasenmäher und Gokart in Eigenbau. Nur Sturmfluten verhindern eine Überfahrt. Aber nach nordfriesischer Art fährt man dann einfach später rüber. 

Ein wenig erinnert mich die Lorenbahn an die Insel mit zwei Bergen und der Geschichte von Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer.  Spätestens hier wäre dem Verfasser diese Geschichte eingefallen.

Und so rattern diese Bonsai- Lokomotiven mühsam den Deich auf der Nordseeseite hinauf, stoppen auf dem Abstellgleis, um dann abzuwarten, bis sich Lokomotivführerin oder Lokomotivführer hinaus begeben, die Weiche umlegen und auf Landseite den Deich wieder hinunter rauschen. 

Dein Auto – meine Lore

Auf Nordstrandischmoor leben fast 30 Menschen auf vier Warften. Und so steht eben nicht das eigene Auto vor der Tür, sondern die Lore. Weichenanlagen sorgen am Anfang und Ende des Dammes für eventuelle Ausweichmanöver, sollte es doch zu Gegenverkehr kommen. Aber im platten Land kann man bei klarer Sicht ja auch ewig weit gucken und da fällt ein ratterndes Gedöns schon rechtzeitig auf. Wie das sich im Nebel verhält, wird eine meiner Fragen für den nächsten Artikel sein.

Aber Jung und alt nehmen diesen Weg. Kindern wird der Umgang mit der Lore sozusagen mit der Muttermilch mitgegeben. Denn die Lorenfahrt ist eine der ersten motorisierten Ausflüge in ihrem Leben, wenn sie zum ersten Mal nach Hause kommen. Aber sie ist auch die letzte Fahrt, denn seit 1927 wird niemand mehr auf Nordstrandischmoor beerdigt.

Die Entstehung des Beltringharder Koog

Und nun sind wir hier, im Beltringharder Koog. Und nehmen ein Stück weit Anteil am Leben der Menschen auf Nordstrandischmoor. Einer Hallig, die ihren Beitrag zum Küstenschutz der Nordseeküste leistet, an vorderster Front. Denn wie alle Halligen bekommt sie den ersten Schwung ab. 

Küstenschutz ist auch der Grund des Beltringharder Koog. Denn der Hauptdeich lag bis zum Jahr 1987 weit zurück. Die Umgebung des Beltringharder Koog wurde regelmäßig von Sturmfluten überspült.

Endlich konnte man den Deich zwischen Nordstrand und Reußenköge schließen. Das hatte allerdings zur Folge, dass nun das Wasser im Beltringharder Koog nicht mehr ins Meer hin abfließen konnte. Eine ganz neue Landschaft und ein neuer Binnensee entstand. Der Beltringharder Koogsee ist genau genommen eine Lagune und wird offiziell als „Lagune Beltringharder Koog“ bezeichnet. Wie auch immer, die Lagune Beltringharder Koog ist heute der größte Binnensee in Nordfriesland.

Das Küstenschutzprojekt sorgte in der Planungsphase für engagierte und kontroverse Diskussionen. Wie konnte man den erforderlichen Naturschutz mit dem ebenfalls erforderlichen Küstenschutz in Einklang bringen? Man fand einen Kompromiss, der dafür sorgte, dass der Beltringharder Koog komplett und dauerhaft unter Naturschutz gestellt wurde. So entstanden Feuchtwiesen, Salzwasserlagunen, Salzwiesen und Süßwasserseen.

Vom Leben im Beltringharder Koog

Heute führt ein langgezogener Damm durch den Beltringharder Koog bis nach Lüttmoorsiel. Ein kleiner Imbiss bietet Fischbrötchen, Eis und Kaffee und Kuchen. Für das Parken wird um einen Euro gebeten und gleichzeitig darauf unmissverständlich hingewiesen, dass hier nach 22.00 Uhr kein Wohnmobil mehr zu stehen hat. Nachts soll der Beltringharder Koog ganz den Tieren gehören, vor allem den zahlreichen Nonnengänsen, die sich hier zuhause fühlen.

Tagsüber bietet sich die kleine Badestelle Lüttmoorsiel mit Blick auf die Lorenbahn und die Hallig Nordstrandischmoor an. Duschen unterhalb des Deiches laden zu einer Wattwanderung ein, für die man aber unbedingt auf den Gezeitenkalender achten sollte. Auf jeden Fall bietet sich der Beltringharder Koog als Ausgangspunkt für Radtouren und ausgedehnte Spaziergänge entlang der Nordseeküste an. Und wenn der Wind zu doll entgegen pustet, wechselt man einfach auf die Innenseite des Deiches und genießt noch lange den Blick auf den Beltringharder Koog.

Komm bald wieder – in den Beltringharder Koog

Zum Glück haben wir es nicht sehr weit, den Beltringharder Koog zu besuchen. Und so nutzen wir den Umstand, dieses einmalige Naturschutzgebiet  bei Wind und Wetter und zu jeder Jahreszeit zu besuchen. Uns zu sonnen oder durchpusten zu lassen. Um dann wieder mit Wehmut nach Hause zu fahren und zu wissen, dass wir bald wieder hier sind.

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